Die Dominanz chinesischer Technologieführerschaft bei Klimaschutztechnologien, wie Solartechnik, Batterien, E-Mobile u.a., hat Europa wachgerüttelt.

Vor einigen Wochen hat der Draghi Report in der EU die Defizite der EU in der Wirtschaftspolitik schonungslos aufgezeigt. Sie liegen vor allem auch in Europas industrieller Schwäche bei sauberen Klimaschutztechnologien.
„Die einzige Möglichkeit, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der EU zu sichern, besteht in der Abkehr von fossilen Brennstoffen und der Hinwendung zu einer sauberen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft“, sagte Präsidentin von der Leyen bei der Vorstellung des Draghi Berichts.

Eine sehr späte Erkenntnis, denn von der Leyen hat mit ihrem Green Deal eben nicht die Erneuerbaren Energien so stark wie möglich in den Mittelpunkt gerückt, sondern diese mit klimaschädlichen und schmutzigen Technologien gleichgesetzt, wie Erdgas und Atomkraft. Das genau hat den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der EU stark behindert.

Auch das französische Institute for Climate Economics hat in einem Bericht vor den Defiziten der europäischen und nationalstaatlichen Klimaschutzpolitik gewarnt, die zu einem Rückstand im internationalen Wettbewerb um neue klimaschützende Technologien führen. Die Forscher vermissen eine klare europäische Strategie und stellen eine sich selbst lähmende Verzettelung vieler Programme der EU und der Nationalstaaten fest.

Fehleinschätzungen zur Klimawirksamkeit vieler Technologien führen zu fehlerhafter Politik und zum industriellen Rückstand gegenüber China

Doch wie kann es dazu kommen, dass die EU in vielen sauberen Klimaschutztechnologien nun so stark im industriellen Rückstand ist?

Es gibt unglaublich viele neue und alte Technologien, die tatsächlich entscheidend für einen wirksamen Klimaschutz sind. Viele andere Technologien geben aber nur den Anschein, für den Klimaschutz relevant zu sein, sind es aber nicht. Dieses Image erhalten sie meist durch die Propaganda der dahinterstehenden fossilen und atomaren Wirtschaft. Schlimmstes Beispiel sind Erdgaskraftwerke, die immer noch angeblich zum Klimaschutz beitragen würden, es aber nicht tun, wenn man die gesamte Life-Cycle-Kette ansieht. Bei der Förderung des Erdgases und beim Transport werden große Mengen Methan freigesetzt, weshalb ein Erdgaskraftwerk mindestens so klimaschädlich ist wie ein Kohlekraftwerk.

Wer nun Erdgas- und Atomkraftwerke als „grüne“ Technologie in die EU-Taxonomie aufnimmt, muss sich nicht wundern, wenn die industriellen Anstrengungen dorthin gehen und sowohl öffentliches als auch privates Kapital fehlinvestiert wird.

Wie kann man wirksame Klimaschutztechnologien von Scheinlösungen unterscheiden?

Der Laie kann sich bei der Vielfalt wissenschaftlicher Analysen, berechtigter Kritik, aber auch Desinformationen und Lügen nur schwer ein wirkliches Bild verschaffen und die Technologien auf ihre Klimawirksamkeit hin tatsächlich bewerten. Auch Politik, Medien, selbst Wissenschaftler und vor allem auch Finanzinvestoren finden oft nicht die klare Beurteilungskraft, welche Klimaschutztechnologien wirklich zum Klimaschutz beitragen und zudem in einem großen Weltmarkt auch tatsächlich Chancen für die ökonomische Umsetzung haben. Für Finanzinvestoren sind Fehleinschätzungen besonders gefährlich, weil sie viel Geld in den Sand setzen können, wenn ihre Bewertungen falsch sind.
Aber auch die Politik läuft große Gefahr, viele staatliche Gelder fehlzuinvestieren, wenn sie staatliche Subventionen für einen Hochlauf von Technologien gewährt, die am Ende doch keine Chance haben, im Wettbewerb zu bestehen oder gar kontraproduktiv zum Klimaschutz sind.

Entscheidend ist also die Frage, was tatsächlich wirksamer Klimaschutz ist. Angesichts einer mit 426 ppm CO2 schon überbelasteten Atmosphäre darf kein zusätzliches CO2 und keine anderen Klimagase mehr in die Atmosphäre emittiert werden, und zusätzlich müssen große CO2-Mengen wieder aus ihr entfernt werden. Nur Technologien, die im gesamten Life-Cycle eine dieser beiden Kriterien erfüllen, tragen daher zum Klimaschutz bei.

Vier Kriterien für erfolgreiche Klimaschutztechnologien

Vier der wichtigsten Kriterien, wie sie sich in meinem langen politischen Leben für mich herauskristallisiert haben, möchte ich nennen, an denen sich Investoren, Politiker und Medien bei der Beurteilung orientieren könnten.
Sie sind natürlich nicht umfassend, aber sie bieten eine einfache Grundlage für weitere Bewertungen.

Diese Kriterien sind:

Erfolgreiche und erfolgversprechende Klimaschutztechnologien …

A) liefern einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz: Nullemission und Kohlenstoffsenken in der gesamten Life-Cycle-Kette
B) behaupten sich nach dem Markthochlauf im Wettbewerb mit Konkurrenztechnologien auch ohne staatliche Subventionen
C) kennen nach dem Markthochlauf keine billigeren Alternativen, die die gleichen Vorteile deutlich kostengünstiger liefern könnten
D) verursachen keine Schäden in anderen gesellschaftlich wichtigen Feldern, dazu gehören Gesundheit, Sicherheit vor Unfällen (z. B. Explosionen), Schutz der Biodiversität und Umweltschutz allgemein.

Zu A):
Nur wirklich wirksame Beiträge zum Klimaschutz sind langfristig tragfähig. Angesichts der dramatisch sich zuspitzenden Klimanotlage werden Aktivitäten, die weitere Klimagase in die bereits heute völlig überlastete Atmosphäre geben, immer weniger gesellschaftliche Akzeptanz finden, bis es am Ende gesetzliche Verbote von Emissionen gibt.
Daher sind langfristig nur solche Aktivitäten und Technologien erfolgversprechend, die in der gesamten Life-Cycle-Kette keine Emissionen verursachen.

Folgende Scheinaktivitäten für den Klimaschutz fallen damit aus, da sie immer mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden sind:

Blauer Wasserstoff (aus Erdgas mit CCS gewonnener Wasserstoff). Er verursacht hohe Methanemissionen bei der Förderung und dem Transport von Erdgas. Zudem ist auch CCS nicht emissionsfrei. Bei Leckagen während der Abscheidung und beim Transport wird CO₂ freigesetzt. Außerdem ist blauer Wasserstoff sehr teuer. Der Norwegische Gaskonzern Equinor hat zusammen mit Shell gerade ein mit viel Vorschußlorbeeren auf den Weg gebrachtes Projekt, blauen Wasserstoff über Pipelines nach Deutschland zu bringen abgesagt: Hauptgründe: Viel zu teuer und keine Nachfrage im Markt nach blauem Wasserstoff.
Fossiles CCS: Carbon Capture Storage, also die Abscheidung von CO2 aus den Abgasen fossiler Verbrennungsprozesse mit anschließender Speicherung im Untergrund (z. B. Erdgaskraftwerke mit CO2-Speicherung in Meeresböden). CCS ist eine End-of-Pipe-Technologie, die die Emissionen der Vorkette nicht vermeidet. Damit fällt CCS für fossile Verbrennungsprozesse als Klimaschutztechnologie aus.
Fossiles CCU: Carbon Capture and Use, also die Nutzung von Kohlenstoff, der aus fossilen Verbrennungen abgeschieden und in Wertstoffe umgewandelt wird. Schon in der Förderung von Erdöl fallen hohe Emissionen an, und bei der Müllverbrennung wird der gesamte Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt. Fossiles CCU ist also kein Beitrag zum Klimaschutz.

Zu B): Technologien, die wegen besserer Alternativen nicht zum Zuge kommen:

Wasserstoffauto: Eigene Berechnungen zeigen, dass bei heimischer Produktion von grünem Wasserstoff im Wasserstoffauto nur etwa 15 % der Energie aus Solar- oder Windkraft für den Antrieb genutzt werden kann. Bei Importwasserstoff, z. B. aus Australien, sind es sogar nur 8 %. Im Vergleich dazu wird der Strom aus heimischer Solar- und Windkraft im E-Auto zu 69 % als Antriebsenergie genutzt. Diese Energieverschwendung im Wasserstoffauto macht es im Vergleich zum E-Auto völlig unwirtschaftlich. Daher hat das Wasserstoffauto keine Chance gegen das E-Auto. Experten war dies bereits vor 20 Jahren klar, und es zeigt sich heute deutlich im Automarkt: E-Autos boomen, während Wasserstoffautos trotz jahrzehntelanger, massiver Subventionen kaum präsent sind.
Wasserstoffheizung: Auch hier gilt, dass für den Betrieb einer Brennstoffzelle mit grünem Wasserstoff wesentlich mehr Ökostrom benötigt wird als für eine Wärmepumpe. Daher sind Wasserstoffheizungen im Vergleich zu Heizsystemen mit direkter Ökostromnutzung, wie Wärmepumpen und elektrischen Infrarotheizungen, komplett unwirtschaftlich.
Hochtemperaturbereitstellung in der Industrie: In der Start-Up-Entwicklung befinden sich Hochtemperaturspeicher, die Temperaturen über 1.200 °C erreichen und direkt mit Ökostrom aufgeladen werden. Sie liefern die nötige Hochtemperatur für viele industrielle Prozesse. Die Bereitstellung dieser Temperaturen mit grünem Wasserstoff ist wesentlich ineffizienter und somit deutlich teurer als die Nutzung von Hochtemperaturspeichern.

Fazit: Ein großflächiges Wasserstoffnetz hat keine Zukunft, da es keinen nennenswerten Wasserstoffmarkt in der angestrebten Größenordnung gibt, der die Pipelines ausreichend füllen könnte. Wasserstoff wird im Verkehr kaum eingesetzt werden, ebenso wenig in Heizungen, und auch in der Industrie gibt es viele bessere Alternativen für eine grüne Produktion. Dadurch werden die großen Wasserstoffnetze nicht genügend ausgelastet sein, um wirtschaftlich betrieben zu werden. Die vielen Milliarden an Subventionen für Wasserstoffnetze werden letztlich verschwendetes Steuergeld sein.

Zu C):

Beispiel Düngemittel:
Viele setzen auf Ammoniak aus grünem Wasserstoff und Kohlenstoff, z. B. aus CCS, als Grundlage für Düngemittel. Doch Naturdünger aus Biogasanlagen oder Biokohle aus landwirtschaftlichen Abfällen sind heute verfügbar und deutlich kostengünstiger, da sie auf Reststoffe zurückgreifen und keine teuren Ausgangsmaterialien benötigen.
Beispiel E-Fuels im Flugzeug:
Viele Forscher und Unternehmen entwickeln neue Flugkraftstoffe, die als synthetische Kraftstoffe aus grünem Wasserstoff und Kohlenstoff aus CO₂-Abscheidung hergestellt werden sollen. Auch diese E-Fuels haben jedoch keine vielversprechende Zukunft. Biokraftstoffe, beispielsweise aus Ölpflanzen, die auf ariden Flächen angebaut werden, bieten zahlreiche Synergien: Sie können die Ausbreitung von Wüsten verhindern, Armutsbekämpfung unterstützen und in Kombination mit Obst- und Getreideanbau auch zur Bekämpfung des Hungers beitragen. Solches Flugbenzin, das über Bioraffinerien aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, ist heute und auch in Zukunft deutlich wirtschaftlicher als E-Fuels und zudem sofort verfügbar.

Zu D):

Gefährliche Alternativen
Treibhausgase mit Atomenergie zu vermeiden, ist ein Paradebeispiel für gefährliche Alternativen. Abgesehen davon, dass auch die Atomenergie nicht entlang der gesamten Produktionskette frei von Treibhausgasemissionen ist (Emissionen entstehen etwa bei der Uranförderung und der Herstellung von Brennelementen), ist die ungelöste Entsorgung des Atommülls allein Grund genug, diese Technologie nicht als Klimaschutzmaßnahme zu akzeptieren. Hinzu kommt das unverantwortlich hohe Risiko eines Super-GAUs, insbesondere in Kriegsgebieten oder bei Terrorangriffen.
Wasserstoff ist hoch explosiv
Das Unfallrisiko (Explosionen) bei der Verwendung von Wasserstoff ist deutlich höher als bei anderen Energieträgern. Wasserstoff ist ein leicht flüchtiges, hoch explosives Gas. Erst kürzlich explodierte ein Wasserstofftank im Chemiepark Leuna. Diese Explosion verursachte neben dem wirtschaftlichen Schaden erhebliche Lieferengpässe, die sogar dazu führten, dass ein Regionalzugbetreiber wieder auf umweltschädliche Dieselloks umsteigen musste.

Auch ein Brand zerstörte kürzlich eine neue Wasserstofftankstelle nur zwei Wochen nach ihrer Inbetriebnahme in Gersthofen bei Augsburg. Glücklicherweise gab es auch hier keine Personenschäden, doch der Sach- und Imageschaden war beträchtlich.

Allen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft kann nur geraten werden: Prüfen Sie genau, ob die geplante Klimaschutztechnologie wirklich tragfähig ist. Ist sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig und somit für Investitionen oder Subventionen geeignet? Das bedeutet: Leistet die Innovation mit Nullemissionen tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz? Gibt es möglicherweise bessere und kostengünstigere emissionsfreie Alternativen, die erst in einigen Jahren verfügbar sind? Sind die Risiken für Umwelt oder Sicherheit wirklich beherrschbar? Wer solche Technikfolgenabschätzungen nicht durchführt, läuft schnell Gefahr, in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten oder den Staatshaushalt mit letztlich ineffektiven Subventionen unnötig zu belasten.

In vielen Fällen sind direkte Lösungen mit Ökostrom (z. B. E-Mobilität, E-Heizungen oder Batterien und Wärmespeicher) die besseren Alternativen gegenüber scheinbaren Lösungen wie Erdgas, Wasserstoff, CCS oder CCU, die häufig in politischen Diskussionen und durch staatliche Unterstützung gefördert werden.

Was die Bewertung von grünem Wasserstoff insgesamt betrifft, führt eine rein physikalische Analyse zu einem vernichtenden Urteil: „Grüner Wasserstoff ist kein Beitrag zur Lösung der globalen Energiefragen. Er dient in erster Linie der Unterstützung der Erdgaswirtschaft.“ So lautet das vernichtende Urteil der Münchner Physikerin Sabine Hossenfelder, die regelmäßig fundierte Gastkommentare in der Zeitschrift Bild der Wissenschaft veröffentlicht.
(Quelle: YouTube-Video von Sabine Hossenfelder)

Wenn man solche Analysen auf der Grundlage der unveränderlichen Naturgesetze wie der Physik durchführt, wird schnell deutlich, warum Europa im Bereich der emissionsfreien Zukunftstechnologien gegenüber China ins Hintertreffen geraten ist. Diese Einschätzung wird auch in den oben zitierten Industrieberichten bestätigt.

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