Wasserkraftausbau kann für Wärmepumpen verlässlichen Winterstrom liefern – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Die Ausbaupotentiale der Wasserkraft und ihre Bedeutung werden oft unterschätzt. Alleine in Mitteldeutschland könnten diese neuen Strom für 80.000 Wärmepumpen liefern. Darauf hat der Präsident des Wasserkraftverbandes in Mitteldeutschland, Martin Richter, vor kurzem bei einer Pressekonferenz hingewiesen.

Dies ist für den Ersatz von Erdgas- und Erdölheizungen, die ab 2024 nicht mehr neu gebaut werden sollen, sehr bedeutsam, weil ja gerade im Winter Strom für Wärmepumpen benötigt wird und Solarstrom dann bekanntlich schwach ist. Die Wasserkraft liefert in unseren Breiten im Winter mehr Strom als im oft vom Regenmangel geplagten Sommer und dies gerade auch in den langen und dunklen Winternächten. Sie ist also die ideale Ergänzung zum Solarstrom.

Wasserkraft im überragenden öffentlichen Interesse

Auf der Pressekonferenz stellte die Leipziger Rechtsanwaltgesellschaft eine Analyse zur Bedeutung der Wasserkraft-Aufnahme in den §2 EEG vor. Damit wird nun nach einigen politischen Kämpfen im letzten Jahr der Wasserkraft ein „überragendes öffentliches Interesse“ gesetzlich attestiert.

Dieses Gutachten kommt zum Ergebnis, dass die neue Gewichtungsvorgabe des § 2 EEG in allen Ermessens- und Abwägungsentscheidungen behördlicherseits miteinbezogen und geachtet werden, was zu einem erheblichen Anschub in den Vorhaben rund um die Erneuerbaren Energien allgemein – und im Speziellen auch für die Wasserkraft – führen muss.

Um diese Potentiale der CO2-freien Wasserkraft verstärken zu können und gleichzeitig dem überragenden öffentlichen Interesse im neuen § 2 EEG gerecht zu werden, müssen für die Wasserkraft nun folgende politische und administrative Handlungen – gegenüber der bisherigen Praxis – neu geordnet werden:

Moratorium Wehrabriss bis zum Vollzug einer Neubewertung
Vollzugs- bzw. Dienstanweisungen an die zuständigen Behörden, die Vorgaben des § 2 EEG 2023 bei allen Entscheidungen zu berücksichtigen
Neubewertung der tatsächlichen Potenziale der Wasserkraft unter Berücksichtigung der Abwägungsvorgaben des § 2 EEG und der geänderten Versorgungs- und Marktlage
Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zuständigen Behörden
Vereinfachte Zertifizierungsverfahren zur Netzeinspeisung

Wasserkraft bietet viele Vorteile: Hochwasser- und Dürreschutz sowie Verbesserung der Gewässerökologie

Das überragende öffentliche Interesse der Wasserkraft geht weit über die CO2-freie Stromerzeugung hinaus:

So bilden Querverbauungen eine wichtige Barriere, die bei Starkregen Hochwasserschutz bieten. In Dürrezeiten kann die Landschaft vom Wasser aus den Stauanlagen profitieren. Die Aufstauungen heben zudem den Grundwasserspiegel, wodurch Bäume in Dürrezeiten noch Wasser über die Wurzeln bekommen können.

Gleichzeitig bieten die Mühlgräben Biotope für Arten, die in reinen Fließgewässern kaum vorkommen. Die nach der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) geforderte Verbesserung des ökologischen Zustandes kann gerade mit einer Leistungserhöhung der Wasserkraft optimal verbunden werden. So gibt es heute neue Technologien, wie zum Beispiel Wasserkraftschnecken, die Fische, Aale und andere Wasserlebewesen unversehrt passieren können und gleichzeitig Strom erzeugen. Damit wird die Durchgängigkeit von solchen Stauwerken, die keine gute Fischdurchgängigkeit besitzen, vielfach überhaupt erst geschaffen. Es gibt viele Stauwerke, z.B. für den Hochwasserschutz, die komplett ohne Stromerzeugung geschaffen wurden. Hier kann ein Teil des Ausbaupotentials der Wasserkraft gehoben und der ökologische Zustand des Gewässers gleichzeitig verbessert werden.

Bürgerenergiegemeinschaften sollten sich also in ihrer Umgebung umschauen, ob sie als Ergänzung zum Solar- / Windpark oder der Nahwärme dort nicht auch ein Ausbaupotential für die Wasserkraft besitzen.

Auf die zahlreichen ökologischen Vorteile hatte auch die EWG in einem vielbeachteten Politikpapier im letzten Jahr hingewiesen und so den Weg zur Aufnahme in den §2 EEG geebnet.

Quelle: Read More

Read More

Das Ende der Erdgas- und Erdölheizungen – Beginn der günstigen, klimafreundlichen Wärmewende – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Ab 2024 will der Klimaschutzminister Robert Habeck den Neubau von klimaschädlichen Erdöl- und Erdgasheizungen verbieten lassen, wohlgemerkt den Neubau und nicht den Bestand. Bereits installierte Erdöl- und Erdgasheizungen werden weiterhin betrieben werden dürfen. Damit setzt Habeck endlich eine entscheidende politische Maßnahme für den Klimaschutz durch, die bei meinem Vorschlag vor 20 Jahren noch am Widerstand vor allem am SPD-Koalitionspartner scheiterte. Gleich bleibt heute wie damals der Aufschrei der fossilen Wirtschaft, also von Ölmultis, Brennstofflieferanten und vielen Heizungsherstellern sowie ihren Unterstützern aus der konservativen Politik und Medien.

Rekordgewinne der Öl- und Gasmultis

Diese haben natürlich angesichts der Rekordgewinne bei fossilen Energien kein Interesse, die Abhängigkeit ihrer Kunden von ihren Produkten zu verringern. Denn die Nettogewinne von Shell, BP, Total, Exxon Mobile und Chevron summierten sich 2022 auf fast 182 Milliarden Euro. Damit liegt der Gesamtgewinn rund 50 Prozent über der bisherigen Bestmarke, die vor mehr als einem Jahrzehnt aufgestellt wurde. Vor diesem Hintergrund lässt sich die heftige Kritik von Oppositionsführer Friedrich Merz am Neubauverbot der fossilen Heizungen als Unterstützung der fossilen Industrie einordnen – das ist wenig überraschend, da Merz viele Jahre dem deutschen Blackrock-Vorstand angehörte – dem größten Finanzdienstleister der fossilen Weltwirtschaft. Auch die großen Medienhäuser, die durch Anzeigen vom Geschäft der fossilen und atomaren Konzerne profitieren, nutzen Verkürzungen (wie „Verbot der Erdgasheizungen“ statt „Verbot des Neubaus“), Verdrehungen und Auslassungen – etwa, dass die Umstellung finanziell gefördert wird. Leider lassen sich weite Teile der Gesellschaft von diesen Falschargumenten der fossilen Wirtschaft einfangen.

Der Ersatz von fossilen Heizungen ist die beste finanzielle Vorsorge vor hohen Erdgas- und Erdölpreisen

Sind die höheren Investitionen für Heizungen mit Erneuerbare Energien, insbesondere Wärmepumpen und Strom aus erneuerbaren Energien wirklich so eine finanzielle Belastung? Wer nur auf die Investitionen schaut, blendet nicht nur die Turbulenzen mit hohen Heizgas- und Heizölpreisen im letzten Jahr aus, sondern auch die Abhängigkeit von Erdöl- und Erdgas auf lange Sicht, samt der finanziellen Risiken dieser Abhängigkeit. Die Betriebskosten einer Heizung mit Erneuerbaren Energien sind meist wesentlich niedriger als mit fossilen Heizstoffen, insbesondere wenn dazu noch selbst erzeugter Ökostrom vom eigenen Dach oder aus der Energiegemeinschaft kommt. Wer eine gute detaillierte Beurteilung zu den Vorschlägen des Vizekanzlers lesen will, kann bei den Energie Experten nachschauen.

Was sollte man jetzt als Heizungsbesitzer tun?

Auf keinen Fall warten, bis die Erdöl- und Erdgasheizung ihr Lebensalter aufgibt, sondern möglichst bald eine ökologisch saubere Heizung planen und einbauen. Gleichzeitig sollte man durch Dämmung von Altbauten die Energieeffizienz steigern.

37 % Heizenergie könnte durch Einblasdämmung gespart werden

Für die Dämmung kann man mit kleinem Geldbeutel schon mit einzelnen Maßnahmen große Effekte erzielen, wie eine wissenschaftliche Untersuchung des IPEG-Instituts aus Paderborn zum Marktpotenzial der Einblasdämmung zeigt. Die Technik der Einblasdämmung mindert laut dieser Studie die Energieverschwendung in Altbauten, vordringlich in den 15 Mio. Einfamilien- und Reihenhäusern, aber auch bei der Dachdämmung von Mehrfamilienhäusern. Die Studie schätzt das Potenzial kurzfristig auf ca. 250 Millionen m3 Heizgas-Einsparung; mittel- bzw. langfristig sogar auf 7,1 Milliarden m3 bzw. 185 TWh/a. Damit sei diese Technik mittelfristig in der Lage, bis zu 37 % des aktuellen Heizenergiebedarfs einzusparen, was 59,8 Mio. Tonnen CO2/a entspricht

Als günstige Sofortmaßnahme zum Klimaschutz amortisiert sich die Einblasdämmung in acht Jahren und ist für viele Menschen sofort umsetzbar. Zusätzliche Vorteile sind, dass sie mit Laienarbeitern selbst durchgeführt werden kann, mit Recyclingmaterialien arbeitet und später durch aufwändigere Dämmungen ergänzt werden kann. Die Einblasdämmung kann daher als Sofortmaßnahme der Erdöl- und Erdgaseinsparung und damit dem Klimaschutz einen erheblichen Schub verleihen.

Moderne Strahlungsheizungen

Aktuell dominieren noch die energetisch ineffizienten Radiatorenheizungen. Diese sollten mit einer großflächigen wassergeführten Fußboden- und Wandstrahlungsheizung mit Niedertemperaturwärme ersetzt werden. Moderne elektrische Strahlungsheizungen sind wohlgemerkt nicht die stromfressenden elektrischen Radiatoren aus den Supermärkten, sondern großflächige dünne Infrarotheizungen vom Spezialunternehmen für Wände und Fußboden. Auch sie können eine ökologische Alternative sein.

Wärmepumpen sind das Optimum

Das Optimum neuer Heizungen sind die, die einen großen Teil des Jahres mit Solarstrom heizen. Wärmepumpen mit Speicher stehen hier voll im Mittelpunkt. Oft wird behauptet, dass der Einbau einer Wärmepumpe in Altbauten nicht rentabel sei. Doch moderne Systeme sind auch im Altbau bestens geeignet, am besten natürlich, wenn Sie gleichzeitig mit Einblasdämmung die größten Wärmelecks schließen. So wird jetzt im thüringischen Greiz sogar ein mehrgeschossiger Plattenbau aus den 60er Jahren mit Wärmepumpen beheizt. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass solche größeren Objekte nicht mit einem Erdgas betriebenen Spitzenlast BHKW ausgestattet werden, wie in Karlsruhe Durlach in einem ebenfalls alten Wohnblock geschehen. Biogas wäre die bessere Lösung gewesen.

Wie wichtig und erfolgreich die Kombination der Wärmepumpe mit Solarstrom auf dem eigenen Dach ist, zeigt auch eine neue Studie von Solar Power Europe.

Heizungssysteme mit Erneuerbaren Energien.

Neben den Wärmepumpen gibt es weitere Heizungsarten mit Erneuerbaren Energien, die zu Nullemissionen oder CO2 Neutralität im Wärmesektor führen. Die Wärmedämmung sollte immer eine wichtige Rolle dabei spielen.

Erkundigen Sie sich, ob in ihrem Wohngebiet ein neues Nahwärme- oder Fernwärmesystem mit Erneuerbaren Energien geplant ist. Der Anschluss Ihres Hauses an ein Nahwärmenetz ist meist das Optimum. Vielleicht können Sie auch eine Energiegemeinschaft zur Schaffung eines Nahwärmenetzes initiieren oder über politische Beteiligung die Wärmewende in ihrer Stadt anstoßen.

Auch CO2 -neutrale Brennstoffe wie Holz oder Biogas sind immer besser als die höchst klimaschädlichen Erdgas- oder Erdölheizungen. Besonders beim Holz sind zwei wesentliche Grundsätze zu beachten: Eine moderne Rauchgasreinigung ist zur Vermeidung von gesundheitsschädlichen Feinstäuben zwingend erforderlich. Zudem muss immer darauf geachtet werden, dass das Holz nur als Restholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommt. Kahlschläge, wie beispielsweise in Rumänien für Pelletsherstellung sind schlicht zu verbieten.

Pellets aus heimischen Sägeresten beispielsweise sind eine wichtige Nutzung.

Dies führt dazu, dass Holz immer sehr sparsam eingesetzt werden muß. Dies erfordert neben einer guten Hausdämmung auch den Einsatz von solarer Wärmekollektoren. Damit können Sie das Warmwasser in großen Teilen des Jahres solar herstellen und die eigentliche Heizung bleibt viele Monate aus.

Auch kleine Blockheizkraftwerke mit Erneuerbaren Energien, wie Biogas, Pflanzenöl, Holzgas, grüner Wasserstoff u.a. sind eine gute Lösung, wenn sie nur dann Heizungsenergie liefern, wenn die Sonne im Winter schwach ist und so gleichzeitig auch der fehlende Solarstrom hergestellt werden kann.

Die Wärmewende beginnt – machen Sie mit

Also: wenn Sie noch mit Erdgas oder Erdöl heizen, fangen Sie noch heute mit den ersten Planungen für deren Ersatz an, sei es als Eigenheimbesitzer oder werden Sie initiativ, um mit ihrer Mietergemeinschaft die Heizung umzustellen. Warten Sie nicht, bis die jetzigen Heizungen am Ende sind. Auch wenn die Erdgas- und Heizölpreise in den letzten Monaten deutlich gesunken sind, sollten Sie sich nicht in Sicherheit wiegen. Die nächsten Erdgas- und Erdölpreissteigerungen kommen bestimmt. Sie sind dann fein heraus, so wie es letztes Jahr schon die Millionen Heizungsbesitzer oder Mieter in Mietswohnungen mit Ökoheizungen waren, die längst auf klimaschützende Heizungen ohne Erdgas und Erdöl gesetzt haben.

Quelle: Read More

Read More

In eigener Sache – Update meiner Webseite – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Eventuell ist es dem ein oder anderen schon aufgefallen – meine Webseite https://hans-josef-fell.de/ habe ich einem Relaunch unterzogen. Sie gestaltet sich nun aufgefrischt noch übersichtlicher. Schon von der Startseite aus findet man jetzt viel schneller alle relevanten Dokumente in meiner großen Sammlung aus (Bundestags)-Reden, Präsentationen, Studien, Analysen u.v.m. in vielen Sprachen.

Meine aktuellen Newsletter sind jetzt noch präsenter auf der Startseite sichtbar. Auf der Blog-Seite können Sie bis ins Jahr 2009 zurück im Archiv stöbern und recherchieren.

Insgesamt finden Sie über die Suchfunktion nun viel schneller auch historisch bedeutsame Dokumente bis zurück ins Jahr 2000, wie zum Beispiel das EEG 2000  in verschiedenen Sprachen. Auch weitere Texte, Studien und Politikpapiere sind in verschiedenen Sprachen gelistet.

Wer sich also für die Geschichte der Politik des Klimaschutzes, der Erneuerbaren Energien, sowie für die Konflikte mit der fossilen und atomaren Energieversorgung und der zugehörigen Forschungspolitik in Deutschland und weltweit, insbesondere seit dem Jahre 1999,  interessiert, kann Dokumente sichten, die sonst nur schwer aufzufinden sind.

Außerdem über die Startseite schnell erreichbar: „Mein Zuhause“Gelebte Ökologie. Informationen zu unserem 1985 fertig gestellten – und zu 100% am Klimaschutz ausgerichteten – Holzhaus mit Grasdach und Naturgarten erhalten Sie neu aufbereitet. Inklusive der Übersicht der Techniken der Energieautonomie meines Wohnhauses, jetzt auch mit einer bidirektionalen Ladestation.

Meine Herzensangelegenheit – 100 % Erneuerbare Energien – die fünf Quellen Erneuerbarer Energien sind plakativ auf der Webseite dargestellt.

Alle Publikationen und wissenschaftlichen Studien der Energy Watch Group stehen nun auch auf meiner persönlichen Webseite zum Download. Hier findet man umfangreiche Analysen zum Klimaschutz, zu konventionellen Energien, aber auch aus anderen Bereichen wie Verkehr usw.

Ausgewählte YouTube-Videos aus meiner Zeit als Bundestagsabgeordneter und auch danach, sowie Interviews, Reden und Beiträge in Podcasts und andere Videobeiträge sind auf meiner neuen Medienseite gesammelt einsehbar.

Kurz, die Website ist für die mobile Nutzung jetzt noch optimaler aufbereitet.

Sie kennen jemanden, der meinen Newsletter noch nicht erhält? Ich freue mich immer über weitere Interessenten/Interessentinnen.

Hier geht’s zur Anmeldung

Quelle: Read More

Read More

Klima Taskforce Nürtingen – ein Beispiel für erfolgreiche zivilgesellschaftliche Organisation – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Die Klimakrise schreitet auch in Deutschland rapide voran. Oftmals tun sich PolitikerInnen und Verwaltungen schwer, die vielen notwendigen Maßnahmen zur Emissionssenkung zu planen, zu organisieren und umzusetzen.

Im schwäbischen Nürtingen haben sich engagierte BürgerInnen aufgemacht, sich für die städtische Klimaneutralität in der Stadtgesellschaft zu organisieren. Letzte Woche war ich als Vortragender zu Gast bei der Klima Taskforce Nürtingen und konnte mir selbst ein Bild davon machen, wie engagiert und mit viel Freude BürgerInnen aller Altersgruppen gemeinsam daran arbeiten, den Klimaschutz in den wichtigsten Sektoren voranzubringen.

Nürtingen ist eine Stadt in Baden-Württemberg mit rund 50.000 EinwohnerInnen, die im Umkreis von Stuttgart liegt und über starke Industrieunternehmen verfügt. Die Klima Taskforce Nürtingen ist ein Zusammenschluss von über 70 aktiven Menschen, die von der Fridays for Future-Aktivistin und Jugendratvorsitzenden der Stadt Nürtingen Clara Schweizer ins Leben gerufen wurde. Die erst 20jährige Nürtingerin hat mit der Klimataskforce ein spannendes Projekt gestartet, die Zivilgesellschaft der Stadt direkt in die Planung und Umsetzung der zahlreichen Klimaschutzmaßnahmen einzubeziehen.

„Kommunen sind die Orte, an denen Klimaschutz aktiv angegangen werden kann, denn alle Beschlüsse, die auf Landes- und Bundesebene gefasst werden, müssen letztlich in den Kommunen umgesetzt werden. Da setzen wir an.“, erklärt die Gründerin ihr Projekt. Die interdisziplinäre Klima Taskforce bestehend aus lokalen AkteurInnen aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft, will konkrete Projekte zum kommunalen Klimaschutz anstoßen. Das hat auch noch mehr Vorteile, sagt Schweizer: „Ich denke auch, dass Klimaschutzmaßnahmen eine andere Akzeptanz erfahren, wenn sie von der lokalen Bevölkerung mitentwickelt und umgesetzt werden. Das Wichtigste ist, dass man anfängt, darüber zu reden.“

Die Klima Taskforce will lösungsorientierte Projekte schnell umsetzen und erproben, die kurzen Wege in der Stadtgesellschaft nutzen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit  erleichtern. In der Klima Taskforce sind Mitglieder aus der Universität, Vertreter lokaler Unternehmen, der Stadtverwaltung und dem Stadtrat genauso wie viele NürtingerInnen, die einfach etwas für ihre Stadt tun wollen. Eine „Mischung aus beruflichen Expertinnen, Technikfreaks, Studierende, jungen und alten Menschen“. Unterstützt wird die Klima Taskforce nicht nur von der Klimaschutzmanagerin und dem Nürtinger Bürgermeister, sondern auch von der lokalen Hochschule, dem Chef der Stadtwerke, StudentInnen und RentnerInnen. Finanziert wird das Projekt von der Organisation Join Politics, die die Organisatorin Clara Schweizer als politisches Talent bei der Umsetzung ihrer Idee fördert.

Gegründet wurde die Klima Taskforce im Januar 2023 mit einer Kickoff-Veranstaltung, zu der über 80 Personen kamen. In wenigen Wochen entstanden schon fünf aktive Arbeitsgruppen, die zu den Themen Energie, Wärme, Verkehr, Konsum und Landwirtschaft arbeiten.

Die AG Mobilität organisierte beispielsweise ihren ersten Mobilitätstag in einem Stadtteil von Nürtingen mit Vorträgen und Begehungen, um die BürgerInnen zu fragen: Was braucht es für nachhaltige, funktionierende Mobilität im Stadtteil, wo muss ein Carsharing-Standort hin, wo sollen Radwege sein? Die AG Konsum plant einen Aktionstag zu nachhaltigem Konsum mit Upcycling Ständen, Second Hand Modeschau, Repairwerkstatt. Einige machen sich darüber Gedanken, wie sich die lokalen Schulen stärker vernetzen und Klimaschutz AGs gründen an den Schulen. Die AG Windkraft untersucht die Möglichkeiten, für die Stadt auch Windräder zu bauen.

Mitglieder der Klima Taskforce organisieren auch Hintergrundgespräche mit lokalen Unternehmen und vernetzen diese, damit aktuelle Hürden und Engpässe beispielsweise bei der Beschleunigung des Dach-PV-Flächen-Ausbaus durch Synergien und Zusammenarbeit gesenkt werden können. So ergaben erste Gespräche, dass die eine Firma einen großen Lagerbestand PV hat und ob es ein Rabattprogramm für Nürtingen geben könnte; eine andere Firma hat noch die benötigten Handwerker, um diese zu installieren. Auch will die Klimataskforce erstmalig die Nachhaltigkeitsbeauftragten aus den ansässigen Unternehmen zu einem gemeinsamen Austausch einladen.

Interdisziplinäre Vernetzung, gemeinsames Lernen, und viel Gemeinschaftssinn – in Nürtingen ist in kurzer Zeit ein breites städtisches Bündnis entstanden, dass vielfältige ExpertInnen aus verschiedenen Sektoren zusammen bringt, gemeinsame Ziele entwickelt und so den Gemeinderat und die Stadtverwaltung für ihre Anliegen gewinnen möchte. Inzwischen sind bereits 600 Personen aus der Stadt im Emailverteiler.

„Unser Wunsch ist, diesen Prozess nicht nur in Nürtingen anzustoßen, sondern auch in anderen Kommunen, sodass es – Puzzlestück für Puzzlestück – hin zu einem großen Puzzle-Bild der Klimaneutralität in Deutschland kommt. Dafür soll ein Baukasten aus Best Practice Beispielen entstehen, der auch in anderen Kommunen zur Anwendung kommen kann.“

Die Klima Taskforce in Nürtingen ist ein tolles Beispiel dafür, dass niemand abwarten muss, um mit dem Klimaschutz zu beginnen – wenn alle gemeinsam ein großes Ziel verfolgen, entsteht viel Kreativität, Gemeinschaftssinn und Energie. Ein spannender Ansatz, dem hoffentlich viele Kommunen folgen werden.

Und vor allem zeigen die jungen Leute in Nürtingen aus der Fridays for Future Bewegung: wenn neben dem notwendigen Wachrütteln durch Demonstrationen, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch noch den Anstoß für konkreten kommunalen Klimaschutz geben. Dann können sie große Aktivitäten in der ganzen Kommune entfachen. Das Nürtinger Beispiel sollte daher überall in allen Kommunen Nachahmer finden.

Quelle: Read More

Read More

Zunehmende Hilflosigkeit bei den Atom-Nationen in der EU – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Elf EU-Staaten haben vor wenigen Tagen eine Nuklear-Allianz für den Ausbau der Atomenergie gegründet.  Frankreich, die Niederlande, Polen, Finnland, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Slowenien und die Slowakei wollen stärker kooperieren um die Atomenergie noch weiter auszubauen.

Insbesondere „moderne“ kleine und mittlere Atomkraftwerke (SMR), aber auch große Reaktoren, sollen bis 2030 errichtet werden.

Dabei gibt es in Europa doch seit 1957 längst mit Euratom einen atomaren Grundlagenvertrag, der der Atomindustrie im Vergleich zu fossilen oder gar Erneuerbaren Energien bis heute eine ungeheuerlich starke Unterstützung gewährt.

Zu den Zielen Euratoms gehört immer noch der Ausbau einer mächtigen Atomwirtschaft in Europa. Außerdem wird allen Mitgliedstaaten starke Unterstützung für Forschung, Genehmigungen, Know -How-Austausch – bis hin zu finanzieller Unterstützung – gewährt. Es gibt sogar einen eigenen Euratom-Haushalt, der milliardenschwere Kredite in die Atomwirtschaft gibt und von der EU-Kommission verwaltet wird. Dieser Haushalt wird weder vom EU-Parlament noch vom Rat demokratisch kontrolliert.

PLAGE aus Salzburg hatte im Sommer 2021 in einer aktuellen Studie die ungeheuerlichen Privilegien der Atomenergie zusammengetragen, die Euratom allen Mitgliedsstaaten gewährt.

Es gibt keine „Atomrenaissance“ in der Welt

Von der Atomlobby wird seit über einem Jahrzehnt eine „Renaissance“ der Atomenergie ausgerufen. Polemische Attacken in den sozialen Medien der Atombefürworter wie „nur die dummen Deutschen steigen aus der Atomenergie aus“ entbehren jeder Grundlage. Die Fakten zeigen das Gegenteil auf:

Nach einem weltweiten Höchststand im Jahr 2018, mit 437 betriebenen AKWs, ist die Zahl der stromerzeugenden Atomreaktoren weltweit kontinuierlich gesunken. 2022 waren es nur noch 411. Der globale Beitrag zur Stromerzeugung ist erstmals in 2021 wieder unter zehn Prozent gefallen, so der aktuelle World Nuclear Industry Report.

Die Atomwirtschaft befindet sich entgegen der Propaganda der Atomlobby nicht in einer Renaissance, sondern im weltweiten Niedergang. Trotz jahrzehntelanger massiver staatlicher Unterstützung in der EU, China, USA, Russland und anderen Ländern und trotz vereinzelter Inbetriebnahme von AKWs, deren Bau meist schon vor Jahrzehnten begonnen wurde.

Deshalb wird auch der hilflose Versuch dieser elf EU-Staaten ohne  Erfolg sein, denn die grundsätzlichen Nachteile der Atomkraft vor allem gegenüber Erneuerbaren Energien sind auch mit solchen Nuklear-Allianzen nicht zu überwinden. Wem schon die fundamentalen Vorteile eines Euratom-Vertrages nichts bringen, dem wird erst recht keine Nuklear-Allianz weiterhelfen.

Unüberwindbare Nachteile der AKWs verhindern einen großflächigen Ausbau

Atomkraft ist schlicht zu teuer.

Das gilt insbesondere auch für neue kleine und mittlere Atomkraftwerke (SMR).

Die Hoffnungen liegen in den USA nun auch auf SMR z.B. der Firma NUScale.

Auch sie profitiert noch von Präsident Trumps unterzeichnetem Gesetz von 2019 zum Ausbau der Atomenergie.

Ein Konsortium aus Städten in Utah, Idaho, New Mexico und Nevada namens Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) gab nun grünes Licht für das Budget und den Finanzplan des Projekts, das mit sechs Reaktoren und 462 Megawatt im Jahr 2030 in Betrieb gehen soll.

Sie ließen sich wohl von den Subventionen in Höhe von 1,35 Milliarden US-Dollar blenden, die die US- Regierung gewähren will.

NuScale gab nun im Januar bekannt, dass der Zielpreis für Strom aus der Anlage 89 US-Dollar pro Megawattstunde beträgt, was einem Anstieg von 53 % gegenüber der vorherigen Schätzung von 58 US-Dollar pro MWh entspricht. Damit wird die nukleare Stromerzeugung trotz massiver staatlicher Subventionen extrem teuer.

Zum Vergleich: Im sonnenreichen Südwesten der USA werden heute schon Solarkraftwerke gebaut, die Strom unter 10 US-Dollar pro MWh produzieren. Der Strom aus dem  NUScale Atomkraftwerk soll also etwa achtmal teurer sein als Atomstrom. Wer wird so etwas denn kaufen?

Im Zieljahr des Baus dieser Atomanlage in 2030 wird die Solar- und Windenergie zusammen mit den ausgleichenden Speichern sogar noch deutlich weniger kosten als heute. Dagegen zeigen alle Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, dass die geplanten Kosten für Atomkraftwerke nie einzuhalten waren, stattdessen sind sie immer gestiegen. Somit wird heute schon klar, dass niemand diesen extrem teuren Atomstrom kaufen wird.

Atomkraft fehlt zunehmend das Kühlwasser

Und ob die AKWs jemals in Betrieb gehen werden, selbst wenn jemand den horrenden Strompreis zahlen will, ist mehr als fraglich. Utah leidet mitsamt seinen Nachbarstaaten seit Jahren an zunehmender Dürre, der größten Trockenheit seit 1200 Jahren. Seen und Flüsse trocknen zum Teil völlig aus.

Wo dann das Kühlwasser für die Atomreaktoren herkommen soll, bleibt das Rätsel der Erbauer von NUscale oder Terrapower. Andere Kühlkonzepte gibt es nur auf dem Reisbrett.

So wird auch die Nuklear-Allianz der elf EU Staaten wohl alleine schon am fehlenden Kühlwasser scheitern. Denn auch in weiten Teilen der EU nehmen Dürren katastrophale Ausmaße an.

Frankreich, der Anführer dieser Nuklear-Allianz, hat mit einer nie dagewesenen Winterdürre zu kämpfen. Im sonst regenreichen französischen Winter ist dieses Jahr kaum Regen gefallen und das nach einer Rekorddürre im letzten Sommer.

Bereits im letzten Sommer standen in Frankreich – zum Einen wegen Reparaturen an den alten maroden Reaktoren und zum Anderen wegen Kühlwassermangels – zeitweilig die Hälfte der 56 Atomkraftwerke still. Insbesondere die starke deutsche Solar- und Windstromproduktion half Frankreich vor einem Blackout.

Frankreichs Kernkraftwerke machen allein 30 Prozent des nationalen Wasserverbrauchs aus, was in Zeiten von Dürre und Wassermangel besonders ins Gewicht fällt.

Nun kommt zu den Sommerdürren noch die Winterdürre. Was wird wohl im Sommer 2023 los sein? Französische AKWs werden möglicherweise noch aufgrund von Kühlwassermangel abgeschaltet.

Und gleichzeitig schmelzen die Alpengletscher im Rekordtempo.

Viele kleinere Gletscher sind schon längst verschwunden und spenden im Sommer kein Wasser mehr in die Flüsse. Die großen Gletscher wie Aletsch oder Rhone Gletscher schmelzen ebenfalls im Rekordtempo. Ob sie im Jahre 2050 überhaupt noch nennenswert Sommerwasser liefern ist kaum mehr zu erwarten.

Doch bis dahin will Präsident Macron seine neuen Atomkraftwerke fertig haben. Kühlwasser werden diese dann sicherlich nicht ausreichend haben und vor allem im Sommer still stehen müssen.

Atomkraft in der EU finanziert russischen Krieg und atomare Aufrüstung

In der EU wird viel davon geredet, dass Russlands Kriegsfinanzierung beendet werden müsse. Gerade wurde ein neues Sanktionspaket erlassen.

Doch die fundamentale Abhängigkeit der EU-Atomkraftwerke ist davon nicht betroffen. Alleine der französische Atomkonzern EDF hat im letzten Jahr mindestens 345 Millionen Euro an den russischen Atomkonzern Rosatom gezahlt und so den Krieg in der Ukraine und die Aufrüstung im russischen Atomwaffenarsenal erheblich mitfinanziert. Die Furcht vor einem russischen Atomschlag wird viel diskutiert, aber die russische Atomwaffenfinanzierung wird weiter aus der EU befördert. So hat Rosatom auch die Aufsicht über die russischen Atomwaffen – dennoch gibt es keine EU-Sanktionen gegen das russische Unternehmen – wie z.B. den Boykott von russischen Brennelemente-Lieferungen.

Der Grund ist klar: Ein Boykott würde schnell zum weitgehenden Stillstand der Atomkraft in der EU führen. Die im Erdgassektor weit beklagte Abhängigkeit von russischer Energie ist im Atomsektor noch viel höher. Die Nuklear-Allianz der elf EU-Staaten ist auf dem besten Wege diese russische Atom-Abhängigkeit immer weiter zu verstärken, so wie dies einst Kanzlerin Merkel zusammen mit Vizekanzler Scholz im Erdgassektor taten. Wo bleiben die Einsprüche ihrer Parteikollegin, der EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, gegen die EU-Abhängigkeit von Rosatom?

Die Nuklear-Allianz der 11 EU-Staaten ist schlichtweg blind für alle diese gravierenden Probleme. Schon alleine aus Kostengründen, Abhängigkeit von Rosatom und künftig fehlendem Kühlwasser werden sie nicht erfolgreich sein können. Von anderen Problemen wie der Sicherheit und fehlender Atommüllentsorgung ganz zu schweigen.

Die Nuklear-Allianz wird so erfolglos bleiben, wie schon die herbeigeredete weltweite „Renaissance“ der Atomkraft im letzten Jahrzehnt.

Der größte Schaden dieser europäischen Nuklear-Allianz ist aber, dass sie zig Milliarden Steuergelder vergeuden wird, die wir dringend für den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien bräuchten. Diese sind bereits heute schon viel kostengünstiger als Atomstrom und können – wenn wir 100% Erneuerbare Energien bis 2030 umsetzen – noch nennenswert den Klimawandel bekämpfen, damit die Wasserprobleme durch Dürren und Gletscherschmelze uns nicht gänzlich unsere Lebensgrundlagen rauben.

Quelle: Read More

Read More