Besinnliche Feiertage und alles Gute für das neue Jahr! – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Liebe Leser*innen,

ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu, und ich möchte mich auf diesem Wege ganz herzlich für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

In Zeiten wie diesen, in denen durch wachsenden Hass, Hetze, Lügen und Desinformation sogar schlimmste Gewalt entstehen kann, ist es umso wichtiger, Wahrheiten und menschliche Wärme zu verbreiten. Wahrheit und gesellschaftliches solidarisches Handeln sind die Grundlagen um den globalen Herausforderungen wie der Erdaufheizung zu begegnen. Treten wir gemeinsam und entschlossen weiter für die notwendigen Veränderungen ein, die Klimaschutz und Frieden bringen.

Stillstand im Klimaschutz dürfen wir uns nicht leisten. Es ist unsere Verantwortung, mutig voranzugehen und weiterhin alle Kräfte dafür einzusetzen, eine Zukunft mit 100 % Erneuerbaren Energien zu gestalten. Nur durch konsequentes Handeln können wir unsere gemeinsame Zivilisation auf dem Planeten schützen und kommenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen.

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement in diesem Jahr. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam weitergehen – für eine gemeinwohlorientierte, gerechte, solidarische und nachhaltige Gesellschaft.

Mit den besten Wünschen für ein friedvolles und hoffnungsvolles neues Jahr,

Ihr Hans-Josef Fell

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Internationales Plastikabkommen gescheitert Die globale Plastikverseuchung geht ungebremst weiter – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Auf dem letzten Weltgipfel zur Eindämmung des Plastikmülls in Busan, Südkorea, wurde erneut kein Ergebnis erzielt und eine Beschlussfassung auf das nächste Jahr verschoben. So geht das nun schon seit einigen Jahren. Verhindert haben selbst ein Minimalergebnis die Ölstaaten.

Quelle: https://www.tagesschau.de/wissen/suedkorea-busan-abkommen-plastikmuell-100.html

Inzwischen wachsen die Plastikmüllberge immer weiter, die Meere und viele Landschaften werden mehr und mehr zugemüllt, die Mikroplastikverseuchung schädigt unser aller Gesundheit und auch die Erdaufheizung wird über den Plastikmüll immer mehr angefacht. Dabei sind die Plastikreste nicht nur in den Meeren tödlich für viele Fische. Vor vielen Jahren zeigte mir ein Forscher eine Dokumentation aus Abu Dhabi über verendete Kamele, Wüstenfüchse und andere Tiere, die am unverdaulichen Plastik in ihren Mägen gestorben sind.

Laut Statista produziert die Welt mehr Plastik als jemals zuvor. Das zeigen aktuelle Daten des Wirtschaftsverbands PlasticsEurope. Demnach stieg die Menge des weltweit produzierten Kunststoffs 2023 auf rund 414 Millionen Tonnen – das sind fast zwölf Prozent mehr als fünf Jahre zuvor. Grundlage für all dieses Plastik sind zu über 90 Prozent fossile Rohstoffe wie Erdöl oder Erdgas. Recycelte Kunststoffe spielen dagegen – anders als viele Verpackungen im Supermarkt suggerieren – nur eine untergeordnete Rolle, wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt. Zuletzt lag ihr Anteil an der globalen Plastikproduktion bei rund neun Prozent. Und wie sieht es mit Kunststoffen auf Basis biologischer Rohstoffe aus? Mit 0,7 Prozent spielt Plastik aus Stärke- und cellulosereichen Pflanzen wie Mais oder Miscanthus, Ölsaaten oder Holz praktisch keine Rolle.

Quelle: https://de.statista.com/infografik/33577/menge-des-weltweit-produzierten-kunststoffs-nach-genutzten-rohstoffen/

Erdölwirtschaft verhindert Kreislaufwirtschaft mit Biokunststoffen

Ähnlich wie die Erdölstaaten auf der letzten UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan wirksame Klimaschutzmaßnahmen verhinderten, haben die Lobbyisten der Erdölwirtschaft eine Lösung für die immer schlimmer werdene Verseuchung der Erde mit Plastikmüll auch auf dem Plastik-UN-Gipfel in Busan scheitern lassen.

Deren Interessen sind klar: Bestandschutz für die immensen Gewinne aus den Geschäften mit Erdöl, Erdgas und Kohle. Diese Profitgier ist unersättlich. Sie behindert gleichermaßen den globalen Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien und ebenso die Umstellung von der fossilen Petrochemie auf Biokunststoffe.

Selbstverrottbare Biokunststoffe sind die entscheidende Lösung

Eine Rohstoffbasis für Kunststoffe aus Pflanzen, Algen, Pilzen oder Bakterien wäre die wichtigste Strategie, um die weitere Plastikvermüllung der Erde und die Klimaaufheizung durch Plastik zu beenden. Wenn Biokunststoffe so designt werden, dass sie nach Ende der

Nutzungsdauer kompostierbar sind, liegt eine echte Kreislaufwirtschaft vor. Wichtig ist auch ein regenerativer Pflanzenanbau für die Rohstoffe, der naturverträglich ist, also ohne Pestizide und Mineraldünger auskommt.

Forschung und Entwicklung sowie Start-ups dafür gibt es seit vielen Jahrzehnten.

So hat die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR), bei der ich bis heute Mitglied im fachlichen Beirat bin, hervorragende und vielfältige Biokunststoffprodukte seit über 20 Jahren auf den Weg gebracht. Doch eine industrielle Umsetzung im nennenswerten Maßstab hat bis heute nicht stattgefunden. Quelle: https://mediathek.fnr.de/biokunststoffe.html

Selbst in China behindert die Erdöllobby den Aufschwung der Biokunststoffe

Jüngst besuchte ich in Bengbu, China, die Firma BBCA. Sie ist mit über 2000 Mitarbeitern im Sektor Biokunststoffe einer der größeren Hersteller von kompostierbaren Verpackungsmaterialien, Plastikflaschen, Geschirr, ja sogar Kleidung aus Pflanzenstärke oder Holz.

Der Vizepräsident von BBCA, Herr Highway He, sagte mir gleich anfangs im Gespräch unverblümt, dass der größte Feind von BBCA die Erdölwirtschaft sei, da sie ihr Geschäft mit Kunststoffen aus Erdöl gefährdet sehen.

Ich war verblüfft über diese klare Offenheit und konnte ihm nur zustimmen.

Die Plastikberge aus Erdöl wachsen immer schneller

Die letzten Entwicklungen sprechen für sich. Seit der Covidkrise gab es wieder einen großen Anstieg des globalen Erdölverbrauchs. Die Petrochemie verantwortet 60% dieses Wachstums. Quelle:

https://globalenergyprize.org/en/2024/07/05/petrochemicals-provide-60-of-increase-in-oil-demand-after-covid-19-pandemic/

Es ist so klar: Auch die Erdölindustrie sieht das Heraufziehen des Endes vom Erdöl als Kraftstoff im Verkehr durch das rasante Wachsen der E-Mobilität. Somit tut sie alles, um wenigstens die Petrochemie am Wachsen zu halten, allen Problemen der globalen Plastikverseuchung und der Erdaufheizung zum Trotz.

Selbst Umweltschutzverbände finden keine Lösung

Ich habe einige Interviews von Umweltverbänden wie Greenpeace oder WWF zu ihrer Enttäuschung über die ergebnislose UN-Konferenz gehört. Sie kritisierten zu Recht, dass es keine Einigung in Busan gab. Ihre Forderungen sind aber nicht geeignet, die Plastikverseuchung der Erde an der Wurzel zu packen und so das Problem zu lösen. Ihre Vorschläge sind im Wesentlichen: eine Produktionsobergrenze der Plastikproduktion und höhere Recyclingquoten. Das Ziel des Wechselns der Rohstoffbasis in der Plastikwirtschaft hin zu nachwachsenden Rohstoffen sprachen sie überhaupt nicht an.

Bezeichnend und beispielhaft für das Versagen der Umweltverbände ist die große Aktion von WWF zur Plastikkonferenz in Busan.

Hunderttausende Menschen haben unterschrieben, weil sie ein Ende der Plastikvermüllung wollen.

Doch wenn man sich den Forderungskatalog von WWF anschaut, so ist der doch sehr dünn. Nur Vermeidung, ein Verbot von vermeidbarem Plastik, eine nicht näher spezifizierte Obergrenze der Plastikproduktion und mehr Recycling wird gefordert. Quelle: https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/globales-abkommen

Damit entpuppen sich die großen Umweltverbände wie so oft selbst als Bremser zur echten Kreislaufwirtschaft, da sie eine Chemie auf Basis von Naturrohstoffen wie Pflanzen, Algen und Pilzen nicht als entscheidende Lösung ansehen.

Selbst wenn es eine Einigung im nächsten Jahr auf eine Produktionsobergrenze von vielleicht 300 Millionen Tonnen Plastikmüll geben sollte und die Recyclingquote von 9% auf vielleicht 50 % gesteigert werden sollte, so landen immer noch viel zu große Mengen in den Flüssen und Meeren, in den Fluren, Wüsten und Wäldern, teilweise unverrottbar über Jahrtausende. Oder sie landen in der Müllverbrennung, wo sie dann als CO2 aus dem Schornstein entweichen.

Da große Umweltverbände wie z.B. der WWF die zentrale Forderung für einen Wechsel der fossilen Rohstoffbasis hin zu Naturstoffen nicht erheben, stützen sie voll die Interessen der Erdölwirtschaft, eben die Rohstoffbasis fossil zu lassen – wie beispielsweise der WWF – Ähnlich ist das auch bei Greenpeace, Nabu oder BUND.

Natürlich sind Vermeidung von Plastik und Recycling ein wichtiger Beitrag. Doch sie alleine sind keine Lösung. Recycling von petrochemischen Produkten kann immer nur ein Downrecycling sein. Am Ende der mehrfachen Recyclingschleifen bleiben doch riesige Müllmengen nicht mehr weiter recycelbarer Kunststoffe, die dann in die klimaschädliche Müllverbrennung oder auf ungesicherte Deponien in Afrika oder Asien wandern.

Biokunststoffe sind im Gegensatz zur Petrochemie Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft

Eine echte Kreislaufwirtschaft kann es eben nur mit Biokunststoffen geben. Pflanzen, Algen und Pilze wachsen indem sie CO2 aus der Atmosphäre holen. Aus ihnen können Rohstoffe, wie beispielsweise Bionaphta, gewonnen werden, die die Basischemikalie für viele Kunststoffe ist, aber auch für Kraftstoffe, Farben, Kleber u.a.

Die so hergestellten Biokunststoffe landen – sofern sie kompostierbar hergestellt wurden –nach der Nutzungsdauer z.B. auf dem heimischen Kompost oder in der Kompostieranlage und werden so zu wertvollem Humusboden, wo der vormalige der Atmosphäre entnommene Kohlenstoff gespeichert wird. Der Kohlenstoffkreislauf ist im besten Falle sogar CO2-senkend, aber auf jeden Falle CO2-neutral, sofern die Pflanzen im Bioanbau und nicht mit einer intensiven Pestizidlandwirtschaft angebaut werden.

Das aber ist genau die Angst, die viele Umweltverbände umtreibt: Biokunststoffe würden ja nur aus intensiver Landwirtschaft kommen und seien nicht umweltverträglich. Doch damit stützen sie die klimaschädliche Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle auch in der Petrochemie (Kunststoffe, Kraftstoffe, Farben u.a.).

Zudem haben auch Kompostierfirmen in den letzten Jahren erheblichen Schaden angerichtet. So wenden sie sich gegen die Aufnahme von kompostierbaren Mülltüten, vor allem, weil deren Verrottungsdauer zu lange dauere für ihre gewohnten Abläufe in der Biomüllkompostierung. Quelle: https://www.abfallwelt.de/abfaelle/kompostierbare-biomuellbeutel/

Statt ihre Arbeitsabläufe den kompostierbaren Biokunststoffen anzupassen und mit der Biokunststoffwirtschaft zusammenzuarbeiten, um die Kompostiereigenschaften der Biokunststoffe zu optimieren, verbieten sie einfach die Nutzung von Biomüllbeuteln.

In meinem häuslichen Kompost kompostieren meine Biomüllbeutel hervorragend.

Damit erweisen die Kompostierer, Umweltbehörden und viele Umweltverbände der Umstellung auf biobasierte Kunststoffe einen Bärendienst und unterstützen so weiter die Erdölchemie mit ihren klimaschädlichen Entsorgungswegen über die Müllverbrennung.

Auch langlebiger Plastik zersetzt sich in der Natur zu CO2

Manchmal hört man das Argument, dass diese petrochemischen Kunststoffe sehr langlebig seien und nicht verrotten können und so als Müll in der Landschaft oder im Meer wenigstens nicht das Klima aufheizen. Mikro- und Makroplastik in den Meeren würden noch über Jahrhunderte dort verbleiben.

Doch auch das widerlegen neuere Forschungen: Selbst in der kalten Arktis zersetzen Mikroorganismen Mikro- und Makroplastik unter Freisetzung von CO2. Quelle:

https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/bakterien-plastik-arktis-100.html

Und selbst Mikroplastik in den Meeren wird von Bakterien zersetzt. Abbauprodukt ist CO2. Quelle:

https://www.mdr.de/wissen/mikroben-bakterien-enzyme-fressen-zersetzen-plastik-plaste-100.html

Tolle Beispiele für plastikfreien Einkauf und Bioplastik

Was kann denn Verbraucher tun, um mitzuhelfen die Plastikverseuchung der Erde zu beenden?

Zunächst ist es natürlich bestens erdölbasierte Kunststoffe zu vermeiden. Es gibt immer mehr Läden und Online Shops, die plastikfreie Waren und Verpackungen anbieten:

https://utopia.de/ratgeber/plastikfrei-einkaufen-die-besten-onlineshops-im-vergleich_13530/

Viele Firmen versuchen die Dominanz der Erdölchemie zu durchbrechen und setzen auf Biokunststoffe.

Zum Beispiel mit selbst verrottenden Pflanztöpfen aus Pflanzen:

https://www.meinwoody.de/collections/baum-anzuchtsets

Oder Biochemie aus Meeresalgen:

https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/wertvoller-algen-dschungel/

Oder Gras als Rohstoff für Textilien, Bio-Plastik, Carbonfasern, Flugbenzin:

https://www.wissenschaft.de/technik-digitales/der-gruene-gigant/

Es gibt längst umfassende Forschungen, wie Biokunststoffe aus Bionaphta, dem chemischen Grundstoff für Kunststoffe, Farben, Lacke, Kleber, Kraftstoffe wie Flugbenzin u.a. hergestellt werden können:

https://renewable-carbon.eu/publications/product/bio-based-naphtha-and-mass-balance-approach-status-outlook-standards-certification-schemes/

Auch faserbasierte Bio-polymerwerkstoffe sind inzwischen entwickelt:

https://technikumlaubholz.de/faserbasierte-biopolymerwerkstoffe/

Es gäbe noch viele weitere Beispiele anzufügen.

Alle diese wertvollen Forschungsergebnisse, Start-ups und etablierten Unternehmen brauchen unsere Unterstützung als VerbraucherInnen sowie politische Unterstützung, damit sie schnell wachsen und die klimaschädliche und plastikverseuchende Petrochemie ablösen können. Ganz so wie wir es mit der Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien statt Energie aus Erdöl, Erdgas, Kohle und Atom anstreben.

Solange aber viele Umweltverbände und mit ihnen viele Umweltminister Biokunststoffe, genauso wie Biokraftstoffe, von vornherein nicht in den Mittelpunkt ihrer Forschungen und politischen Unterstützung stellen, werden sie keine Lösung zur Plastikvermüllung der Meere und der Landschaften finden, sondern nur das klimaschädliche Geschäft der Erdölindustrie weiter stützen.

Selbst wenn es in einem Jahr ein UN-Plastikmüllabkommen mit Obergrenzen für die Produktion und einer hohen Recyclingquote gäbe, so würde die Plastikvermüllung der Erde nicht gestoppt, da es eben auch dann keinen Wechsel hin zu selbstverrottbarem Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen gäbe.

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Guancha-Interview: Hans-Josef Fell über Erneuerbare Energien und Klimaschutz mit Lehuan Zheng – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Kürzlich wurde auf Guancha, einer der größten Informationsplattformen Chinas, ein Interview mit mir veröffentlicht.
Hier ist der Link zum Interview auf Guancha:
https://www.holoceneproject.org/holocene-project

Das Interview führte der Journalist Lehuan Zheng.
Guancha erreicht über verschiedene Kanäle eine Leserschaft von 120 Millionen Menschen und wird insbesondere auch im akademischen Bereich häufig gelesen.

Lesen Sie hier die deutsche Übersetzung des Interviews:

Zheng:

Erneuerbare Energien wurden in Deutschland in den 1990er Jahren gefördert. Im Jahr 2000 trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft, das seitdem von vielen Ländern nachgeahmt wurde und die Entwicklung der Erneuerbaren Energien gefördert hat. Welche Hindernisse gab es in dieser Zeit bei der Förderung dieses Gesetzes in Deutschland?

Fell:

Die Verabschiedung des EEG im Jahr 2000 war ein großer Erfolg. Es legte den Grundstein für das exponentielle Wachstum der Erneuerbaren Energien, zunächst in Deutschland und dann in vielen anderen Ländern. Damals wie heute haben die großen Konzerne der Atom- und fossilen Energiewirtschaft (Kohle, Erdöl, Erdgas) gegen das EEG lobbyiert. Auch die konservativen und liberalen Parteien stimmten gegen das EEG. Aber wir Parlamentarier von den Sozialdemokraten und den Grünen blieben standhaft und haben das EEG gegen alle Widerstände verabschiedet.

Zheng:

Seitdem hat Deutschland das Erneuerbare-Energien-Gesetz kontinuierlich überarbeitet. Anfang 2024 erreichte der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland einen neuen Rekordwert, wobei Windenergie, Solarenergie, Biomasse und Wasserkraft 58% des deutschen Stromverbrauchs deckten. Sind Sie auf der Grundlage dieser Daten der Meinung, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland effektiv umgesetzt wurde? Was kann/sollte für die weitere Entwicklung in Zukunft tun?

Fell:

Im ersten Halbjahr 2024 lag der Anteil Erneuerbarer Energien an der Nettostromerzeugung bei 65%. Leider wurde das exponentielle Wachstum der Erneuerbaren Energien jedoch durch diverse EEG-Novellen, die von konservativen Politikern ab 2012 eingebracht wurden, abrupt gestoppt. Insbesondere der Solarmarkt und später auch der Windmarkt brachen stark ein. Wäre das exponentielle Wachstum weitergegangen und eine starke Initiative für die Speicherung ergriffen worden, wäre die deutsche Stromversorgung heute bereits zu 100% erneuerbar. Glücklicherweise hat China die technologische Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren Energien durch die Übernahme der Grundprinzipien des EEG fortgeschrieben. Als Vorstandsmitglied der deutsch-chinesischen Parlamentariergruppe war ich oft zu politischen Gesprächen in China und habe mich immer für ein chinesisches EEG eingesetzt. Heute ist China der absolute Weltmarktführer für alle Erneuerbaren Energietechnologien, Speicherung und E-Mobilität. Dies ist gut für den Klimaschutz auf dem Planeten Erde, aber ein Problem für die Industrie in Deutschland und Europa, die immer noch zu stark auf fossile und nukleare Technologien statt auf Erneuerbare Energien setzt. Deutschland und die EU müssen sich wieder viel stärker auf Erneuerbare Energien und andere emissionsfreie Technologien konzentrieren. Dies würde den globalen Klimaschutz fördern und die nationale Industrie könnte wieder wachsen, anstatt mit dem Niedergang der fossilen Brennstoffindustrien zu schrumpfen.

Zheng:

Im Jahr 2021 verabschiedete Deutschland das Bundes-Klimaschutzgesetz, das neue Emissionsziele festlegt und bis 2045 auf null Treibhausgasemissionen abzielt, was fünf Jahre vor dem Ziel der EU liegt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss Deutschland seine Energieversorgung grundlegend ändern. Welche Anpassungen hat Deutschland an seiner Energiepolitik vorgenommen, um dieses Ziel zu erreichen?

Fell:

In den letzten drei Jahren ist es der Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen gelungen, mit Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz den Ausbau Erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Dieser Ausbau ist jedoch noch zu langsam, um die Klimaschutzziele der Regierung zu erreichen.

Auch diese Klimaschutzziele Deutschlands und insbesondere der EU sowie die Ziele aller anderen Nationen sind viel zu schwach, um den Herausforderungen der globalen Erwärmung mit katastrophalen Wetterextremen und steigendem Meeresspiegel zu begegnen. Die Menschheit muss eine Abkühlung der Erde um 1°C anstreben, wie es das erklärte Ziel des chinesischen Konzerns BYD ist, um eine realistische Chance zu haben, die menschliche Zivilisation zu schützen. Dafür müsste die Welt bis 2035 zu 100% auf Erneuerbare Energien umsteigen und viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt werden.

Zheng:

Die deutsche Energiewende wird immer als „Lokomotive Europas“ bezeichnet, ist also Vorreiter bei Reformen. Es gibt aber auch Kritik, dass Deutschlands Umstellung zu schnell und zu radikal erfolgt. Wie sehen Sie das?

Fell:

Diese Kritik kommt von der fossilen und nuklearen Energieindustrie, die eine Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien fürchtet, weil dann ihr Geschäft vorbei ist. Wir dürfen dieser schmutzigen und klimaschädlichen Industrie aber keine Beachtung schenken, denn wenn sie so weitermacht, wird die menschliche Zivilisation aufgrund der globalen Erwärmung nicht überlebensfähig sein.

Zheng:

Der Russland-Ukraine-Konflikt im Jahr 2022 hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Energieversorgung und -sicherheit Deutschlands. Deutschland hätte damals beinahe die Kohleverstromung wieder aufnehmen müssen. Wir können sehen, wie instabil die globale Energieversorgungskette heutzutage aufgrund geopolitischer Konflikte ist. Wie können die Probleme wie Energieknappheit und Energieverteilung durch Deutschland vor diesem Hintergrund gelöst werden?

Fell:

Sonne und Wind sind in allen Regionen der Welt im Überfluss vorhanden. Wenn wir überall 100 % Erneuerbare Energie nutzen, wird es keine geopolitischen Verwerfungen mehr geben, wie sie heute im fossilen und nuklearen Energiesystem existieren. Solar- und Windenergie sind die Energien des Friedens, denn man kann keine Kriege um sie führen, man kann keine „Pipeline“ für Sonnenstrahlung zerstören, aber es gibt viele Konflikte und sogar Kriege um Öl, Erdgas, Kohle oder Uran. Eine schnelle Umstellung auf 100 % Erneuerbare Energien wird Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Atomkraft bringen und kann damit der Welt Frieden und gleichzeitig billige Energie bringen, da Solar- und Windenergie sowie Batteriespeicher schon heute die billigste Energieerzeugung darstellen.

Globale Zusammenarbeit bei der Emissionsreduzierung

Zheng:

China befindet sich ebenfalls in einem schnellen Energiewendeprozess. Bis Ende August 2024 betrug die installierte Kapazität der Stromerzeugung aus neuen Energien in China 1,27 Milliarden Kilowatt, was 40,7 % der gesamten installierten Stromerzeugungskapazität entspricht, und es wurde eine vollständige Industriekette von Upstream über Midstream bis Downstream gebildet. Einige Leute glauben, dass Chinas Energiewende vom Pfad des hohen Verbrauchs und der hohen Umweltverschmutzung im westlichen Industrialisierungsprozess der Vergangenheit abgekommen ist (natürlich hat China diese Phase auch durchgemacht) und eine Lösung zwischen Entwicklung und Umweltschutz gefunden zu haben scheint. Was ist Ihre Meinung zur Energiewende Chinas?

Fell:

Das chinesische Energiesystem basiert heute hauptsächlich auf Kohle und Öl, etwas Erdgas und Kernenergie sowie zunehmend schnell wachsenden Erneuerbaren Energien. Diese fossilbasierte Energie ist ein großes Problem, da sie China zum größten Emittenten von Treibhausgasen gemacht hat. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien befindet sich jedoch auf einem sehr schnellen, exponentiellen Wachstumspfad. Kein anderes Land der Welt hat mit sauberen Energietechnologien eine so starke neue Industrie aufgebaut. Steigen diese Investitionen in den kommenden Jahren so schnell wie in den letzten Jahren, dann wird China alle Emissionen viel schneller beenden, als es das aktuelle Regierungsziel der Klimaneutralität bis 2060 vermuten lässt. Heute liegt der Anteil fossiler Brennstoffe an Chinas Energieversorgung bei über 80 %. Der China Energy Transformation Outlook 2023 der NDRC zeigt jedoch, dass China den Energiebedarf bis 2040 um 30 % senken kann und der Anteil Erneuerbarer Energien dann deutlich über 50 % liegen kann. Ich glaube, dass bei den aktuellen Wachstumsraten die Erneuerbaren Energien in China sogar vor 2040 100 % erreichen können, wenn der politische Wille so erhalten bleibt wie bisher.

Zheng:

Im August dieses Jahres veröffentlichte Foreign Affairs einen Artikel mit dem Titel „Wie der Kampf gegen den Klimawandel geopolitische Zwietracht überwinden kann“, in dem Chinas beherrschende Stellung auf dem globalen Markt für saubere Energie sowohl in wirtschaftlicher als auch in moralischer Hinsicht beunruhigt wird. Wie sehen Sie die wirtschaftlichen und moralischen Dilemmata, mit denen Europa und die USA derzeit in der Frage des Klimawandels konfrontiert sind?

Fell:

Die wichtigste Aufgabe der Menschheit besteht darin, die menschliche Zivilisation vor dem Aussterben zu bewahren. Die wichtigste Maßnahme hierfür besteht darin, fossile und nukleare Energiequellen durch 100 % Erneuerbare Energie und andere saubere Industrien zu ersetzen. Die Tatsache, dass China in dieser Hinsicht die Weltgemeinschaft mit großem Abstand anführt, ist ermutigend. Europa und die USA sind nicht auf einem solchen Weg, sondern schützen fossile Brennstoffe immer noch zu sehr mit Subventionen und anderen Vorteilen. Europa, die USA und der Rest der Welt sollten sich dieser positiven Entwicklung Erneuerbarer und sauberer Technologien anschließen, indem sie mit China zusammenarbeiten. Zölle, Handelsbarrieren und Sanktionen gegen Klimaschutztechnologien behindern nur die rasche Umsetzung eines wirksamen Klimaschutzes. Die Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg ist auch die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben zwischen den Nationen auf der Erde. Konfrontationspolitik kann schnell zu Kriegen führen, die keiner von uns will.

Zheng:

Die 29. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP29) findet in Aserbaidschan statt, aber die Verhandlungen über das Klimafinanzierungsziel kommen immer noch langsam voran und es gibt auch viele Streitigkeiten über die genaue Höhe und die Bereitstellungsmethode der Mittel. Was ist Ihre Ansicht über die Auswirkungen der Klimafinanzierung auf die globale Zusammenarbeit zur Emissionsreduzierung? Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die schwierigen Fortschritte bei den Verhandlungen über die Klimafinanzierung?

Fell:

Die UN-Klimakonferenz in Baku ist genauso gescheitert wie alle UN-Klimakonferenzen davor. Keine hat Klimaschutz gebracht. Damit ist die Welt auf dem Weg in die Klimahölle, wie UN-Generalsekretär António Guterres treffend beschreibt. In Paris wurde 2015 vereinbart, die Erderwärmung nicht über 1,5°C steigen zu lassen und die jährlichen Emissionen zu reduzieren. 2023 war allerdings das Rekordjahr mit über 57 Gigatonnen CO2-Ausstoß und 2024 werden wir einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von 1,55°C erleben. Die UN-Klimakonferenzen sollten sich weniger damit beschäftigen, wie öffentliche Kassen aus überschuldeten öffentlichen Haushalten den Klimaschutz finanzieren können und sich stattdessen auf die Ziele einigen, die die Einhaltung der planetaren Grenzen für das Überleben der menschlichen Zivilisation sicherstellen: eine Abkühlung um 1°C und eine Reduzierung der Treibhausgaskonzentration unter 350 ppm CO2 – heute liegt die Erde bei 425 ppm. Der Grund für das Scheitern ist der Einfluss der globalen fossilen Industrie in den Bereichen Energie, Gebäude, Verkehr, Petrochemie und intensive Landwirtschaft. Zukünftige UN-Klimakonferenzen sollten sich darauf konzentrieren, wie wir die Erde wieder abkühlen können.

Mit einem großen Forschungsprojekt namens Holocene wollen wir mit Universitäten auf der ganzen Welt diesen Weg zurück unter 350 ppm CO2 wissenschaftlich beschreiben. Finanzierungen und Forschungskooperationen hierfür sind sehr willkommen. Der Schwerpunkt der Klimafinanzierung muss sich von der öffentlichen zur privaten Finanzierung verschieben. Es wird wichtig sein, dass Unternehmen mit emissionsfreien und kohlenstoffreduzierenden Technologien Finanzierungen erhalten, um ihnen ein schnelles exponentielles Wachstum zu ermöglichen.

Zheng:

Was sind Ihre Erwartungen im Kontext der globalen Emissionsreduzierung für diese Klimakonferenz (COP29)? Auf welche Bereiche sollte sich Ihrer Meinung nach als international anerkannter Fürsprecher der Erneuerbaren Energien-Bewegung die internationale Zusammenarbeit in Fragen der Emissionsreduzierung in Zukunft konzentrieren?

Fell:

Die UN-Klimakonferenz in Baku ist genauso ineffektiv wie alle UN-Konferenzen davor. Sie zielen nicht auf die Abkühlung der Erde ab, sondern arbeiten in erster Linie an der Finanzierung der Klimaschäden für den globalen Süden. Aber diese Schäden können nicht mit Geld ausgeglichen werden. Wenn die kleinen pazifischen Inselstaaten, wenn Alexandria in Ägypten oder auch New York und Shanghai vom Meer überflutet werden, sind die Schäden nicht mit Geld auszugleichen.

Die Weltgemeinschaft muss sich darauf konzentrieren, alle Treibhausgasemissionen in zwei bis drei Jahrzehnten vollständig zu beenden und gleichzeitig über 300 Gigatonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen. Dies kann mit 100 % Erneuerbarer Energie, einer emissionsfreien Kreislaufwirtschaft und regenerativer Land- und Forstwirtschaft sowie einer Meereswirtschaft, die Algen nutzt, erreicht werden. Dafür gibt es viele positive Beispiele: China hat in der Gobi eine Fläche von der Größe Deutschlands aufgeforstet. Ich kenne Firmen, die aus Pflanzen Bioplastik oder Biokerosin herstellen. Es gibt bereits Start-ups, die aus schwimmenden Makroalgen, deren Wachstum sich in 10 Tagen verdoppeln kann, erste Produkte wie Biokohle, Biochemikalien oder Baustoffe herstellen. Diese saubere Wirtschaft muss sehr schnell hochskaliert werden. China ist auf einem guten Weg dazu. Wenn die chinesische Regierung dies weiterhin stark unterstützt, dann kann sie bei den kommenden Weltklimakonferenzen zeigen, was der Weg zum Überleben der menschlichen Zivilisation auf diesem Planeten Erde ist.

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„Moralische Ambition“ von Bestsellerautor Rutger Bregman – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Rutger Bregman (* 26. April 1988) ist ein niederländischer Historiker und Autor. Er hat acht Bücher zu Geschichte, Philosophie, Anthropologie und Wirtschaft veröffentlicht. Seine Werke Humankind: A Hopeful History (2020) und Utopia for Realists: And How We Can Get There (2017) wurden beide zu Bestsellern der Sunday Times und der New York Times und wurden in 46 Sprachen übersetzt.

Der Guardian beschrieb ihn als „das niederländische Wunderkind neuer Ideen“, während TED ihn als „einen der bedeutendsten jungen Denker Europas“ würdigte. https://rutgerbregman.com/about

‍Sein jüngstes Buch, „Moralische Ambition“ (2024), hat es in sich. Darin beschreibt er, wie man aufhört, sein Talent zu vergeuden, und stattdessen etwas schafft, das wirklich zählt.

Im Einführungskapitel auf Seite 19 schreibt Rutger Bregman:

Die größte Verschwendung unserer Zeit ist die Verschwendung von Talent. Überall auf der Welt gibt es Millionen von Menschen, die einen bedeutenden Beitrag zu einer besseren Welt leisten könnten, es aber nicht tun.

Warum? Der erste Grund liegt auf der Hand: weil sie keine Möglichkeit dazu haben. Man denke nur an die Hälfte der Weltbevölkerung, die mit weniger als sieben Dollar pro Tag auskommen muss. Wie viele verlorene Einsteins gibt es unter ihnen?

Aber hier möchte ich über diejenigen sprechen, die sehr wohl alle Chancen haben. Über Menschen, die ihre Karriere selbst gestalten können, deren Lebenslauf aber trotzdem traurig anmutet. Talente, denen die ganze Welt zu Füßen liegt, die aber in langweiligen, nutzlosen oder sogar schädlichen Jobs gestrandet sind.

Es gibt ein Mittel gegen diese Verschwendung, und dieses Mittel heißt «moralische Ambition». Moralische Ambition ist der Wille, die Welt drastisch zu verbessern. Die eigene Karriere den großen Problemen unserer Zeit zu widmen, seien es der Klimawandel oder Kindersterblichkeit, Steuerhinterziehung oder die nächste Pandemie. Es ist das Bedürfnis, etwas zu bewirken und etwas zu hinterlassen, das wirklich zählt.

Wie sehr haben mich diese Zeilen beeindruckt! Ja, das war genau das, was mich mein Leben lang angetrieben hat: mich den großen Problemen unserer Zeit zu widmen – insbesondere dem Klimawandel, einer sauberen Umwelt, aber auch dem Frieden.

Und dann, beim Weiterlesen in diesem faszinierenden Buch über Menschen, die genau das getan hatten, kam die große Überraschung:
Rutger Bregman hatte mich entdeckt und in seinem Buch genau in die Kategorie von Menschen mit moralischer Ambition eingeordnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren, die mich interviewt hatten, hatte ich jedoch nie Kontakt mit ihm.

Bregman erkannte, dass die Solarenergie aus Gründen des Klimaschutzes, der Ressourcenschonung und auch zur Schaffung des Friedens die wichtigste Energiequelle der Menschheit werden müsse.

Er benennt drei Pioniere, die mit ihrer moralischen Ambition der Solarenergie zum globalen Durchbruch verholfen haben: den australischen Solarforscher Peter Green, den deutschen Politiker Hans-Josef Fell und den chinesischen Solarunternehmer Shi Zhengrong.

Doch am besten lesen Sie selbst den entsprechenden Buchausschnitt (S. 169–173), den ich mit Erlaubnis des Autors abdrucken darf:

In der Zwischenzeit müssen wir uns aber noch von fossilen Brennstoffen verabschieden. Das sind nämlich knappe, schmutzige und tödliche Energiequellen, die viele Diktatoren im Sattel halten. Eines Tages werden wir das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas für so primitiv halten wie die Verbrennung von Torf.

Glücklicherweise gibt es viel bessere Optionen. Mit seiner Formel E=mc2 hatte Einstein bereits vorhergesehen, dass man eine kleine Menge an Masse in eine immense Menge an sauberer Energie umwandeln kann. Diese Energie wird freigesetzt, wenn sich Atomkerne spalten oder, besser noch, verschmelzen.

Einen Vorgeschmack auf diese Zukunft erhielten wir im Dezember 2022, als ein US amerikanisches Forschungsteam verkündete, dass es ihnen erstmals gelungen sei, auf diese Weise Energie zu erzeugen. Dieser Prozess, die Kernfusion, findet auch im Inneren von Planeten statt.

Eine kleine Randbemerkung: Das Team produzierte gerade genug Strom, um damit eine Kanne Tee zu kochen. Kernfusion im großen Maßstab scheint noch in weiter Ferne zu liegen, doch wie lange es dauern wird, steht nicht in den Sternen. Es hängt von menschlichen Entscheidungen ab, mit anderen Worten: davon, wie sehr wir uns anstrengen.

Es gibt noch einen weiteren Kandidaten für die Energiequelle der Zukunft. Ich spreche von dem Kernfusionsreaktor, den wir jeden Tag aufgehen sehen: der Sonne. «Ich setze mein Geld auf die Sonne und Solarenergie», soll Thomas Edison 1931 zu dem Automobilhersteller Henry Ford gesagt haben. «Was für eine Energiequelle! Ich hoffe, dass wir nicht warten müssen, bis Öl und Kohle zur Neige gehen, bevor wir das in Angriff nehmen. Ich wünschte, ich hätte mehr Lebenszeit!»

Seit den 1970er-Jahren sind die Kosten für Solarenergie um mehr als 99 Prozent gesunken. Wenn Sie sich die steil abfallende Linie dieser Grafik ansehen, könnten Sie den Eindruck gewinnen, dass der Preisverfall bei Solarenergie unvermeidlich war. Aber nichts ist weniger wahr.

Hinter dieser Grafik verbirgt sich eine faszinierende Geschichte über eine Handvoll Schlüsselfiguren. Ich spreche von drei Pionieren mit einem turmhohen VORP: einem australischen Professor, einem deutschen Politiker und einem chinesischen Un-ternehmer.

Lassen Sie mich am Anfang dieser wilden Geschichte beginnen. Bereits 1839 hatte ein französischer Physiker das Grundprinzip des Solarpanels beschrieben: den photovoltaischen Effekt. Doch dann dauerte es mehr als ein Jahrhundert, bis die New York Times im Jahr 1954 über eine revolutionäre Erfindung berichtete: New Battery Taps Sun’s Vast Power.

Den Forschungsteams der Bell Labs gelang es erstmals, ein brauchbares Panel zu bauen, das Lichtteilchen einfing und in Elektrizität umwandelte. Die Zeitung verstand die revolutionären Implikationen. «Die Menschheit könnte bald einen ihrer größten Träume verwirklichen. Die Nutzung der nahezu endlosen Energie der Sonne zum Wohle der Gesellschaft.»

Doch trotz dieser Begeisterung wurde wenig in die Technologie investiert. Wie Ralph Nader in den 1970er-Jahren sagte:

«Die Nutzung von Solarenergie wurde nie ausgeweitet, weil der Ölindustrie die Sonne nicht gehört.»

Nach der Ölkrise von 1973 hat man ein bisschen Kleingeld für ein bescheidenes Forschungsprogramm aufgetrieben, aber das wurde in den 1980er Jahren wieder eingestellt. Präsident Ronald Reagan bezeichnete die Erforschung von Solarpanelen als linke Geldverschwendung und sprach verächtlich vom «Solarsozialismus». Die Panele, die unter Präsident Jimmy Carter auf dem Weißen Haus angebracht worden waren, ließ Reagan wieder entfernen.

In den folgenden Jahren köchelte die Forschung auf kleiner Flamme, insbesondere an der University of New South Wales in Australien. Dort werkelte ein Team unter der Leitung eines Professors namens Martin Green weiter am Solarpanel der Zukunft.

Unterdessen trat auf der anderen Seite der Erde eine weitere entscheidende Persönlichkeit auf den Plan: der deutsche Gemeinderat Hans-Josef Fell. Schaut man sich ein Foto von ihm an, sieht man einen Politiker in einem unscheinbaren Anzug und denkt nicht sofort an einen Superhelden. Aber das ist er.

Herr Fell hat nämlich der Entwicklung der Solarenergie, unserer wichtigsten Waffe im Kampf gegen den Klimawandel, einen enormen Boost verschafft.

Schon in den frühen 1990er-Jahren war er ein sympathischer Umweltverrückter oder «Solarfreak», wie er sich selbst nannte. Auf einem Hügel des Städtchens Hammelburg hatte er eigenhändig eine Art Hobbithaus gebaut, das komplett mit Gras und Sonnenpanelen bedeckt war. In der Nachbarschaft galt Fell als ein Spinner, der ein Vermögen für sauteure Solarmodule rausschmiss, die kaum Strom produzierten.

Aber dieser Spinner hatte Überzeugungskraft. Er glaubte, dass Solarenergie deutlich günstiger werden könnte, wenn nur ihre Produktion ausgeweitet würde. Und so schlug Fell vor, in Hammelburg die weltweit erste «Solarprämie» einzuführen.

Fortan erhielten alle, die ein Solarpanel besaßen, einen satten Zuschuss, der über die Energierechnungen aller Stromverbraucher querfinanziert wurde. Plötzlich wurde es lukrativ, sich der Sekte der Solarfreaks anzuschließen.

1998 zog Fells Partei (Die Grünen) in die Bundesregierung ein, und er witterte seine Chance. Fell verfasste einen ambitionierten Plan für eine landesweite Gesetzesvorlage, die tatsächlich von der neuen Koalition akzeptiert wurde. In den folgenden Jahren pumpten die Deutschen einen Wahnsinnsbetrag, mehr als 200 Milliarden Euro, in Subventionen für Solaranlagen. Der Weltmarkt verdreißigfachte sich, und Deutschland trug in manchen Jahren mehr als die Hälfte aller Kosten. In keinem anderen Land sind die Stromrechnungen so stark gestiegen.

Die Leute haben oft über dieses verrückte Deutschland gelacht, wo man ein Vermögen hinblättern musste, nur um die Emissionen ein klein wenig zu reduzieren. Aber die stehen jetzt dumm da. Denn was Fell vorhergesagt hatte, bewahrheitete sich: Mit der Vergrößerung der Fabriken wurde die Produktion immer effizienter. Überall purzelten die Preise für Solarmodule. Mit anderen Worten: Dank des Solarfreaks aus Hammelburg hat Deutschland das Lehrgeld für die Welt bezahlt, und jetzt haben wir in der ganzen Welt spottbilligen Solarstrom.

Danke, Herr Fell!

Und wo wurden diese Millionen Panele produziert? Nicht in Deutschland, sondern in China. Einer der Austauschstudierenden von Martin Green (der australische Professor) erwies sich nicht nur als ausgezeichneter Forscher, sondern auch als brillanter Unternehmer. Sein Name war Shi Zhengrong, und er wurde der Sonnenkönig der Welt. So wie Thomas Edison das Geschäftsmodell hinter der Glühbirne austüftelte, entwickelte er das Geschäftsmodell hinter dem Solarpanel.

Auf Anraten seines ehemaligen Professors besuchte Shi Zhengrong eine Industriemesse in Deutschland, wo gerade das Fell-Förderprogramm angekündigt worden war. Er war der einzige chinesische Solarunternehmer auf dieser Messe, konnte aber mit seinem perfekten Englisch und seinem Doktortitel bei der besten Photovoltaik-Forschungsgruppe der Welt alle für sich einnehmen.

«Wir haben in zehn Jahren etwas erreicht, von dem viele dachten, dass es hundert Jahre dauern würde», blickte Shi 2012 auf das Geschehen zurück. «Einige meinten, wir würden zu schnell wachsen, aber die Welt konnte nicht noch ein Jahrhundert auf eine Lösung für die Klimakrise warten.» Übrigens ging Shi ein Jahr später bankrott – sein milliardenschweres Unternehmen war tatsächlich etwas zu schnell gewachsen. Doch inzwischen sind Dutzende Konkurrenzunternehmen in seine Fußstapfen getreten, und Fachleute sind sich einig, dass Shi Zhengrong eine historische Rolle gespielt hat. Ohne ihn wäre die Entwicklung der Solarenergie deutlich langsamer verlaufen.

Ein Ende des Preisverfalls bei Solarenergie ist noch nicht in Sicht. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur ist sie bereits die billigste Energiequelle in der Geschichte der Menschheit, auch ohne Subventionen, und sie könnte noch viel billiger werden, wenn wir die Produktion weiter steigern. Jede Stunde erreicht genügend Sonnenlicht die Erde, um die gesamte Welt ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

Es sieht also so aus, als hätte Thomas Edison recht gehabt, als er sagte, er würde sein Geld auf die Sonne setzen und dass Solarenergie unsere größte Energiequelle werden könnte. Wenn es so weit ist, denken Sie an Martin Green, Shi Zhengrong und Hans-Josef Fell – denn an der ganzen Geschichte war nichts Selbstverständliches.

Am Ende des Buches ermutigt Rutger Bregman, sich der Bewegung der Moralischen Ambition anzuschließen. Ich kann ihm nur beipflichten, diesem Aufruf zu folgen:

Höre auf dein Talent zu vergeuden:

Moralische Ambition bedeutet den Wunsch zu haben, zu den Besten gehören zu wollen, allerdings mit einer anderen Definition von Erfolg. Kein hohes Gehalt und kein eindrucksvoller Titel, sondern eine Karriere, die sich den Lösungen unserer größten globalen Probleme widmet.

Wir glauben, dass die ambitioniertesten Menschen an den wichtigsten globalen Problemen arbeiten sollten. Wir brauchen unsere klügsten Köpfe, um die Massentierhaltung zu beenden, unsere Demokratien zu schützen, Pandemien zur Geschichte zu machen – um nur einige Beispiele zu nennen.

So steht es auf der Website https://www.moralambition.eu/de, die Mut macht und Vorschläge sowie Grundsätze dafür aufzeigt.

Mit meiner Lebenserfahrung kann ich das nur unterstreichen: Suchen Sie Lösungen für die zentralen Herausforderungen der Menschheit, allen voran die globale Erwärmung, und arbeiten Sie mit moralischer Ambition an deren Umsetzung.
Helfen Sie mit, einen Weg zu finden, die Erde wieder um 1°C abzukühlen. Heute glauben viele Menschen, das sei unmöglich – genauso wie sie vor 30 Jahren dachten, Solarenergie würde niemals günstig werden. Doch es wird möglich sein, die Erde wieder um 1°C abzukühlen. Die grundsätzlichen Wege dazu kennen wir. Es braucht jedoch viele Menschen mit moralischer Ambition, die diesen Abkühlungspfad der Erde aktiv mitgestalten.

Wenn viele mitmachen, werden wir am Ende die Welt zu einer besseren gemacht haben.

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Großes Bündnis gegen den CCS-Gesetzesentwurf der Ampel-Bundesregierung – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Ein großes Bündnis von über 70 Organisationen hat sich kürzlich in einem vielbeachteten Aufruf gegen das von der Ampelregierung am 21. Juni 2024 per Kabinettsbeschluss in den Bundestag eingebrachte CCS-Gesetz ausgesprochen (vgl. BT-Drs. 20/11900).

CCS (Carbon Capture and Storage) ist der Versuch, Kohlendioxid aus den Verbrennungsgasen fossiler Anwendungen oder der Zementproduktion abzuscheiden und beispielsweise in ausgeförderten Erdgas- und Erdölfeldern zu deponieren. Bereits vor über 20 Jahren habe ich davor gewarnt, dass CCS keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, sondern lediglich dazu dient, die fossile Wirtschaft länger am Leben zu halten. An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: In den letzten Jahren wurde noch deutlicher, dass CCS kein Lösungsansatz für den Klimaschutz sein kann. Zuletzt habe ich in meinem Newsletter vom 16. Mai 2023 neuere Erkenntnisse dazu zusammengetragen. Mehr dazu hier

Kritische Stimmen zum Kabinettsbeschluss der Ampelregierung gab es auch bereits im Bundestag, insbesondere aus der Grünen Bundestagsfraktion. Quelle: Deutschlandfunk

Ob der Gesetzentwurf noch in dieser Wahlperiode im Bundestag verabschiedet wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Bekanntlich verfügt die aktuelle Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP nicht mehr über eine eigene Mehrheit im Bundestag. Zwar haben FDP und Union signalisiert, dass sie unter Umständen eine Verabschiedung des Gesetzes in dieser Wahlperiode unterstützen könnten, doch die Vorbehalte innerhalb der SPD und insbesondere bei den Grünen haben zugenommen (Tagesspiegel Background).

Wer mehr über die Gefahren und die fehlende Wirksamkeit von CCS im Klimaschutz erfahren möchte, findet umfangreiche Informationen auf der Homepage „Stoppt CO2-Endlager“ unter keinco2endlager.de.

Die Fossile Wirtschaft hat mit CCS Lobbyisten auch die letzte Weltklimakonferenz beherrscht

Der Guardian berichtete kürzlich, dass auf der vor kurzem zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz in Baku die CCS-Lobbyisten besonders stark vertreten waren. Es waren mehr CCS-Lobbyisten anwesend als die nationalen Delegationen großer Länder wie der USA und Kanada. Fast die Hälfte dieser Lobbyisten erhielt als Mitglieder nationaler Delegationen Zutritt und konnte so sogar direkt an den Verhandlungen teilnehmen. Insgesamt hatten 1.773 Kohle-, Öl- und Gaslobbyisten Zugang zu den Klimaverhandlungen. In Baku wurden neue Regeln für die Nutzung von Kohlenstoffmärkten verabschiedet, die der CCS-Lobby möglicherweise große Vorteile verschaffen könnten, einschließlich einer verstärkten Finanzierung von CCS-Technologien. (Quelle: The Guardian)

Die Teilnehmerzahl von Klima-NGOs wurde hingegen sehr restriktiv gehandhabt. Auch wir von der Energy Watch Group haben dies deutlich gespürt, da es uns – anders als bei früheren Weltklimakonferenzen – diesmal nicht gelungen war, Zugang zu erhalten. Im Gegensatz dazu feierten die fossilen CCS-Lobbyisten „größten Erfolg“. In Baku wurden die in Abu Dhabi bereits beschlossenen Ziele, wie der Ausstieg aus fossilen Energien und die Verdreifachung des Anteils Erneuerbarer Energien bis 2030, nicht weiter vorangetrieben.

Der Aufruf gegen das CCS Gesetz kann noch unterzeichnet werden

Umso größere Bedeutung kommt nun dem Aufruf gegen das bundesdeutsche CCS-Gesetz zu, der von über 70 Organisationen unterzeichnet wurde. Als Präsident der Energy Watch Group habe ich diesen Aufruf ebenfalls als Erstunterzeichner unterzeichnet. Dadurch bestehen realistische Chancen, die Verabschiedung dieses klimaschädlichen CCS-Gesetzes in dieser Wahlperiode zu verhindern. Sollte dies gelingen, würde das Gesetz der Diskontinuität zum Opfer fallen. Das bedeutet, dass eine kommende Regierungskoalition zunächst einen neuen Gesetzesentwurf einbringen müsste.

Es wäre wünschenswert, wenn sich noch viele weitere Organisationen dem Aufruf anschließen würden. Wer dies tun möchte, kann den Aufruf per E-Mail an Kerstin.Meyer@bund.net unterstützen.

Die Pressemitteilung sowie den vollständigen Aufruf finden Sie hier: Gemeinsam gegen den fossilen Irrweg: CCS-Gesetz stoppen

 

Hier der Wortlaut des offenen Briefes:


Gemeinsam gegen den fossilen Irrweg

CCS-Gesetz stoppen. Echte Klimaschutzlösungen jetzt.

Die Klimakrise schreitet voran. Ihre Hauptursache: Das andauernde Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Doch anstatt den dringend notwendigen Ausstieg aus den fossilen Energien fortzuführen, plant die Bundesregierung, Milliarden an Steuergeldern in eine Technik zu investieren, die diesen Ausstieg verhindern oder zumindest stark verschleppen würde: CCS. Die Abkürzung CCS steht für Carbon Capture and Storage – die Abscheidung und unterirdische Deponierung von CO2.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung (Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes)   würde es Raffinerien, Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen sowie Produktionsanlagen für Plastik, Düngemittel oder Zement erlauben, CO2-Abscheideanlagen zu errichten und das aufgefangene CO2 über Pipelines, Züge und Schiffe zu Endlagerstätten zu transportieren – in der Nordsee sowie potenziell an Land. Der Gesetzentwurf zielt auf die Entwicklung großer kommerzieller CO2-Abscheideanlagen, die Errichtung von CO2-Deponien und den Bau eines flächendeckenden Pipelinenetzes durch ganz Deutschland, an das jeder Emittent ein Recht auf Anschluss hätte – unabhängig davon, ob seine CO2-Emissionen nicht auch von vornherein vermieden werden könnten. Das Geschäft mit CCS wird um so profitabler sein, je mehr CO2 entsteht.

Für diesen Plan würde die Londoner Konvention aufgeweicht, ein Meeresschutz-Übereinkommen, welches die Ausfuhr von Abfällen verbietet. Auch Informations-, Beteiligungs- und Klagerechte der Bevölkerung sollen beschnitten und Enteignungen für CO2-Pipelines erleichtert werden. Der Bedarf dieser CO2-Deponien steht laut Gesetzentwurf über dem Meeresschutz. CO2-Pipelines durch das Weltnaturerbe Wattenmeer sollen ermöglicht werden. Dieser Gesetzentwurf leistet keinen Beitrag zum Klimaschutz, sondern stellt im Gegenteil eine Gefahr für echten Klimaschutz dar.

CCS ist eine End-of-Pipe-Technik, die die Vorkettenemissionen aus dem fortgesetzten Einsatz von Erdgas nicht erfasst. Dies gilt insbesondere für das extrem klimaschädliche Methan, das im Zuge der Erdgasproduktion in großen Mengen in die Atmosphäre entlassen wird. Die CO2-Abscheidung ist auch nie vollständig, so dass trotz CCS bedeutende Mengen CO2 weiter in die Atmosphäre ausgestoßen werden. CCS kann daher keinen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Injektion von hunderten Millionen Tonnen CO2 unter den Meeresboden birgt unkalkulierbare Risiken für Mensch und Umwelt und unvorhersehbare Überwachungsprobleme. Im Fall von Leckagen gefährdet ein Netz von tausenden Kilometern CO2-Pipelines durch dicht besiedelte Gebiete Leben und Gesundheit von Menschen und Tieren. Auf Länder und Kommunen kommen durch den flächenintensiven Infrastrukturzubau enorme Planungskosten zu – ganz zu schweigen von der Naturzerstörung, die damit einher geht.

Der Weltklimarat hält CCS für den teuersten Versuch, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Er bezeichnet die Wirksamkeit als unsicher. Bisherige Erfahrungen zeigen: Weltweit sind CCS-Projekte gescheitert. Der hohe Energieverbrauch, hohe verbleibende Restemissionen und der überwiegende Einsatz in der Erdöl- und Erdgasförderung sorgen dafür, dass CCS dem Klima und der Umwelt schadet. Die Bundesregierung plant jedoch Milliarden-Subventionen für CCS-Anlagen und –Infrastruktur.

Der CCS-Irrweg ist gefährlich für die Menschen und die Umwelt. Er verschlimmert die Klimakrise, belastet die Meere und gefährdet die Energiewende. Profitieren wird vor allem die fossile Industrie. Die Kosten in Milliardenhöhe muss die Gesellschaft tragen.

Stoppen wir gemeinsam das CCS-Gesetz und damit den CCS-Irrweg der Bundesregierung!

Wir fordern die Mitglieder des Bundestags und die Landesregierungen auf:­

  • Keine Verabschiedung des Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes
  • Schnellstmöglicher Ausstieg aus Erdgas, Kohle und Erdöl gerade auch in der Industrie
  • Kein Aufweichen der Meeresschutzvereinbarungen London Protokoll und Hohe-See-Einbringungsgesetz für CCS
  • Alle Kraft in Energieeinsparung und Energiesuffizienz, den naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien bis zu 100%, eine ressourcenschonende Produktion, Kreislaufwirtschaft und Priorität für natürlichen Klimaschutz.

 

Quelle: Read More

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