Die beiden führenden Solarmessen in der Welt platzten aus allen Nähten. Ein eindrucksvolles Zeichen der schnell wachsenden Solarindustrie. Auf der Intersolar 2024 in München gab es dieses Jahr ein Rekordergebnis mit ca. 115.000 Besuchern und 3048 Ausstellern. Quelle

Auf der weltgrößten Solarmesse der SNEC 2024 in Shanghai eine Woche zuvor waren es sogar über eine halbe Millionen Besucher und 3600 Aussteller. Quelle

In der Tat ist das Wachstum des globalen Ausbaus der Solarmodule atemberaubend. Nach Analyse des Fraunhofer Instituts ISE in Freiburg wurden im Jahr 2023 ca. 500 GW PV-Module in der Welt neu installiert. Im Jahr 2022 waren es ca. 280 GW. 86% aller im Weltmarkt verbauten Module kamen dabei aus China. In China selbst wurde fast die Hälfte der PV-Installation erzielt. (pdf) Quelle

Selbstverschuldeter Niedergang der einstigen deutschen Solarführerschaft

Nun zeigt sich, welch großer Fehler es für die deutsche Industrie war, dass ab 2012 die CDU/CSU/FDP Regierung drastische Einschnitte in das EEG vornahm und der deutsche Binnenmarkt deshalb binnen zwei Jahren von ca. 7 GW auf etwa 1 GW schrumpfte. Auch die große Koalition aus CDU/CSU/SPD schaffte keinen wirklich starken Markthochlauf mehr. Dies führte zusammen mit den Europäischen Solarzöllen zu einem Ende der damaligen industriellen Führerschaft Deutschlands und China eroberte auf Basis eines hervorragenden EEG mit dem Hochlauf eines starken Binnenmarktes auch die Führerschaft der solaren Industrieproduktion.

Trotz eines starken Anwachsens des deutschen PV-Binnenmarktes auf etwa 15 GW dank einer Grünen Regierungsbeteiligung im Jahr 2023 konnte sich keine PV-Industrie mehr etablieren. Im Gegenteil: von den wenigen Herstellern in Deutschland haben Meyer Burger und Solarwatt sogar das Ende der Produktion angekündigt.

Bisher ist es also weder der Ampelkoaltion noch der EU-Kommission trotz vollmundiger Versprechungen nicht gelungen eine heimische Solarindustrie wieder aufzubauen. Dabei wäre sie dringend nötig um die Abhängigkeit von der chinesischen Solarproduktion zu reduzieren.

In dieses politische Defizit kommt nun auf Initiative von Prof. Dr. Eicke Weber ein Vorschlag, des European Solar Manufacturing Council die europäische Solarindustrie wieder zu beleben.

Auf der Intersolar wurde in einer Pressekonferenz diese Initiative von Prof. Dr. Eicke Weber, Dr. Winfried Hoffmann und mir vorgestellt. (YouTube Video) Quelle

Der Kern des Vorschlages ist, dass ein Label für heimische Produktion vergeben wird und sich die Photovoltaikanlagen-Investoren selbst verpflichten einen wachsenden Anteil heimischer Solarproduktion in ihre Verkaufsportfolios aufzunehmen.

Lesen Sie hier die ins Deutsche übersetzte Pressemitteilung dazu:

Ein Portfolio-Label für inländische PV-Produktion
Pressekonferenz zur Einführung eines Programms zur Unterstützung lokaler PV-Fertigung

Die europäische Photovoltaik- (PV) Fertigungsindustrie steht vor erheblichen Herausforderungen. Im Jahr 2024 machen europäische Produktionen weniger als 10 % aller in Europa verkauften Module aus, wobei weniger als 5 % europäisch hergestellte Solarzellen enthalten. Gesetzgeberische Bemühungen zielen darauf ab die Branche zu stabilisieren, doch diese sind zeitaufwendig. Ein großes Problem ist die zunehmende und alarmierende Preisdifferenz zwischen importierten und inländisch produzierten PV-Modulen.

Um diesem Problem zu begegnen entwickelt der European Solar Manufacturing Council (ESMC) das „DomesticProduction Portfolio“ (DPP) Programm in Zusammenarbeit mit externen Interessengruppen. Das DPP, eine freiwillige Initiative, ermutigt Abnehmerunternehmen, mehr europäisch hergestellte PV-Module in ihre Verkaufsportfolios aufzunehmen. Dieses Label signalisiert ein Engagement für lokale Fertigung, Arbeitsplatzschaffung und wirtschaftliche Stärke. Das DPP soll nicht die gesetzgeberische Unterstützung ersetzen, sondern ergänzend wirken, ähnlich wie freiwillige Initiativen wie das Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) System und der Renewables Portfolio Standard (RPS) in den USA.

Das DPP untersucht auch Mechanismen wie Preishebelung um den Preisunterschied zwischen europäischen und chinesischen Modulen abzumildern, sodass Endkunden, die europäische Module kaufen, nicht die volle Preisdifferenz tragen müssen. Es ist für eine sofortige und flexible Umsetzung konzipiert und unterstützt den heimischen Inhalt für PV-Installationen außerhalb öffentlicher Beschaffungen und Ausschreibungen, die nicht Ziel des Net Zero Industry Act (NZIA) sind. Das Programm kategorisiert europäische PV-Module basierend auf ihrer Beteiligung an der Wertschöpfungskette.

Ziel ist es, eine vollständige Wertschöpfungskette in Europa zu etablieren, beginnend mit einer 5%igen DPP-Verpflichtung im Jahr 2026, die auf 10 % im Jahr 2027 und bis 2030 auf 40 % des Marktes ansteigen soll. Dieser Fahrplan unterstützt die notwendige Zeit für den industriellen Ausbau.

Mit steigender Produktion werden sich die Kosten für europäische PV-Module zunehmend an internationale Kosten annähern, was möglicherweise die Notwendigkeit des DPP-Labels bis in die 2030er Jahre verringert.

Hans-Josef Fell, ehemaliger MdB und Mitautor des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), kommentiert: „Europa braucht seine eigene Solarproduktion um die Abhängigkeit von chinesischen Importen zu reduzieren. Die Umsetzung des DPP-Vorschlags des ESMC ist entscheidend für das Wachstum der heimischen Produktion parallel zum expandierenden Solarmarkt.“
Eicke Weber, Mitbegründer des ESMC und MCPV, ergänzt: „Die dringend benötigte Renaissance der europäischen Solarindustrie erfordert Sicherheit hinsichtlich des Absatzes inländischer Module. Das DPP-Programm bietet eine solche Sicherheit ohne auf öffentliche Unterstützung warten zu müssen, was die Aufgabe für alle DPP-Teilnehmer, die sich bereits jetzt anmelden, erleichtern wird!“

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