Angesichts angeblicher Kaufzurückhaltung bei E-Autos hat der VW-Vorstand beschlossen, die Produktion von E-Autos im Werk Emden zu drosseln.

Als Gründe werden eine Verringerung der Förderung in Deutschland sowie hohe Strompreise angegeben. Diese Begründung ist nicht überzeugend, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Strompreise in den letzten Wochen und Monaten weiter gesunken sind und Volkswagen nicht nur in Deutschland E-Autos verkauft.

Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass der Absatz von E-Autos auch in Deutschland rasant steigt. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat die Zulassungszahlen für Juni veröffentlicht – und somit auch die Halbjahresbilanz für die erste Hälfte 2023. Demnach wurden in Deutschland im Juni knapp 54.000 vollelektrische Fahrzeuge zugelassen, was einem Plus von 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Ihr Anteil an den Gesamtzulassungen betrug damit 18,9 Prozent. Im ersten Halbjahr sind somit knapp 32 Prozent mehr Elektroautos zugelassen worden als noch im Vorjahr.

Für viele Beobachter kommt die Schwäche im Verkauf von Volkswagen E-Autos nicht überraschend und sie sehen die Gründe in der schlechten Aufstellung von VW gegenüber der Konkurrenz aus Fernost und Tesla. Obwohl VW aktuell etwa 19 Prozent am innerdeutschen E-Automarkt hält, scheint dies für den Konzern offensichtlich nicht ausreichend zu sein, weshalb die Produktion gekürzt werden musste.

Deutsche Hersteller sind im E-Auto Kleinwagensegment, sowie bei der für E-Autos besonders wichtigen Softwareausstattung, insgesamt nicht so gut aufgestellt wie die ausländische Konkurrenz. Obwohl VW bidirektionales Laden angekündigt hat, konnte mir das Unternehmen kein bidirektional ladefähiges Auto anbieten, als ich eines kaufen wollte. Deshalb entschied ich mich für einen Nissan Leaf. VW hat zwar vor Jahren eine große Politik für E-Autos angekündigt, kann jedoch offensichtlich nicht mit der Konkurrenz aus Fernost und Tesla mithalten.

Das zeigt sich insbesondere auch im großen chinesischen E-Mobilmarkt. VW und erst recht die anderen deutschen Automobilkonzerne können dort kaum Fuß fassen. Nicht nur die Chinesen wollen mehr als nur einen fahrbaren Untersatz, sie möchten eher ein fahrendes Smartphone. Die Chinesen kaufen daher kaum deutsche E-Autos, was besonders problematisch ist, da VW dadurch einen weiteren großen Absatzmarkt neben Europa verliert.

Union und Autolobby opponieren erneut gegen neue EU-Kommissionsvorschläge zur Verschärfung der Emissions-Grenzwerte

Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass deutsche Hersteller, insbesondere VW, und die mit ihnen verbundenen konservativen Politiker aus Union und FDP, immer noch am fossilen Verbrennungsmotor festhalten. Dadurch wird die E-Mobilität nicht in dem Maße verfolgt, wie es beim Verbrennungsmotor der Fall ist. Anstatt sich uneingeschränkt der emissionsfreien Mobilität zuzuwenden, lobbyieren die deutschen Konzerne auf europäischer Ebene erneut aggressiv gegen Vorschläge der EU-Kommission zur Verschärfung der Emissionsgrenzwerte von Autos. Der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke bezeichnete den von Frans Timmermans, dem EU-Chef für den Grünen Deal, vertretenen Regulierungsansatz als „schädlich für den Wirtschaftsstandort Europa“.

Das Festhalten am Verbrennungsmotor bringt die deutsche Automobilindustrie in den Niedergang

Dabei ist es genau umgekehrt. Gerade weil die deutschen Konzerne, allen voran VW, sich zu lange gegen saubere Autos gewehrt haben – ja sogar mit Schadstoffsoftware betrogen haben – geraten sie nun in Schwierigkeiten. Sie können schlichtweg nicht mit der rasant wachsenden globalen Nachfrage nach emissionsfreien Autos mithalten.

Der globale Markt für Elektrofahrzeuge wächst sehr schnell. Schon bald wird weltweit jedes fünfte verkaufte Auto elektrisch sein.

Mit diesem Wachstum schrumpft automatisch der Markt für schmutzige Verbrennungsmotoren, und wer wie VW nicht bei emissionsfreien Antrieben mithalten kann, verliert dann eben insgesamt Marktanteile.

Selbst nachdem Rupert Stadler, der ehemalige Vorstand von Audi, wegen Betrugs im Abgasskandal verurteilt wurde und alle Vorwürfe gestanden hat, scheinen die führenden Manager der deutschen Automobilbranche nicht aus diesen Fehlern zu lernen und weiterhin schmutzige, gesundheitsschädliche Autos bauen zu wollen.

Trotz steigender Gesundheitskosten wollen VW und Co weiterhin Fahrzeuge produzieren, die zu Lungenkrankheiten führen

Schmutzige und krankmachende fossile Autos verursachen jedes Jahr in Deutschland allein viele zehntausend Todesfälle aufgrund von Lungenerkrankungen. Laut einer neuen Studie, die kürzlich in The Lancet veröffentlicht wurde, wird weltweit jeder sechste Todesfall auf Luftverschmutzung zurückgeführt.

Gleichzeitig tragen diese Fahrzeuge zur Erderwärmung bei, was zu einer Zunahme von Hitzekranken und Hitzetoten führt. Dennoch wollen Union und FDP weiterhin auf schmutzige fossile Verbrennungsmotoren als Hauptgrundlage des Geschäftsmodells der europäischen Automobilkonzerne setzen.

Gerade jetzt wäre die Stimme von Gesundheitsminister Herrn Lauterbach wichtig, um die Vorschläge der EU-Kommission zur Reduzierung der gesundheitsschädlichen Emissionen zu unterstützen. Doch auch hier herrscht, wie schon in der Vergangenheit, Schweigen, während die Kosten im Gesundheitswesen aufgrund von Kranken durch Luftverschmutzung und Klimaaufheizung weiter steigen.

Neue Skandale um VW-Manager

Anstatt sich endlich ihrer ökologischen Verantwortung zu stellen, nehmen die Skandale um die VW-Manager immer weiter zu. Es wurde nun aufgedeckt, dass einige verantwortungslose Manager Steuererleichterungen für ihre Flugreisen mit Privat- und Firmenjets ausnutzten.

Statt sich ausreichend um Klimaschutz und die Entwicklung kundenfreundlicher sauberer Autos zu kümmern, die keine gesundheitlichen Schäden verursachen, haben sie Kunden und staatliche Behörden mit Betrugssoftware getäuscht und nutzen Steuererleichterungen für ihren luxuriösen Lebensstil mit Privat- und Firmenjets. Letztendlich fahren sie damit ihre eigenen Automobilkonzerne an die Wand, da die internationale Konkurrenz längst auf den unaufhaltsamen Zug der sauberen und umweltfreundlichen Elektromobilität aufgesprungen ist. Dieses Verständnis scheinen viele deutsche Automanager nicht wirklich zu haben und setzen weiterhin auf den Verbrennungsmotor, der kaum noch eine Zukunft haben wird.

Die Leidtragenden werden die vielen Beschäftigten bei VW und Co. sein, insbesondere auf mittleren Ebenen, wo hochengagierte IngenieurInnen die emissionsfreie Mobilität auch innerhalb der Konzerne vorantreiben. Jedoch werden auch sie letztendlich nicht in der Lage sein, den rasant wachsenden Wettbewerb aus Fernost und den USA abzuwehren und somit den Niedergang des VW-Konzerns zu verhindern.

Der chinesische Erfolg für den rasanten Aufstieg in der E-Mobilität beruht letztendlich auf den strengen Emissionsgrenzwerten, die Peking im Jahr 2018 beschlossen hat

Der Aufstieg der sauberen Mobilität in China wurde nicht zuletzt durch immer strengere Emissionsgrenzwerte geschaffen, die die deutschen Konzerne, sowie Union und FDP in der EU permanent verweigern.

Die Drosselung der E-Moblitätsproduktion von VW in Emden sollte ein letzter Warnschuss sein.

Das Chinageschäft scheint für VW bereits weitgehend verloren zu sein, da zum 1. Juli 2023 neue Schadstoffgrenzwerte für Autos in China in Kraft getreten sind, die VW mit seiner Flotte kaum einhalten kann. Diese Grenzwerte, die Kanzlerin Merkel und Minister Gabriel im Jahr 2018 mit einem Besuch in Peking noch verhindern wollten, hätten besser in deutsche Gesetze umgesetzt werden sollen, anstatt dem Lobbyismus der Abgasbetrüger von VW nachzugeben.

Jetzt kann VW auf dem rasant wachsenden chinesischen Markt für E-Mobilität nicht mehr mithalten. Und nun erobern Hersteller aus Fernost und Tesla zunehmend auch den europäischen und deutschen Markt. Gleichzeitig drosselt VW die Produktion von E-Autos in Emden. Die Alarmglocken könnten nicht schriller klingen.

Ich befürchte, dass die deutsche Automobilwirtschaft den Weg in den Niedergang einschlagen wird, ähnlich wie es vor 10 Jahren der aufblühenden Solarindustrie in Deutschland erging: Ein weitgehender Zusammenbruch in Deutschland und ein Aufblühen in Fernost. Nur werden die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft diesmal noch viel dramatischer sein, da die Automobilindustrie immer noch die größte Stütze der deutschen Industrie ist.

Die Schuld daran tragen erneut vor allem Politiker aus der Union und der FDP, die bereits im Jahr 2012 die Solarindustrie wegen des Schutzes von Erdgas- und Kohlestrom nach China vertrieben haben. Selbst heute noch, wie am Beispiel des CDU-MdEP Jens Gieseke zu sehen ist, hören sie weiterhin nur auf den Lobbyismus verantwortungsloser Spitzenmanager von VW, anstatt sich endlich bedingungslos für Klimaschutz, Luftreinhaltung und saubere Mobilität einzusetzen.

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