Die Widersprüchlichkeiten von EU-Bauernverband und EU-Landwirtschaftspolitik – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

In der EU gibt es wütende Bauernproteste, nicht nur in Deutschland oder Polen, auch in Frankreich und anderen Ländern

Nun hat der französische Agrarminister Marc Fesneau im Einklang mit neuer EU-Politik angekündigt, auf viele Forderungen des EU-Bauernverbandes einzugehen.

So strebt Fesnau Steuererleichterungen an, insbesondere für Dieselkraftstoff, sowie finanzielle Hilfen im Falle von klimatischen Ereignissen. Dabei versprach Fesneau, die Strafen für Umweltvergehen zu überprüfen, da sie als „unverhältnismäßig“ empfunden werden. Die Richtung ist klar: Notwendige Klimaschutzmaßnahmen der Landwirtschaft werden zurückgeschraubt.

Fehlender Klimaschutz wird aber in letzter Konsequenz auch die EU immer tiefer in Ernährungsunsicherheit und höhere Lebensmittelpreise mitsamt einer steigenden Inflation stürzen.

Es grenzt an Schizophrenie, einerseits Hilfen für klimabedingte Ernteschäden zu fordern, aber gleichzeitig die eigenen notwendigen Beiträge zum Klimaschutz zu verweigern.

Obwohl sowohl der EU-Bauernverband als auch die deutschen und französischen Interessengruppen beides fordern, schadet diese Politik am Ende den Bauern und der gesamten Gesellschaft. Die intensiven Landwirtschaftsmethoden tragen zusätzlich zur Erderhitzung bei und führen zu mehr Missernten, was die Lebensmittelversorgung insgesamt gefährdet. Eine solche Politik ist unverantwortlich: Es wird beklagt, dass die Erde sich erwärmt, und gleichzeitig werden von der Öffentlichkeit Ausgleichszahlungen für zunehmende Klimaschäden gefordert, während gleichzeitig die notwendige klare Umkehr zu einer klimaschonenden Landwirtschaft aktiv bekämpft wird.

Erdüberhitzung treibt uns alle unaufhaltsam in Ernährungskrisen

Gerade hat die Europäische Umweltagentur einen letzten Weckruf gestartet, in dem erhebliche Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung, auch in der Landwirtschaft, gefordert werden, um in den nächsten Jahrzehnten Ernteausfälle durch Dürren oder Starkregen und damit einhergehend drastisch steigende Lebensmittelpreise oder sogar Hungersnöte in der EU zu vermeiden.

So emittiert die Landwirtschaft rund 10 % der gesamten Treibhausgasemissionen in der EU, was den höchsten Anteil nach den Industriezweigen Energie, Verkehr, Wohnraum und Handel darstellt.

Dabei könnte und müsste sich die Landwirtschaft in Gänze wandeln, von einem treibhausgasemittierenden Wirtschaftszweig zu einer kohlenstoffsenkenden, regenerativen Landwirtschaft. Mit Humusaufbau, höherer Biodiversität, artgerechter Tierhaltung und fossil freien Antrieben im Landmaschinenpark könnte sie erheblich zum Klimaschutz beitragen. Doch genau davon ist die meist intensiv geführte Landwirtschaft weit entfernt. Nur die Biolandwirtschaft kommt diesen klimaschützenden Anbaumethoden nahe.

Die klimabedingten landwirtschaftlichen Schäden nehmen bereits jetzt rapide zu

Eine neue Untersuchung aus Frankreich hat ein erschreckend schnelles Anwachsen der Klimaschäden in der Landwirtschaft aufgezeigt.

Klimawandel, Tierseuchen und politische Krisen haben die Kosten für die Unterstützung der französischen Landwirte durch den Staat in den letzten Jahren extrem schnell steigen lassen.

Demnach hat der französische Staat im Jahr 2022 mehr als 2,1 Mrd. € ausgegeben, um die Landwirte vor dem Hintergrund von Witterungsextremen, den Auswirkungen von Tierseuchen sowie Verwerfungen infolge politischer und gesundheitlicher Krisen zu unterstützen.

Im Jahr 2021 beliefen sich die entsprechenden Ausgaben laut Analyse noch auf etwa 900 Mio. €. Von 2013 bis 2020 wurde die jährliche Schwelle von 500 Mio. € nicht ein einziges Mal erreicht.

Wetterextreme und Tierseuchen nehmen mit jeder Erhöhung der Erdtemperatur zu, ebenso wie politische Krisen und Proteste, wenn es infolge von extremwetterbedingten Missernten zu steigenden Lebensmittelpreisen kommt. Diese Kosten sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und werden die Solidargemeinschaft (Versicherungen oder staatliche Hilfen) in den kommenden Jahren zunehmend überfordern.

Genau dieser Zusammenhang wurde nun in einer neuen Nature-Studie wissenschaftlich belegt: Höhere Temperaturen lassen die Nahrungsmittelpreise und damit die Gesamtinflation sowohl in Ländern mit höherem als auch in Ländern mit niedrigerem Einkommen kontinuierlich steigen.

Wenn es nicht endlich einen starken Klimaschutz gibt, wird eine gefährliche Spirale immer weiter angeheizt: Wütende Bauern werden protestieren, wenn ihnen Staat und Versicherungen die zunehmenden Ernteschäden nicht mehr zahlen können. Wütende Verbraucher werden protestieren, wenn sie die immer höheren Lebensmittelpreise nicht zahlen können oder wollen. Ein großer Teil der Protestierer ist jedoch selbst mitschuldig, weil sie jahrzehntelang eine klimafreundliche Landwirtschaft abgelehnt haben oder als Verbraucher lieber billige, gesundheitsschädliche Lebensmittel konsumierten, anstatt auf Bio-Qualität, Tierwohl sowie Natur- und Klimaschutz zu achten.

Es ist fatal, dass viele von allen diesen heute nicht erkennen, wohin sie die gesamte Gesellschaft mit ihren wütenden Protesten und falschen politischen Entscheidungen treiben: immer tiefer in die Klimakatastrophe.

Landwirtschaft ist Opfer und Täter der Erdaufheizung zugleich

Die Präsidentin des EU-Bauernverbandes Copa sieht zwar die landwirtschaftlichen Einkommen durch Klimaextreme bedroht, da Überschwemmungen und extreme Trockenheit immer häufiger auftreten und ein zunehmendes Risiko für die Einkommen der Landwirte darstellen. Gleichzeitig kritisierte die Französin jedoch die übermäßigen Umweltauflagen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), insbesondere die zu strenge Konditionalität und die hohen Anforderungen vieler Eco-Schemes.

Welch unverantwortliche und widersprüchliche Sichtweise des EU-Bauernverbandes: Die Effekte des Klimawandels als Bedrohung zu erkennen und gleichzeitig erforderliche Klimaschutzmaßnahmen als unzumutbare Belastung abzulehnen, kann nur ins Verderben führen. Denn wie sollen sonst, außer mit Klimaschutzmaßnahmen – die meisten davon sind ja gleichzeitig Umweltschutzmaßnahmen – die Zunahme der zu recht beklagten Klimaschäden eingedämmt werden?

Wer wie die offizielle Politik des Bauernverbandes in Deutschland, Frankreich oder der EU einen Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz ablehnt, wie die Umwandlung zur regenerativen Landwirtschaft oder die Abschaffung der Subventionen für fossilen Agrardiesel, wird weitere Erhitzung der Erdtemperatur ernten und damit auf den Feldern immer weniger Agrarfrüchte ernten. Biobauern haben dies seit vielen Jahren erkannt und klimaschützende Anbaumethoden entwickelt. Die von der Bauernverband vertretene intensive Landwirtschaft weigert sich jedoch konsequent, eine klimaschützende, regenerative Landwirtschaft, die kohlenstoffsenkend ist, flächendeckend aufzubauen.

Klimaschädliches Erdöl dominiert auch die Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie

Die hohe Abhängigkeit der Lebensmittelerzeugung vom fossilen klimaschädlichen Erdöl wird schnell sichtbar, wenn man sich vor Augen führt, wo in der Landwirtschaft überall Erdöl oder auch Erdgas verwendet wird:

Als Kraftstoff für Landmaschinen wie Traktoren und Mähdrescher.
Zur Deckung des Strombedarfs in der Viehhaltung, bei Pflanzenölpressen und anderen Anwendungen.
Als Heizmittel in landwirtschaftlichen Betrieben.
In den Transportfahrzeugen für die Verteilung von Lebensmitteln vom Erzeuger zum Verbraucher, sei es per LKW, Schiff, Flugzeug oder andere Transportmittel.
In der Weiterverarbeitung von Agrarprodukten, beispielsweise in energieintensiven Bäckereien und Metzgereien.
Für die Herstellung von Mineraldünger und Pestiziden.
In Lebensmittelverpackungen wie Plastikverpackungen oder landwirtschaftlichen Folien, beispielsweise beim Spargelanbau.
Für die Lagerung von Lebensmitteln, sei es zur Kühlung, Erhitzung oder Trocknung.

Dadurch trägt die Lebensmittelwirtschaft weit mehr als 10% der Treibhausgasemissionen bei, da viele dieser Emissionen nicht auf den Feldern entstehen, sondern beispielsweise beim Transport der Lebensmittel.

Die Erdölkriege treiben auch die Lebensmittelpreise nach oben

Besonders besorgniserregend ist die hohe Abhängigkeit der Lebensmittelerzeugung, Weiterverarbeitung und des Transports von Erdöl. Steigt der Rohölpreis, so steigen automatisch auch die Lebensmittelpreise. Aktuell befinden sich die Rohölpreise mit über 90 US-Dollar pro Barrel wieder auf einem steilen Aufwärtstrend. Es wird befürchtet, dass dies erst der Anfang einer starken Rohölpreissteigerung ist.

Die zunehmenden Spannungen und Konflikte in vielen Erdölfördergebieten wie dem Nahen Osten, Russland, der Ukraine, Sudan, Libyen, Nigeria und anderen lassen weiterhin schnell steigende Rohölpreise befürchten. Damit wird die Politik des Festhaltens an den Subventionen für fossilen Agrardiesel immer absurder. Gegen den Abbau von Subventionen kann man zwar noch gegen die eigene Regierung protestieren. Wenn jedoch der Iran, ähnlich wie bereits 1973 die gesamte arabische Welt, Erdöl erneut als Waffe einsetzt, dann können selbst wütende Bauern mit ihren Traktoren nichts mehr ausrichten. Die Revolutionsgarden in Teheran werden davon jedenfalls nicht beeindruckt sein. Es bleibt nur der Weg, schnell Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen und die Lebensmittelwirtschaft von der hohen Abhängigkeit vom Erdöl zu befreien. Doch das steht nicht im Fokus der Bauernverbandsfunktionäre und Politiker, die ihren eigenen Denkweisen folgen.

Die Lösungen liegen längst auf dem Tisch

Erfolgreich haben bereits zahlreiche Landwirte umfangreiche Lösungen seit vielen Jahren verwirklicht. Dazu gehören sowohl Biolandwirte als auch konventionelle Landwirte, die eine regenerative, kohlenstoffsenke Landwirtschaft praktizieren. Es gibt Landwirte, die ihre Traktoren mit reinem Pflanzenöl vom eigenen Acker oder mit Solarstrom betreiben. Ebenso sind Landwirte zu nennen, die starken Humusaufbau oder Torfaufbau auf ihren Flächen betreiben. Weiterhin gibt es Landwirte, die komplett auf klimaschädliche Mineraldünger und Pestizide verzichten und ihre Tiere artgerecht auf der Weide halten, anstatt sie in tierquälerischen Massentierställen zu halten. Einige Landwirte stellen auch ihre eigenen Feldfrüchte für die Energieversorgung in ihren Dörfern mit Biogasanlagen bereit. Zudem gibt es Landwirte, die Reststoffe zu Biokohle verarbeiten und damit hochfruchtbare Böden schaffen, die keinen Mineraldünger benötigen.

Diese Landwirte haben sich in anderen Verbänden wie den Verbänden der Biolandwirtschaft oder der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft organisiert. Die meisten von ihnen sind nicht protestierend mit Traktoren auf die Straße gegangen und fordern keine Beibehaltung der Steuerbefreiung für Agrardiesel oder Abschaffung der Umweltauflagen, denn sie halten diese längst ein. Doch sie sind in der Minderheit, und der große Bauernverband vertritt nicht ihre Interessen.

Aktuell wirtschaften gerade einmal 10% der landwirtschaftlichen Betriebe nach den Biolandwirtschaft-Richtlinien, und nur 12% der Tierhalter halten ihre Tiere nach Biokriterien.

Dabei sind es gerade diese Landwirte, die für den Klimaschutz in der Landwirtschaft und damit auch für langfristige Versorgungssicherheit und bezahlbare Lebensmittelpreise sorgen. Es wäre notwendig, dass endlich alle Landwirte ihrem Beispiel folgen würden, anstatt mit Traktoren auf den Straßen gegen jede notwendige Klimaschutzmaßnahme wie die Abschaffung der Agrardieselsubventionen oder Umweltauflagen zu protestieren. Viele Biobauern zeigen, dass auch sie erfolgreich wirtschaftlich arbeiten können.

Diese ökologisch arbeitenden Landwirte wären noch erfolgreicher und zahlreicher, wenn auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in größerem Stil gesunde Biolebensmittel, Fleisch aus artgerechter Tierhaltung oder vegetarische und vegane Produkte kaufen und verzehren würden, anstatt krank machende Lebensmittel mit Pestiziden oder Antibiotika zu konsumieren.

Es gibt bereits umfangreiche Forschungsprojekte, die aufzeigen, wie die Landwirtschaft ökologisch, klimaschützend, biodivers und dennoch wirtschaftlich rentabel umgestaltet werden kann. Ein herausragendes Beispiel ist das Projekt Landwirtschaft 5.0 an der Hochschule Offenburg unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Kray, das neue Wege in diesem Bereich aufzeigt.

Einzelne Landwirte haben seit Jahrzehnten Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt. Stellvertretend sei der erste österreichische energieautarke Bauernhof von Wolfgang Löser genannt. Mit Pflanzenölen im Traktor und PV auf den Dächern hat er schon vor 20 Jahren begonnen und bis heute keine fossilen Energien genutzt. Daher ist er nicht auf Agrardieselsubventionen angewiesen.

Wir haben es selbst in der Hand: Kaufen wir alle unsere Lebensmittel nach Klimaschutzkriterien – ökologisch, regional und fair

Doch der deutsche, französische und EU-Bauernverband interessieren sich nicht für solche Lösungen und die seit Jahrzehnten verwirklichten Beispiele. Der Hauptgrund dafür liegt in der engen Verbindung vieler ihrer Funktionäre mit der Industrie der Massentierhaltung, Düngemittelproduzenten, Pestizidhersteller und anderen. Dadurch vertreten sie nicht die Interessen einer Landwirtschaft, wie wir sie zukünftig benötigen, um Ernährungssicherheit und bezahlbare Lebensmittel zu gewährleisten. Besonders bedenklich ist, dass die EU-Agrarebene sowie Landwirtschaftsminister aus Frankreich oder Polen genau diese klimazerstörenden Agrarmethoden weiterhin unterstützen. Sie treiben damit auch die EU und die gesamte Welt immer tiefer in die Klimakatastrophe mit zunehmenden Missernten, steigenden Lebensmittelpreisen und letztlich immer schlimmeren Hungerkatastrophen, wie es die EU-Umweltagentur in ihrem Weckruf klar aufgezeigt hat.

Wir haben jedoch alle selbst in der Hand: Als Landwirte können wir Klimaschutz verwirklichen, wie es viele bereits beispielhaft tun. Als Verbraucher können wir die ökologisch und fair arbeitenden Bauern, insbesondere aus der eigenen Region, unterstützen. Als Politiker sollten wir dem massiven Druck der intensiv wirtschaftenden Landwirtschaftsfunktionäre und wütenden Bauernprotesten nicht nachgeben, sondern stattdessen endlich eine Landwirtschaftspolitik fördern, die Klimaschutz und das Gemeinwohl befördert.

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BRC Solar Power Optimizer

Webinar – Der „Alles“-Optimierer

Exklusiv für Partner, Interessenten und Kunden von EEHD

Vorstellung des vielseitig einsetzbaren „Alles“-Optimerer. Egal ob Anlagen-Repowering und Neubau. Der Optimierer ist zu vielen Wechselrichter-System kompatibel und Sie können bestehende Systeme nachrüsten, oder auch nur einen einzelnen Optimier einbauen. Wie und warum? Noch mehr Fragen können Sie im Webinar am Freitag 14:00 Uhr selbst stellen. Anmeldung direkt über den Link.

Sollten Sie den Anmeldelink per E-mail nicht automatisch zugesandt bekommen, senden wir Ihnen den kurz vor der Veranstaltung noch einmal zu. Ihre Teilnahme ist mit der Eintragung ihrer E-Mail-Adresse registriert.

 

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Die Einweihung der neuen Batteriefabrik Northvolt ist ein starker Lichtblick – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Wiederaufbau deutscher Solarindustrie an FDP gescheitert

Die gerade an der FDP gescheiterte Unterstützung zum Wiederaufbau einer deutschen Solarindustrie ist bezeichnend für den schleichenden Niedergang der deutschen Industrie insgesamt. Angeblich seien die Subventionen zu hoch und nicht verantwortbar.

Zur Erinnerung: Um 2012 herum war es insbesondere der FDP-Wirtschaftsminister Rösler, der zusammen mit der Union die einstige solare Weltmarktführerschaft Deutschlands zusammen mit über 100.000 Jobs aktiv vernichtete.

Damals wie heute wurden immer wieder marktliberale Gründe vorgeschoben, wie das Zurückdrängen staatlicher Subventionen und das ständig wiederholte Mantra, der „Markt“ solle über alles entscheiden. Doch diese marktliberalen Einstellungen waren und sind allerdings bis heute kein Grund für die FDP, die hohen fossilen Subventionen und Marktverzerrungen für Erdgas sowie das aktuelle Strommarktdesign endlich anzugehen. Getrieben wurde der damalige Niedergang der Solarindustrie von einem dauerhaften Trommelfeuer gegen angeblich zu hohe staatliche Subventionen in der Solarwirtschaft durch verschiedene Wirtschaftsinstitute in Deutschland, mit Ausnahme des DIW. Viele dieser Institute lobbyierten und lobbyieren bis heute zusammen mit dem weltweit agierenden Atlasnetzwerk, das ab 1981 von der US-Ölindustrie aufgebaut wurde, um die Interessen der fossilen und atomaren Wirtschaft zu schützen. Während Subventionen für Erneuerbare Energien attackiert werden, werden die deutlich höheren Subventionen in der fossilen und atomaren Wirtschaft kaum thematisiert.

Freiberger Landrat will mit Bürgerenergie Ausbau die Meyer Burger Solarfabrik doch noch retten

Als Antwort auf das Versagen der FDP in der Bundesregierung möchte nun der Landrat von Freiberg, Dirk Neubauer, ein einzigartiges Solarprojekt vorantreiben, um die Solarfabrik von Meyer Burger in Freiberg zu retten. Aufgrund des Mangels an Unterstützung durch die Bundesregierung musste bereits vielen Arbeiterinnen und Arbeitern in der Freiberger Solarfabrik gekündigt werden. Nun sollen im Landkreis Solaranlagen mit einer Kapazität von einem Gigawatt errichtet werden, die hauptsächlich durch Bürgerkapital und regionale Banken finanziert werden, um die Fabrik doch noch auszulasten. Das Klimaschutzunternehmen Ansvar2030 mit CEO Felix Rodenjohann und District Energy planen, den erzeugten Solarstrom zu nutzen, um allen 300.000 Einwohnern der Region Mittelsachsen ein vollständig emissionsfreies Leben zu ermöglichen.

Ob dem Niedergang der deutschen Solarwirtschaft nun die Automobilwirtschaft folgt?

Nach der Solarwirtschaft befindet sich auch die deutsche Automobilwirtschaft längst auf einem absteigenden Ast. Die Konzernchefs von VW, Daimler, BMW und Co. haben mit politischer Unterstützung der FDP, Union und SPD viel zu lange auf den fossilen Verbrennungsmotor gesetzt und tun dies noch heute. Daher waren in Deutschland vor allem Tesla und Renault mit ihren Elektroautos erfolgreich, während die deutschen Hersteller zurückblieben.

Gerade hat Daimler sein Ziel, bis 2030 ausschließlich Elektroautos herzustellen, wieder aufgegeben und plant stattdessen weiterhin 50 % fossile, klimaschädliche Verbrenner zu produzieren.

Zwar hat der VW-Konzern etwas Boden gut gemacht, liegt jedoch mit 4,6 % Marktanteil bei E-Autos auf dem letzten Platz der Top 5 der Weltrangliste. Angeführt wird diese von Tesla mit einem Anteil von 19,9 % am weltweiten Umsatz im Jahr 2023, gefolgt von drei chinesischen Herstellern in der Rangliste – BYD (17,1 %), GAC Aion (5,2 %). %) und SAIC-GM-Wuling (4,9 %).

In 2023 haben Tesla und BYD zusammen mehr E-Autos verkauft als alle europäischen Hersteller zusammen.

Dabei spielen technologisch weit fortgeschrittene chinesische Hersteller, allen voran BYD aus China, auf dem europäischen Automarkt noch eine untergeordnete Rolle. Doch das ändert sich gerade. BYD plant bis 2026, allein 200 Containerschiffe für den Export von Elektroautos zu bauen, um über den chinesischen Markt hinaus zu expandieren. Kürzlich wurde das erste dieser Schiffe in Bremerhaven entladen, auf dem sich 3000 E-Fahrzeuge von BYD befanden.

Angesichts dieser Offensiven der Weltmarktführer BYD, Tesla und anderer Hersteller von E-Mobilen ist es unverantwortlich, dass Daimler die Ziele für Elektroautos zurückschraubt, anstatt der Konkurrenz die Stirn zu bieten und offensiv auf emissions- und erdölfreie E-Mobile zu setzen. Es ist offensichtlich, dass E-Autos sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb immer erschwinglicher werden, was bereits deutlich erkennbar ist. Unternehmen, die wie die deutschen Hersteller nur halbherzig in diese Richtung gehen, werden letztendlich denselben Niedergang erleben wie die deutsche Solarwirtschaft, da immer weniger Menschen teure Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren wollen.

Unterstützung der neuen Batteriefabrik von Northvolt ist ein klares Zeichen für grüne Technologien

Die Batterietechnologie ist die wichtigste Schlüsselindustrie, nicht nur, aber besonders für E-Mobile. Daher ist es erfreulich, dass die Bundesregierung zusammen mit der EU eine starke Unterstützung für den Aufbau einer Batteriefabrik von Northvolt in Schleswig-Holstein gewährt hat. Kanzler Scholz und Vizekanzler Habeck waren beim Baustart kürzlich sogar anwesend und lobten zurecht die hohen Subventionen für die Gigafactory. Christian Lindner, der Vizekanzler von der FDP, wurde dort nicht gesichtet.

Northvolt plant ab 2036 die jährliche Produktion von bis zu 1 Million Batteriezellen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer größeren Unabhängigkeit von den bisher dominierenden chinesischen Batterieherstellern.

Kritik an diesen Subventionen kommt aus dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Es handelt sich erneut um marktliberale Argumente, die einst zum Niedergang der Solarwirtschaft in Deutschland führten und damit die fossile Wirtschaft unterstützten.

Dabei ist die Unterstützung von Northvolt genau das, was in der EU und in Deutschland viel stärker passieren sollte, um der chinesischen Dominanz bei grünen Technologien etwas Substanzielles entgegenzusetzen und gleichzeitig den schnellen Klimaschutz voranzutreiben.

Bedeutend ist auch, dass sich Northvolt vor allem deshalb für den Standort in Heide entschieden hat, weil dort viel überschüssiger und damit kostengünstiger Windstrom zur Verfügung steht. Die deutsche Industrie sollte nicht weiter über angeblich zu hohe Strompreise für Industriekunden klagen, sondern sich vielmehr ein Beispiel an Northvolt nehmen, um die kostengünstigen Erneuerbaren Energien zu nutzen und sie weiter auszubauen.

Die Batterietechnologien nehmen weltweit massiv Fahrt auf

Die internationalen Wettbewerbs­herausforderungen im Batteriemarkt bleiben jedoch weiterhin sehr groß. Daher darf es in Deutschland kein Ausruhen auf der Unterstützung von Northvolt geben.

Der weltweit größte Batteriehersteller, CATL in China, wird im Sommer 2024 Batterien für E-Autos zum halben Preis im Vergleich zu 2023 herstellen. Zusätzlich hat CATL ein neues Batteriepaket für Elektrofahrzeuge mit einer Laufleistung von 1,5 Millionen Kilometern und einer Garantie von 15 Jahren angekündigt. Zum Vergleich: Viele PKW fahren weniger als 15.000 Kilometer pro Jahr, sodass eine Batterie mit einer Laufleistung von 1,5 Millionen Kilometern bei durchschnittlicher Nutzung etwa 100 Jahre halten würde.

Diese Batterien mit höherer Energiedichte und längeren Lebenszyklen sind die perfekte Lösung für schwere Fahrzeuge wie Busse und LKWs, die viele Kilometer zurücklegen und schwere Nutzlasten transportieren müssen.

Dadurch könnten viele Elektroautos sogar bei der Anschaffung um einiges günstiger sein als Verbrenner derselben Klasse. Das ist gut für den Klimaschutz, stellt aber gleichzeitig eine erneute chinesische Herausforderung für die europäische Wirtschaft dar.

Auch in der Ladeinfrastruktur entwickelt sich Erstaunliches. So hat der chinesische Hersteller Nio jetzt einen mobilen Ladedienst auf den Markt gebracht. Man kann ihn bestellen, wenn man beispielsweise mit leerer Batterie liegen bleibt oder in einer Gegend mit schlechter Schnellladeinfrastruktur schnell aufladen muss.

Auch im stationären Batteriemarkt tut sich vieles

Noch vielfach unterschätzt werden die Möglichkeiten von stationären Batterien, die im Stromsystem für eine sichere Stromversorgung trotz schwankenden Wind- und Solarangebot sorgen können.

So schreibt mein ehemaliger Bundestagsmitarbeiter Carsten Pfeiffer in einem lesenswerten Beitrag für Tagesspiegel Background:

„Massenproduktion und technologische Innovation haben die Kosten für die Photovoltaik implodieren lassen. Dasselbe geschieht aktuell bei den Batteriespeichern. Auch hier werden Produktionskapazitäten aus dem Boden gestampft. Konsequenz: Die Stromspeicherung wird schnell viel günstiger.“

In der Tat tut sich weltweit schon viel. In Australien wird derzeit eine 3000 MWh-Batterie an einem Solarpark errichtet, was New South Wales einen großen Schritt näher an das Ziel von 100 % Erneuerbaren Energien bringt.

Auch in Deutschland gibt es positive Entwicklungen. So hat Mercedes-Benz für die Stromversorgung eines Werkes in Rastatt einen neuen Speicher mit 11 MWh bei CMBlu aus Alzenau bestellt.

CMBlu stellt organische Speicher ohne seltene Erden oder Konfliktrohstoffe aus umweltfreundlichen organischen Materialien her.

Am Hauptcampus des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie (ICT) in Pfinztal, östlich von Karlsruhe, hat Baywa RE zusammen mit dem Anbieter von DC-Optimierern Ampt einen ganz neuen Ansatz einer Kombination von Photovoltaik mit Windkraft und Batteriespeicher umgesetzt.

Damit wird die Stromversorgung des ICT unabhängig von massiv steigenden Netzgebühren und anderen Stromnebenkosten und ermöglicht eine dauerhaft kalkulierbare Stromversorgung. Das ICT zeigt, wie man die Versorgungssicherheit dezentral von unten ausbauen sollte, ohne auf weitere große zentrale Strukturen wie neue Erdgaskraftwerke und überdimensionierte und teure Überlandleitungen zu setzen.

Bundesregierung sollte die Förderungen auf die erfolgversprechenden grünen Technologien lenken

An den rasant wachsenden Technologien in der Welt, insbesondere in China, kann man ablesen, welche grünen Technologien zukünftig erfolgreich sein werden: Erneuerbare Energien mit Batterien, Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und andere direkte Stromanwendungen. Darauf sollten sich die Bundesregierung und die EU-Kommission konzentrieren. Leider verfolgen sie jedoch längst überholte oder sogar klimaschädliche Pfade wie den Ausbau von LNG-Terminals, Erdgaskraftwerken, Atomkraft, fossilen Verbrennungsmotoren, Importwasserstoff und CCS.

Damit wird viel Steuergeld verschwendet, anstatt auf die grünen Technologien zu setzen, die bereits jetzt die Welt erobern: Solar-, Wind- und Wasserkraft, Geothermie, nachhaltige Bioenergien, Biokunststoffe, Biokohle, kohlenstoffbindende Zementsorten, E-Mobile und andere.

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, die grüne Taxonomie der EU mit den Schwerpunkten Atom- und Erdgas, CCS und Wasserstoff zu ändern. Wenn das nicht schnell geschieht, steuern Deutschland und die EU auf die Deindustrialisierung zu, weil nicht konsequent genug auf die richtigen grünen Pfade gesetzt wird. Wie schnell das gehen kann, hat die FDP im Jahr 2012 mit dem organisierten Niedergang der Solarenergie in Deutschland bereits gezeigt. Es ist unglaublich, dass die FDP, die Union und andere offensichtlich nichts aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und weiterhin auf schmutzige Technologien wie Atomkraft, Erdgas, fossile Verbrennungsmotoren und fossile Heizungen setzen.

Quelle: Read More

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