Klimaanpassungskosten mit 7,5 Mrd. Euro für Berlin erstmals kalkuliert – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

BerlinerInnen: Unterzeichnet bitte den Volksentscheid Baum

In Berlin startet gerade ein Volksentscheid für mehr Bäume und Grün. Ziel ist es die schwerwiegenden Folgen einer weiteren Aufheizung der Erde abzumildern. Insbesondere Hitze und Starkregen sorgen jeden heißen Sommer für mehr Tote, Gesundheitsschäden, Sachschäden und zunehmend mehr geschädigte bis sterbende Bäume.

In Berlin gab es 2022 zwölfmal mehr Hitze- als Verkehrstote, überwiegend ältere Menschen. Gerade unsere Städte stehen an der Frontlinie der Klimakrise. Hitze, Starkregen und Trockenheit treffen den urbanen Raum besonders hart und fordern uns dazu auf, jetzt zu handeln. Handeln wir nicht, werden unsere Städte zunehmend grauer, heißer und für zu viele Menschen tödlicher.

Erstmals wurden die Kosten der Klimaanpassung für eine deutsche Großstadt ermittelt und ein Klimaanpassungsgesetz entworfen

Genau hier setzt der Volksentscheid Baum an – ein ehrgeiziger Plan, der Berlin bis 2040 durch ein Klimaanpassungsgesetz hitzesicher machen soll. Dieses wurde von über 50 ehrenamtlichen JuristInnen und ExpertInnen erarbeitet.

In den kommenden Abschnitten erfahren Sie alles Wichtige zu diesem Projekt, das Deutschlands erstes konkretes kommunales Klimaanpassungsgesetz per Volksentscheid in Kraft setzen will.

Auch die Energy Watch Group hat die erstmalige Kalkulation der Kosten für die Klimaanpassung einer deutschen Stadt finanziell unterstützt.

7,5 Milliarden Euro bringen viel für Berlins Zukunft

Beeindruckende Investitionen und Ausgaben von 7,5 Milliarden Euro sollen bis 2040 in Berlin fließen – ein Meilenstein in der Klimaanpassung, wie ihn bisher keine andere Stadt in Deutschland angestrebt hat. Mit dieser Kalkulation bestätigt sich die bisherige gebetsmühlenhafte Warnung der Klimabewegung, dass Klimaschutz allemal günstiger als Klimaanpassung ist. Nun haben wir erstmals die Rechnung dafür sehr konkret auf dem Tisch, kalkuliert vom Team der Initiative Baum-Entscheid aus Berlin.

Die Zahl ist beeindruckend: 7,5 Milliarden Euro bis 2040, um Berlin klimaresilient zu machen. Diese Summe wird für den Erhalt und den Ausbau von 1 Million gesunden Straßenbäumen, 1.000 Miniparks, 100 größeren Grünflächen sowie für zwei Grad taugliche Kühlungsleistungen in allen sogenannten „Hitzevierteln“ (ca. 170 von 540 Kiezen in Berlin, siehe Online-Karte zu den Hitzevierteln) ausgegeben.

Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Temperatur in den am stärksten belasteten Gebieten um bis zu zwei Grad zu senken und den Hitzezuwachs durch den Klimawandel halbwegs zu kompensieren. Diese Initiative zeigt, dass Klimaanpassung kein theoretisches Konzept mehr darstellt, sondern zur realen, greifbaren Aufgabe geworden ist – mit dem klaren Ziel, die Lebensqualität aller BerlinerInnen erträglich zu erhalten, hier und da vielleicht auch zu verbessern.

Klimaanpassungskosten sind mit dem Berliner Senat abgestimmt

Es ist das erste Mal, dass für eine deutsche Stadt eine so umfassende Klimaanpassungsstrategie mit sehr konkreten quantitativen und qualitativen Maßnahmen konzipiert und kalkuliert wurde. Solche Zahlen gibt es bislang nicht. Einig sind sich in diesem Fall der Senat der Stadt Berlin und die Initiative über die Größenordnung. Zwischen 7.2 Mrd. Euro, so die amtliche Kostenschätzung, und 7.5 Mrd. Euro liegen die Schätzungen für den Mindestaufwand; vermutlich wird es teurer werden, auch da sind sich Senat und Initiative einig. Im Klimaschutz sind solche Summen häufig Investitionen mit einem klaren betriebswirtschaftlichen Return on Investment. In der Klimaanpassung sind es Ausgaben ohne Return, bestenfalls zur Vermeidung noch höherer Schadenssummen oder ethischerweise schwer kalkulierbarer Zahlen für den Tod von Menschen.

Klimaanpassungskosten nur etwas teurer als der neue Berliner Flughafen BER

Berlin wird nicht ohne Weiteres bereit sein, diese enormen Summen auszugeben. Im Vergleich von 6 Mrd. Euro für den BER oder 11 Mrd. Euro für den Bahnhof Stuttgart 21 zeigen sich die Dimensionen. Umgerechnet auf 500 Mio. Euro pro Jahr liegt es bei 13% der Investitionen des Berliner Haushalts, 1,2% des Haushalts und 0,3% des BIPs. Berlin will künftig nicht mehr nur 700 Mio. Euro p.a., sondern 1,4 Mrd. Euro pro Jahr verbauen, nicht in Bäume, sondern in Beton, und hat dazu noch ein Schneller-Bauen-Gesetz im Senat verabschiedet.

Wer einen schnellen Überblick über die Maßnahmen und Kostenkalkulation haben will, kann den empfehlenswerten Reader lesen.

Der Volksentscheid Baum setzt damit nicht nur neue Maßstäbe in der urbanen Klimaresilienz, sondern ebnet auch den Weg für andere Städte in Deutschland, diesem Beispiel zu folgen. Es geht darum, die Berliner Infrastruktur und das Stadtgrün fit zu machen für die Herausforderungen, die uns der Klimawandel bereits heute aufzeigt.

Klimaanpassung trägt gleichzeitig zum Klimaschutz bei

Der Volksentscheid Baum verbindet Klimaanpassung und Klimaschutz auf intelligente Weise.

Zum einen schaffen mehr Bäume und Grünflächen große Kohlenstoffsenken und entfernen so Kohlendioxid aus der heute bereits überladenen Atmosphäre. Schon das alleine ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Doch genauso wichtig ist der motivierende Charakter eines Volksbegehrens, sich selbst aktiv für den Klimaschutz einzusetzen.

Wenn für das Volksbegehren mobilisiert wird, werden die lokalen Auswirkungen der globalen Krise verdeutlicht, aufgezeigt und erklärt. Automatisch wächst so eine größere Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen, denn die Akzeptanz steigt mit dem Wissen, gerade in konservativen Kreisen. So zeigten Umfragen einen Rückhalt von über 80% für das Anliegen, auch 70% bei CDU- und AfD-Wählern, eine einmalige Situation in der Klimakommunikation, wie wir sie sonst nicht kennen.

Warum gibt es diesen großen Rückhalt? Weil Menschen den direkten Nutzen von Stadtgrün und kühlenden Maßnahmen unmittelbar spüren und längst kennen. Wer sich im Schatten eines Baumes ausruht oder in einem neuen Park entspannt, versteht den Wert dieser Maßnahmen. Wenn 50 – 90% der Straßenbäume geschädigt sind, bereits jetzt 6.000 Straßenbäume pro Jahr gefällt werden, bestenfalls aber nur die Hälfte nachgepflanzt werden, dann wissen die BürgerInnen intuitiv, dass es in Berlin grauer, heißer und für viele ungesünder, sogar tödlicher wird. Auch die Leistungsfähigkeiten der Belegschaften sinken, auch das zeigen die Umfragen der Gewerkschaften längst.

Genau hier liegt die Stärke des Volksentscheids Baum: Er mobilisiert die Bevölkerung durch greifbare, lokale Veränderungen, die das Leben in der Stadt erträglich halten und verbessern. Diese Sichtbarkeit der Maßnahmen baut nicht nur Akzeptanz auf, sondern verstärkt auch den politischen Druck auf die Verantwortlichen, endlich aktiv zu werden. Wenn es das Volksbegehren schafft, Klimaanpassung zur Priorität zu machen, wird gleichzeitig der Weg für eine stärkere Klimaschutzpolitik geebnet. Diesen Druck von der Straße für Klimaanpassung mobilisiert die Initiative.

Die Eckpfeiler des Entwurfs des Berliner Klimaanpassungsgesetzes

Der Volksentscheid Baum verfolgt einen klaren Plan, um Berlin bis 2040 wetterfest zu machen. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:

1. Eine Million gesunde Straßenbäume bis 2040, die im gesamten Stadtgebiet gepflanzt werden sollen, um die Hitzeentwicklung zu mindern und Schatten zu spenden, im Schnitt auf jeder Straßenseite alle 15 Meter einer.

2. 1.000 Miniparks und 100 größere Grünflächen, die als kühlende Inseln in den Hitzegebieten entstehen. Ziel ist es, dass alle BerlinerInnen in fußläufiger Entfernung von 150 bis 500 Meter Zugang zu den kleinen bis zu einem Hektar großen Grünflächen haben.

3. Blau-grüne Infrastruktur in den 170 ausgewiesenen Hitzevierteln: Maßnahmen zur Regenwassernutzung, -Vor-Ort-Versickerung und -bewirtschaftung sollen helfen, bei Starkregen Überschwemmungen und ungeklärte Abwassereinleitungen in die Gewässer zu verhindern und gleichzeitig die Wasserversorgung der Vegetation zu fördern.

4. Kühlstrategien in allen 170 ausgewiesenen „Hitzevierteln“, die besonders stark von den steigenden Temperaturen betroffen sind. Die Kühlmaßnahmen sollen dort die Tagestemperatur um mindestens zwei Grad senken.

5. Stärkung der Bürgerbeteiligung: BerlinerInnen werden aktiv in die Umsetzung des Klimaanpassungsgesetzes einbezogen. Sie können z. B. selbst Bäume pflanzen und pflegen oder in Initiativen zur Stadtbegrünung mitwirken.

6. Ein Experten-Risikowetterrat wird die Umsetzung der Exekutive kontrollieren, mit Kennzahlen und Fortschrittsberichten die Judikative zu stärken.

Mit Unterschriften für Veränderung sorgen

Um den Volksentscheid Baum zum Erfolg zu führen, ist die Unterstützung aus der Berliner Bevölkerung entscheidend. Derzeit läuft die Unterschriftensammlung, um den Antrag auf ein Volksbegehren zu stellen. Ziel ist es, 20.000 gültige Unterschriften bis zum 9. Nov. 2024 zu sammeln, damit der Volksentscheid offiziell in den politischen Prozess eingebracht werden kann.

Wenn Sie in Berlin leben, können Sie aktiv dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Gehen Sie raus in Ihre Nachbarschaft, sprechen Sie mit Menschen und motivieren Sie sie, ihre Unterschrift für mehr Stadtgrün und eine kühlere Stadt abzugeben.

So können Sie mithelfen – auch wenn Sie nicht in Berlin wohnen

Auch wenn Sie nicht in Berlin leben, gibt es viele Wege, den Volksentscheid Baum zu unterstützen. Hier sind einige Ideen, wie Sie sich einbringen können:

1. Teilen Sie den Link zur Unterschriftenliste mit Ihren FreundInnen und Bekannten in Berlin. JedeR Einzelne kann den Unterschied machen, indem er oder sie Unterschriften sammelt und damit den Druck auf die Politik erhöht.

2. Nutzen Sie Ihre Netzwerke: Posten Sie den Aufruf zur Unterschriftensammlung in Ihren Social-Media-Kanälen. Sprechen Sie über das Anliegen des Volksentscheid Baum und motivieren Sie Ihre Follower, sich ebenfalls für Berlins Klimaanpassung einzusetzen.

3. Mobilisieren Sie Ihr Umfeld: Schicken Sie eine persönliche Nachricht an Berliner FreundInnen und Familienmitglieder. Eine direkte Ansprache kann viel bewirken und Menschen dazu motivieren, aktiv zu werden.

4. Unterstützen Sie das Engagement vor Ort: Wenn Sie in Berlin sind, nutzen Sie die Gelegenheit, um selbst Unterschriften zu sammeln. Ob bei einer Demo, einem Event oder einfach in Ihrem Bekanntenkreis – jede Unterschrift zählt.

Gemeinsam Berlin wetterfest machen – Mein Aufruf zum Handeln

Der Volksentscheid Baum ist mehr als ein Projekt für Berlin – es ist ein Modell für städtische Klimaanpassung in ganz Deutschland. Es zeigt wie die Dominowelle der 50 Radentscheide und über 80 Klimaentscheide, die der Initiator des Baumentscheides Heinrich Strößenreuther ebenfalls mit angeschoben hat, dass durch kluge Investitionen und Bürgerengagement große Veränderungen bottom up möglich sind – gegen das Lähmende in der Politik. Der Weg zu einer klimaresilienten Stadt ist steinig und erfordert Engagement. Gemeinsam können wir diesen Wandel vorantreiben – dazu lade ich Sie ein und bitte herzlich darum.

Jetzt sind Sie gefragt! Wenn Sie in Berlin leben, unterschreiben Sie noch heute für den Volksentscheid Baum und motivieren Sie Ihr Umfeld, es Ihnen gleichzutun. Teilen Sie den Link zur Unterschriftenliste mit Ihrem Freundeskreis, sprechen Sie darüber in Ihren Netzwerken und setzen Sie ein Zeichen für ein grüneres, kühleres und lebenswerteres Berlin. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Berlin wetterfest wird – und damit ein Vorbild für Städte in ganz Deutschland wird.

Hier geht’s zur Unterschriftenliste und

hier zur Karte mit Orten, wo Sie unterschreiben können!

Mit Ihrer Unterstützung werden Berlin und viele weitere Städte hitzesicher und wetterfest.

Quelle: Read More

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Auch kleine PV-Anlagen tragen wesentlich zur emissionsfreien und kostengünstigen Stromversorgung bei. Sie können und müssen zunehmend auch zur Systemsicherheit des Stromnetzes beitragen. – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Kleinere PV-Anlagen unter 100 kW auf Dächern und an Balkonen leisten inzwischen einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und zur kostengünstigen Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten. Kleine Anlagen bis 25 kW machen 90 % der in Deutschland installierten PV-Anlagen aus und liefern etwa 30 % der Gesamtleistung aller PV-Anlagen. Damit tragen sie signifikant zur wachsenden Solarstromerzeugung bei. Die installierte PV-Peakleistung kleiner Anlagen bis 100 kWp dürfte aktuell bereits über 60 Gigawatt betragen. (Quelle: PV-Magazine, Tagesspiegel Background).

Dieser enorme Ausbau kleiner PV-Anlagen ist – neben großen PV-Anlagen, der Windkraft und der Bioenergie – ein großer Erfolg des EEG. Es hat die Bürgerenergie und damit die Demokratisierung der Energieversorgung massiv vorangebracht. So erhalten Energiekunden zunehmend die Möglichkeit, sich aus der teuren Abhängigkeit der Energiekonzerne mit ihren klimaschädlichen Lieferungen von Kohle-, Erdgas- und Atomstrom sowie von Heizöl, Heizgas, Benzin und Diesel zu befreien.

Ein weiterer starker Ausbau kleiner PV-Anlagen ist notwendig, kann jedoch ohne regelnden Zugriff der Netzbetreiber Netzsicherheitsprobleme schaffen, die gelöst werden müssen.

Die 60 Gigawatt PV-Leistung dieser Anlagen, die unter die feste Einspeisevergütung fallen, tragen erheblich zur Stromversorgung Deutschlands bei. Zum Vergleich: An Wintertagen mit hoher Stromnachfrage liegt der Bedarf bei etwa 80 Gigawatt Wechselstrom, während er an Sommertagen, insbesondere an Feiertagen, deutlich unter 50 GW sinkt. Bei weiterem starkem Zubau – der absolut erforderlich ist – könnte es zukünftig Tage geben, an denen die gesamte Stromnachfrage nur durch kleine PV-Anlagen gedeckt wird. Da diese Anlagen derzeit nicht geregelt werden können, könnten sie zu bestimmten Stunden im Sommer, insbesondere zur Mittagszeit, mehr Strom erzeugen, als insgesamt nachgefragt wird. Eine Abregelung wäre dann notwendig, um einen Blackout zu vermeiden. Aufgrund fehlender Technologie ist eine solche Abregelung durch die Netzbetreiber jedoch aktuell nicht möglich. Im Gegensatz dazu können größere Stromerzeugungsanlagen wie große PV-Parks, Windkraft, Bioenergie, Wasserkraft, Kohle und Erdgas abgeregelt werden, da dies durch Vermarktung an der Börse oder die gleitende Marktprämie möglich ist. Kleine PV-Anlagen hingegen können bis heute nicht abgeregelt werden.

PV-Anlagenbetreiber könnten und sollten in Notsituationen selbst Verantwortung übernehmen, indem sie den erzeugten Strom zwischenspeichern oder bei vollen Netzen für eigene Zwecke nutzen, etwa in Ladestationen oder Wärmepumpen. Viele PV-Betreiber verfügen jedoch nicht über die technischen Möglichkeiten und wissen nicht, wann genau sie dies tun sollten. Künftig müssen neugebaute Anlagen auch systemdienlich eingesetzt werden, insbesondere dann, wenn der Netzbetreiber signalisiert, dass das Netz ausgelastet ist.

Es gibt zahlreiche innovative Unternehmen, die diesbezüglich Dienstleistungen anbieten. Auf den jährlichen Tagungen der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Solarinitiativen (ABSI) konnten seit über zwei Jahrzehnten die hinter diesem Erfolg stehenden Pioniere und die neuen Ideen junger Innovatoren für Eigenverbrauch und systemsichere Netzintegration kleiner Solaranlagen vorgestellt werden. Auf der nächsten Jahrestagung der ABSI am 7. und 8. März in Wilpoldsried wird es wieder die Möglichkeit geben, zahlreiche Unternehmen und Initiativen zu treffen. (Quelle: Solarinitiativen.de)

Der große Eigenverbrauch ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und kann sogar zur Sicherung der Netzstabilität beitragen.

Die vielen kleinen PV-Anlagen, insbesondere mit Eigenverbrauch, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Umstellung der gesamten Energieversorgung auf 100 % Ökostrom. Sie ermöglichen es Hausbesitzern, im Gewerbe und in Mietshäusern, auf Erneuerbare Wärme mit Wärmepumpen oder effizienter Infrarotheizung umzustellen. Im Verkehrssektor schaffen sie durch häusliche Ladestationen oder Steckdosen die Möglichkeit, private Mobilität mit E-Autos, E-Scootern oder E-Bikes emissionsfrei zu gestalten und Unabhängigkeit von den Ölkonzernen zu erreichen.

Diese große Bedeutung der kleinen PV-Anlagen war vor 20 Jahren für viele Menschen noch unvorstellbar. Heute sind wir an einem Punkt, an dem dieser Erfolg sichtbar ist, doch der Ausbau muss weitergehen.

Im ersten Halbjahr 2024 deckten bereits 65 % Ökostrom den Nettostrombedarf – eine Zahl, die vor 20 Jahren von den etablierten Energieversorgern nicht für möglich gehalten wurde. Doch wirksamer Klimaschutz erfordert 100 % Ökostrom möglichst bis 2030. Dafür ist ein beschleunigter Ausbau aller Erneuerbaren Energien notwendig. Eine starke EEG-Einspeiseförderung bleibt entscheidend, um Dachbesitzer zu motivieren, ihre Anlagen größer zu bauen, als der Eigenbedarf es erfordert.

Und tatsächlich: Immer mehr Menschen installieren heute PV-Anlagen, die über den Eigenbedarf hinaus Strom produzieren, und speisen den Überschuss ein. Gleichzeitig installieren sie Heimspeicher in ihre Häuser, um ihren Eigenverbrauch zu erhöhen, wodurch ihre Energiekosten für Strom, Heizung und Mobilität weiter sinken. Der Stromüberschuss bei starker Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit kann durch diese Speicher intelligent in die Abendstunden verlagert werden, wodurch das Netz entlastet wird – vorausgesetzt, die Speicher werden zu den richtigen Zeiten geladen und nicht schon in den Morgenstunden. Das Problem besteht jedoch darin, dass die kleinen Batteriespeicher an sonnenreichen Tagen oft bereits mittags vollgeladen sind und keinen weiteren Strom mehr aufnehmen können. Dadurch wird die überschüssige PV-Leistung genau dann ins Netz eingespeist, wenn eine Netzüberlastung droht.

Physikalische Grenzen sind zu beachten: Wenn in Deutschland mehr Strom ins Netz eingespeist wird, als verbraucht wird, droht die Netzstabilität und damit die Versorgungssicherheit gefährdet zu werden. Dies kann zu teuren negativen Strompreisen oder im schlimmsten Fall zu einem Blackout führen, den niemand will.

Der weitere Ausbau der kleinen PV muss nun auch die Netzstabilität beachten.

Im politischen Raum in Berlin ist das Problem erkannt und wird diskutiert. Insbesondere von der FDP wird eine Abschaffung der Förderung der Erneuerbaren Energien gefordert, auch im Zusammenhang mit der beschriebenen bevorstehenden Netzengpasssituation. Dies wäre verheerend und würde den bereits viel zu schwachen Klimaschutz in Deutschland endgültig torpedieren.

Es bedarf daher endlich Anreize des Gesetzgebers, dass alle Anlagenbetreiber, auch die mit kleinen PV-Anlagen, nur dann Strom in das Netz einspeisen, wenn dieses auch über ausreichende Aufnahmekapazitäten verfügt. Die überwiegende Mehrheit des Jahres ist dies der Fall. Nur in kurzen Zeiträumen mit geringer Stromnachfrage und gleichzeitig hoher Sonnenstrahlung kann es zu einem Netzsicherheitsproblem werden.

Neue Vergütungssätze im EEG für systemdienliche Einspeisung sollten endlich eingeführt werden.

Ein Vergütungssatz, der systemdienliche Einspeisung belohnt, wäre dazu der optimale Anreiz für Neubau sowie die Umrüstung von Bestandsanlagen. Obwohl diese Forderung seit Jahren erhoben wird, ist sie bis heute nicht umgesetzt. Ich plädiere seit Jahren dafür, im EEG einen eigenen Vergütungssatz einzuführen, den ich als Kombikraftwerksvergütung bezeichne. (Quelle: Hans-Josef Fell)

Hilfreich wäre es auch, eine höhere Vergütung zu zahlen, wenn im Netz ein hoher Strombedarf besteht, und keine Vergütung zu gewähren, wenn das Netz aufgrund der Einspeisung von Ökostrom ausgelastet ist. Der Anlagenbetreiber sollte in diesen Fällen den Strom idealerweise zwischenspeichern, anstatt abzuregeln. So könnte er den Strom zu Zeiten höherer Vergütung wieder einspeisen und dadurch die finanziellen Verluste durch Abregelungen ausgleichen.

Wäre solches schon vor 10 Jahren eingeführt worden, hätten wir heute keinen Anlass, schnelle und hektische Maßnahmen zur Gewährleistung der Netzstabilität in Anbetracht des weiterhin stark steigenden Ausbaus kleiner PV-Anlagen zu ergreifen.

Aufgrund der Versäumnisse der Merkel-Regierungen ist jetzt eine zügige Lösung erforderlich, die es den Netzbetreibern ermöglicht, auch neu gebaute kleine PV-Anlagen von außen abzuregeln. Dies sollte selbstverständlich mit einer Förderung des Speicherbaus kombiniert werden, damit der abgeregelte Strom gespeichert und bei Eigenbedarf sowie in Zeiten hohen Netzbedarfs wieder genutzt werden kann. Auf diese Weise würde der Ausbau nicht behindert. Eine faire Ausgleichsregelung verlangt schon das Europa- und Verfassungsrecht.

Es gibt viele Möglichkeiten, auch die kleine PV in die systemdienliche Netzeinspeisung einzubinden.

Zukünftig müssen wir also stärker unterscheiden zwischen den Zeiten, in denen wir weiterhin jede Kilowattstunde zusätzlichen EE-Strom brauchen, und den zunächst nur sehr wenigen Stunden, in denen nicht mehr jede Kilowattstunde einen Nutzen für uns stiftet und im schlechtesten Fall sogar zu erheblichen Blackout-Schäden führen kann.

Zudem sind technische Maßnahmen wie die flächendeckende Installation von Smart Metern erforderlich, deren Rollout seit Jahren diskutiert wird, aber bisher nicht umgesetzt wurde. Besonders wichtig ist, dass eine Abregelung durch den Netzbetreiber nicht gleichzeitig zur Abschaltung der Eigenstromnutzung führt. Die Eigenstromnutzung muss jederzeit möglich sein, unabhängig von der Netzbelastung. Gedrosselt werden darf lediglich die Einspeisung von PV-Strom in den wenigen Zeiten, in denen das Netz überlastet ist.

Ein möglicher Lösungsbeitrag für kleine PV-Anlagen besteht in freiwilligen privaten Verträgen mit Stromhändlern an der Börse, die den Überschussstrom zu Zeiten vermarkten, in denen attraktive Erlöse erzielt werden können. Eine technische Voraussetzung dafür ist, dass der Anlagenbetreiber über einen Stromspeicher verfügt, der beispielsweise durch ein Smart Meter gesteuert werden kann. Die schleppende Digitalisierung stellt jedoch ein Sicherheitsrisiko dar. Angesichts der offensichtlichen Überforderung der Verteilnetzbetreiber mit der Digitalisierung und der Steuerung sollten die Übertragungsnetzbetreiber die nötigen Steuerbefehle erteilen, wenn die Situation es erfordert.

Der von der FDP in der Ampel vorgeschlagene Zwang zur Direktvermarktung für Anlagen mit einer Leistung zwischen 25 kW und 100 kW stellt einen aufwendigen Ansatz dar, da die Strommengen für die Direktvermarkter zu gering sind. Dies führt zu höheren Kosten und umständlichen Abläufen; es gibt jedoch auch smartere Lösungen. Prosumer, die sich systemdienlich verhalten, sollten belohnt werden, indem sie ihre Speicher auch für die Einspeicherung von Windstrom nutzen können. Darüber hinaus könnten durch bidirektionales Laden von E-Autos große Speichermöglichkeiten erschlossen werden, da diese bereits auf unseren Straßen unterwegs sind.

Ausgerechnet E.ON hat dazu eine aufschlussreiche Studie vorgestellt: „Unsere Potenzial-Analyse ergibt, dass eine solche Schwarmbatterie aus den aktuell schon zugelassenen Fahrzeugen rechnerisch bereits genug Strom speichern könnte, um 1,75 Millionen Haushalte zwölf Stunden lang mit Energie zu versorgen. Das zeigt, wie sinnvoll es ist, den ohnehin vorhandenen E-Auto-Akku nicht nur für das Fahren, sondern als integrierten Teil unseres Energiesystems zu nutzen.“ (Quelle: E.ON-Studie, Solarserver)

Damit könnten die PV-Anlagenbetreiber zusätzliche Einnahmen generieren, ihre Kosten für das E-Autofahren deutlich reduzieren und im Winterhalbjahr Windstrom bei Stürmen einspeichern und bei Flauten wieder ausspeichern.

Zahlreiche technische Lösungen, einschließlich Stromspeicher und innovative Ansätze zur Digitalisierung, stehen bereit. Viele Unternehmen haben bereits neue Geschäftsmodelle entwickelt, um trotz der erheblichen witterungsbedingten Schwankungen in der Solar- und Windstromerzeugung die variierende Stromnachfrage im Netz jederzeit zu decken.

Diese Chancen zu nutzen, um auch neue wirtschaftliche Potenziale freizusetzen, ist eine bessere Strategie als der Vorschlag der FDP, die Förderung des EEG abzuschaffen oder gar einen Ausbaustopp zu verhängen.

Das Wirtschaftsministerium ist nun gefordert, einen gesetzlichen Vorschlag zu unterbreiten, der den Netzbetreibern einerseits die Möglichkeit gibt, neu gebaute PV-Anlagen in den seltenen Fällen einer drohenden Netzüberlastung abregeln zu können, und andererseits Anreize für die Betreiber schafft, systemdienliche Investitionen zu tätigen, wie beispielsweise das bidirektionale Laden von eigenen E-Autos.

Quelle: Read More

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Welche Klimaschutztechnologien werden sich durchsetzen und welche nicht? – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Die Dominanz chinesischer Technologieführerschaft bei Klimaschutztechnologien, wie Solartechnik, Batterien, E-Mobile u.a., hat Europa wachgerüttelt.

Vor einigen Wochen hat der Draghi Report in der EU die Defizite der EU in der Wirtschaftspolitik schonungslos aufgezeigt. Sie liegen vor allem auch in Europas industrieller Schwäche bei sauberen Klimaschutztechnologien.
„Die einzige Möglichkeit, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der EU zu sichern, besteht in der Abkehr von fossilen Brennstoffen und der Hinwendung zu einer sauberen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft“, sagte Präsidentin von der Leyen bei der Vorstellung des Draghi Berichts.

Eine sehr späte Erkenntnis, denn von der Leyen hat mit ihrem Green Deal eben nicht die Erneuerbaren Energien so stark wie möglich in den Mittelpunkt gerückt, sondern diese mit klimaschädlichen und schmutzigen Technologien gleichgesetzt, wie Erdgas und Atomkraft. Das genau hat den Ausbau der Erneuerbaren Energien in der EU stark behindert.

Auch das französische Institute for Climate Economics hat in einem Bericht vor den Defiziten der europäischen und nationalstaatlichen Klimaschutzpolitik gewarnt, die zu einem Rückstand im internationalen Wettbewerb um neue klimaschützende Technologien führen. Die Forscher vermissen eine klare europäische Strategie und stellen eine sich selbst lähmende Verzettelung vieler Programme der EU und der Nationalstaaten fest.

Fehleinschätzungen zur Klimawirksamkeit vieler Technologien führen zu fehlerhafter Politik und zum industriellen Rückstand gegenüber China

Doch wie kann es dazu kommen, dass die EU in vielen sauberen Klimaschutztechnologien nun so stark im industriellen Rückstand ist?

Es gibt unglaublich viele neue und alte Technologien, die tatsächlich entscheidend für einen wirksamen Klimaschutz sind. Viele andere Technologien geben aber nur den Anschein, für den Klimaschutz relevant zu sein, sind es aber nicht. Dieses Image erhalten sie meist durch die Propaganda der dahinterstehenden fossilen und atomaren Wirtschaft. Schlimmstes Beispiel sind Erdgaskraftwerke, die immer noch angeblich zum Klimaschutz beitragen würden, es aber nicht tun, wenn man die gesamte Life-Cycle-Kette ansieht. Bei der Förderung des Erdgases und beim Transport werden große Mengen Methan freigesetzt, weshalb ein Erdgaskraftwerk mindestens so klimaschädlich ist wie ein Kohlekraftwerk.

Wer nun Erdgas- und Atomkraftwerke als „grüne“ Technologie in die EU-Taxonomie aufnimmt, muss sich nicht wundern, wenn die industriellen Anstrengungen dorthin gehen und sowohl öffentliches als auch privates Kapital fehlinvestiert wird.

Wie kann man wirksame Klimaschutztechnologien von Scheinlösungen unterscheiden?

Der Laie kann sich bei der Vielfalt wissenschaftlicher Analysen, berechtigter Kritik, aber auch Desinformationen und Lügen nur schwer ein wirkliches Bild verschaffen und die Technologien auf ihre Klimawirksamkeit hin tatsächlich bewerten. Auch Politik, Medien, selbst Wissenschaftler und vor allem auch Finanzinvestoren finden oft nicht die klare Beurteilungskraft, welche Klimaschutztechnologien wirklich zum Klimaschutz beitragen und zudem in einem großen Weltmarkt auch tatsächlich Chancen für die ökonomische Umsetzung haben. Für Finanzinvestoren sind Fehleinschätzungen besonders gefährlich, weil sie viel Geld in den Sand setzen können, wenn ihre Bewertungen falsch sind.
Aber auch die Politik läuft große Gefahr, viele staatliche Gelder fehlzuinvestieren, wenn sie staatliche Subventionen für einen Hochlauf von Technologien gewährt, die am Ende doch keine Chance haben, im Wettbewerb zu bestehen oder gar kontraproduktiv zum Klimaschutz sind.

Entscheidend ist also die Frage, was tatsächlich wirksamer Klimaschutz ist. Angesichts einer mit 426 ppm CO2 schon überbelasteten Atmosphäre darf kein zusätzliches CO2 und keine anderen Klimagase mehr in die Atmosphäre emittiert werden, und zusätzlich müssen große CO2-Mengen wieder aus ihr entfernt werden. Nur Technologien, die im gesamten Life-Cycle eine dieser beiden Kriterien erfüllen, tragen daher zum Klimaschutz bei.

Vier Kriterien für erfolgreiche Klimaschutztechnologien

Vier der wichtigsten Kriterien, wie sie sich in meinem langen politischen Leben für mich herauskristallisiert haben, möchte ich nennen, an denen sich Investoren, Politiker und Medien bei der Beurteilung orientieren könnten.
Sie sind natürlich nicht umfassend, aber sie bieten eine einfache Grundlage für weitere Bewertungen.

Diese Kriterien sind:

Erfolgreiche und erfolgversprechende Klimaschutztechnologien …

A) liefern einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz: Nullemission und Kohlenstoffsenken in der gesamten Life-Cycle-Kette
B) behaupten sich nach dem Markthochlauf im Wettbewerb mit Konkurrenztechnologien auch ohne staatliche Subventionen
C) kennen nach dem Markthochlauf keine billigeren Alternativen, die die gleichen Vorteile deutlich kostengünstiger liefern könnten
D) verursachen keine Schäden in anderen gesellschaftlich wichtigen Feldern, dazu gehören Gesundheit, Sicherheit vor Unfällen (z. B. Explosionen), Schutz der Biodiversität und Umweltschutz allgemein.

Zu A):
Nur wirklich wirksame Beiträge zum Klimaschutz sind langfristig tragfähig. Angesichts der dramatisch sich zuspitzenden Klimanotlage werden Aktivitäten, die weitere Klimagase in die bereits heute völlig überlastete Atmosphäre geben, immer weniger gesellschaftliche Akzeptanz finden, bis es am Ende gesetzliche Verbote von Emissionen gibt.
Daher sind langfristig nur solche Aktivitäten und Technologien erfolgversprechend, die in der gesamten Life-Cycle-Kette keine Emissionen verursachen.

Folgende Scheinaktivitäten für den Klimaschutz fallen damit aus, da sie immer mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden sind:

Blauer Wasserstoff (aus Erdgas mit CCS gewonnener Wasserstoff). Er verursacht hohe Methanemissionen bei der Förderung und dem Transport von Erdgas. Zudem ist auch CCS nicht emissionsfrei. Bei Leckagen während der Abscheidung und beim Transport wird CO₂ freigesetzt. Außerdem ist blauer Wasserstoff sehr teuer. Der Norwegische Gaskonzern Equinor hat zusammen mit Shell gerade ein mit viel Vorschußlorbeeren auf den Weg gebrachtes Projekt, blauen Wasserstoff über Pipelines nach Deutschland zu bringen abgesagt: Hauptgründe: Viel zu teuer und keine Nachfrage im Markt nach blauem Wasserstoff.
Fossiles CCS: Carbon Capture Storage, also die Abscheidung von CO2 aus den Abgasen fossiler Verbrennungsprozesse mit anschließender Speicherung im Untergrund (z. B. Erdgaskraftwerke mit CO2-Speicherung in Meeresböden). CCS ist eine End-of-Pipe-Technologie, die die Emissionen der Vorkette nicht vermeidet. Damit fällt CCS für fossile Verbrennungsprozesse als Klimaschutztechnologie aus.
Fossiles CCU: Carbon Capture and Use, also die Nutzung von Kohlenstoff, der aus fossilen Verbrennungen abgeschieden und in Wertstoffe umgewandelt wird. Schon in der Förderung von Erdöl fallen hohe Emissionen an, und bei der Müllverbrennung wird der gesamte Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt. Fossiles CCU ist also kein Beitrag zum Klimaschutz.

Zu B): Technologien, die wegen besserer Alternativen nicht zum Zuge kommen:

Wasserstoffauto: Eigene Berechnungen zeigen, dass bei heimischer Produktion von grünem Wasserstoff im Wasserstoffauto nur etwa 15 % der Energie aus Solar- oder Windkraft für den Antrieb genutzt werden kann. Bei Importwasserstoff, z. B. aus Australien, sind es sogar nur 8 %. Im Vergleich dazu wird der Strom aus heimischer Solar- und Windkraft im E-Auto zu 69 % als Antriebsenergie genutzt. Diese Energieverschwendung im Wasserstoffauto macht es im Vergleich zum E-Auto völlig unwirtschaftlich. Daher hat das Wasserstoffauto keine Chance gegen das E-Auto. Experten war dies bereits vor 20 Jahren klar, und es zeigt sich heute deutlich im Automarkt: E-Autos boomen, während Wasserstoffautos trotz jahrzehntelanger, massiver Subventionen kaum präsent sind.
Wasserstoffheizung: Auch hier gilt, dass für den Betrieb einer Brennstoffzelle mit grünem Wasserstoff wesentlich mehr Ökostrom benötigt wird als für eine Wärmepumpe. Daher sind Wasserstoffheizungen im Vergleich zu Heizsystemen mit direkter Ökostromnutzung, wie Wärmepumpen und elektrischen Infrarotheizungen, komplett unwirtschaftlich.
Hochtemperaturbereitstellung in der Industrie: In der Start-Up-Entwicklung befinden sich Hochtemperaturspeicher, die Temperaturen über 1.200 °C erreichen und direkt mit Ökostrom aufgeladen werden. Sie liefern die nötige Hochtemperatur für viele industrielle Prozesse. Die Bereitstellung dieser Temperaturen mit grünem Wasserstoff ist wesentlich ineffizienter und somit deutlich teurer als die Nutzung von Hochtemperaturspeichern.

Fazit: Ein großflächiges Wasserstoffnetz hat keine Zukunft, da es keinen nennenswerten Wasserstoffmarkt in der angestrebten Größenordnung gibt, der die Pipelines ausreichend füllen könnte. Wasserstoff wird im Verkehr kaum eingesetzt werden, ebenso wenig in Heizungen, und auch in der Industrie gibt es viele bessere Alternativen für eine grüne Produktion. Dadurch werden die großen Wasserstoffnetze nicht genügend ausgelastet sein, um wirtschaftlich betrieben zu werden. Die vielen Milliarden an Subventionen für Wasserstoffnetze werden letztlich verschwendetes Steuergeld sein.

Zu C):

Beispiel Düngemittel:
Viele setzen auf Ammoniak aus grünem Wasserstoff und Kohlenstoff, z. B. aus CCS, als Grundlage für Düngemittel. Doch Naturdünger aus Biogasanlagen oder Biokohle aus landwirtschaftlichen Abfällen sind heute verfügbar und deutlich kostengünstiger, da sie auf Reststoffe zurückgreifen und keine teuren Ausgangsmaterialien benötigen.
Beispiel E-Fuels im Flugzeug:
Viele Forscher und Unternehmen entwickeln neue Flugkraftstoffe, die als synthetische Kraftstoffe aus grünem Wasserstoff und Kohlenstoff aus CO₂-Abscheidung hergestellt werden sollen. Auch diese E-Fuels haben jedoch keine vielversprechende Zukunft. Biokraftstoffe, beispielsweise aus Ölpflanzen, die auf ariden Flächen angebaut werden, bieten zahlreiche Synergien: Sie können die Ausbreitung von Wüsten verhindern, Armutsbekämpfung unterstützen und in Kombination mit Obst- und Getreideanbau auch zur Bekämpfung des Hungers beitragen. Solches Flugbenzin, das über Bioraffinerien aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, ist heute und auch in Zukunft deutlich wirtschaftlicher als E-Fuels und zudem sofort verfügbar.

Zu D):

Gefährliche Alternativen
Treibhausgase mit Atomenergie zu vermeiden, ist ein Paradebeispiel für gefährliche Alternativen. Abgesehen davon, dass auch die Atomenergie nicht entlang der gesamten Produktionskette frei von Treibhausgasemissionen ist (Emissionen entstehen etwa bei der Uranförderung und der Herstellung von Brennelementen), ist die ungelöste Entsorgung des Atommülls allein Grund genug, diese Technologie nicht als Klimaschutzmaßnahme zu akzeptieren. Hinzu kommt das unverantwortlich hohe Risiko eines Super-GAUs, insbesondere in Kriegsgebieten oder bei Terrorangriffen.
Wasserstoff ist hoch explosiv
Das Unfallrisiko (Explosionen) bei der Verwendung von Wasserstoff ist deutlich höher als bei anderen Energieträgern. Wasserstoff ist ein leicht flüchtiges, hoch explosives Gas. Erst kürzlich explodierte ein Wasserstofftank im Chemiepark Leuna. Diese Explosion verursachte neben dem wirtschaftlichen Schaden erhebliche Lieferengpässe, die sogar dazu führten, dass ein Regionalzugbetreiber wieder auf umweltschädliche Dieselloks umsteigen musste.

Auch ein Brand zerstörte kürzlich eine neue Wasserstofftankstelle nur zwei Wochen nach ihrer Inbetriebnahme in Gersthofen bei Augsburg. Glücklicherweise gab es auch hier keine Personenschäden, doch der Sach- und Imageschaden war beträchtlich.

Allen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft kann nur geraten werden: Prüfen Sie genau, ob die geplante Klimaschutztechnologie wirklich tragfähig ist. Ist sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig und somit für Investitionen oder Subventionen geeignet? Das bedeutet: Leistet die Innovation mit Nullemissionen tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz? Gibt es möglicherweise bessere und kostengünstigere emissionsfreie Alternativen, die erst in einigen Jahren verfügbar sind? Sind die Risiken für Umwelt oder Sicherheit wirklich beherrschbar? Wer solche Technikfolgenabschätzungen nicht durchführt, läuft schnell Gefahr, in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten oder den Staatshaushalt mit letztlich ineffektiven Subventionen unnötig zu belasten.

In vielen Fällen sind direkte Lösungen mit Ökostrom (z. B. E-Mobilität, E-Heizungen oder Batterien und Wärmespeicher) die besseren Alternativen gegenüber scheinbaren Lösungen wie Erdgas, Wasserstoff, CCS oder CCU, die häufig in politischen Diskussionen und durch staatliche Unterstützung gefördert werden.

Was die Bewertung von grünem Wasserstoff insgesamt betrifft, führt eine rein physikalische Analyse zu einem vernichtenden Urteil: „Grüner Wasserstoff ist kein Beitrag zur Lösung der globalen Energiefragen. Er dient in erster Linie der Unterstützung der Erdgaswirtschaft.“ So lautet das vernichtende Urteil der Münchner Physikerin Sabine Hossenfelder, die regelmäßig fundierte Gastkommentare in der Zeitschrift Bild der Wissenschaft veröffentlicht.
(Quelle: YouTube-Video von Sabine Hossenfelder)

Wenn man solche Analysen auf der Grundlage der unveränderlichen Naturgesetze wie der Physik durchführt, wird schnell deutlich, warum Europa im Bereich der emissionsfreien Zukunftstechnologien gegenüber China ins Hintertreffen geraten ist. Diese Einschätzung wird auch in den oben zitierten Industrieberichten bestätigt.

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Stand der Atomindustrie in der Welt: Der Welt Nuklear Industrie Status Report 2024 – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

„Nur die dummen Deutschen steigen aus der Atomenergie aus, aber überall sonst setzt man auf den Ausbau der Atomkraft“ So oder ähnlich lauten Sprüche, die mir seit über 20 Jahren bis heute in Veranstaltungen vorgehalten werden, insbesondere von Vertretern oder Sympathisanten von CDU/CSU/FDP/AFD/FW/BSW – ganz im Sinne ihrer die Atomenergie befürwortenden Parteispitzen.

Doch stimmt das überhaupt? Gibt es denn wirklich eine globale Atomenergierenaissance?

Ganz klar: Nein!

Wer wissen will, wie die Verhältnisse der globalen Atomwirtschaft wirklich sind, kann sich nicht im X- oder Facebook-Format aufhalten oder gar nur die Fakenews der Atombefürworter lesen. Man muss sich schon tiefer in die umfassende Lage der Atomwirtschaft in der Welt einarbeiten, um die Wirklichkeit tatsächlich erfassen zu können.

Da ist es hilfreich, dass Mycle Schneider in Paris jährlich den World Nuclear Industry Status Report herausgibt.

Gerade wurde der Report 2024 veröffentlicht.

https://www.worldnuclearreport.org/IMG/pdf/wnisr2024-v1.pdf

Auf 513 Seiten finden sich umfassende und detailreiche Informationen, gut aufbereitete Zusammenfassungen und klare Bewertungen. Hier einige Auszüge:

Die allgemeine Schlussfolgerung des Reports hält fest:

Entgegen der weit verbreiteten Auffassung bleibt die Kernenergie

auf dem internationalen Markt für Stromerzeugungstechnologien irrelevant.

Wesentliche erhellende Erkenntnisse des Reports sind:

Im Jahr 2023 wurden weltweit 5 neue Kernreaktoren (5 GW) in Betrieb genommen und 5 stillgelegt (6 GW), was einen Netto-Rückgang um 1 GW entspricht.
Die weltweite Atomstromerzeugung stieg gegenüber dem Vorjahr leicht um 2,2 Prozent, blieb aber unter den Werten für 2021 und 2019.
Der Anteil der Kernenergie an der weltweiten kommerziellen Bruttostromerzeugung sank von 9,2 Prozent auf 9,1 Prozent, das ist nur noch etwas mehr als die Hälfte des Spitzenwerts von 17,5 Prozent im Jahr 1996.
Mitte 2024 waren weltweit 408 Reaktoren mit 367 GW in Betrieb, einer mehr als ein Jahr zuvor, aber 30 unter dem Höchststand von 2002 – 34 Blöcke befanden sich in Langzeitstillstand.
Zwischen 2004 und 2023 gab es weltweit 102 Inbetriebnahmen und 104 Schließungen von Atomkraftwerken weltweit: ein Anstieg von 49 Atomkraftwerken in China; außerhalb Chinas ein Netto-Rückgang um 51 Anlagen.
China baute mehr als 200 GW Solarkapazität und nur 1 GW an Kernkraft; die Solarenergie produzierte insgesamt 578 TWh und überholte damit die Kernkraft um 40 Prozent. Insgesamt erzeugten in China die Erneuerbaren Energien sogar ohne Wasserkraft viermal so viel Strom wie die Atomenergie.
Der globale Ausbau Erneuerbare Energien steigt steil an, der globale Ausbau Atomenergie dagegen schrumpft. Im Jahr 2023 wurden die Gesamtinvestitionen in Erneuerbare Energien auf einen Rekordwert von 623 Milliarden US-Dollar gesteigert, 27mal mehr als für den Bau von Kernkraftwerken ausgegeben wurde. Solarenergie und Windkraft stiegen um 73 Prozent bzw. 51 Prozent, was zu 460 GW an neuer Kapazität führte gegenüber einem Rückgang von 1 GW bei der Kernkraftkapazität. Globale Wind- und Solaranlagen erzeugten 50 Prozent mehr Strom als die Kernkraft.
In der Europäischen Union erreichte der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung 44 Prozent. Solar- und Windkraftanlagen produzierten zusammen 721 TWh, fast ein Viertel mehr als die Kernenergie mit 588 TWh. Ebenfalls zum ersten Mal erzeugten Erneuerbare Energien mehr Strom als alle fossilen Brennstoffe zusammen. Die Windkraft allein übertraf die Stromproduktion aus Erdgas.
Die Kosten für Solarenergie plus Speicherung sind in den meisten Märkten deutlich niedriger und äußerst wettbewerbsfähig mit anderen emissionsarmen Stromquellen, die heute kommerziell verfügbar sind.

Die Erkenntnisse des World Nuklear Industry Status Report 2024 sind überdeutlich: Es gibt keine Nuklearrenaissance in der Welt, wie sie seit über 20 Jahren von der Atomwirtschaft mit viel Propaganda herbeigeredet wird.

Alle, die dennoch glauben, es gäbe eine Atomrenaissance in der Welt, sollten sich die Zeit nehmen und den Report genau lesen, statt den vielen Fakenews in den sozialen Medien Glauben zu schenken.

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Globaler Gesundheitsschutz braucht eine Abkühlung des Planeten – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

In The Lancet, nach Wikipedia eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, erschien kürzlich ein bedeutender wissenschaftlicher Beitrag. Darin wird die planetare sichere Grenze (Erdsystemgrenze, ESB) für die globale mittlere Temperatur auf 1,0 °C über dem vorindustriellen Niveau festgelegt. Diese Erdsystemgrenze ist auch aus medizinischer Sicht zum Schutz der Gesundheit der Menschen notwendig. In den letzten 12 Monaten lag die durchschnittliche Erderwärmung nach Angaben von Kopernikus jedoch bereits bei etwa 1,6 °C über dem vorindustriellen Niveau.

Sie liegt damit also seit einem Jahr 0,6 °C über der sicheren Erdsystemgrenze und auch 0,1 °C über dem in Paris vereinbarten Klimaschutzziel von 1,5 °C. Nach den Autoren der Veröffentlichung in The Lancet muss die Erde daher um etwa 0,6 °C auf die sichere Erdsystemgrenze von 1,0 °C abgekühlt werden.

In den Medien und der Politik wird jedoch eine Abkühlung der Erde gar nicht diskutiert. Überall wird die Akzeptanz einer weiteren Erhöhung der Erdtemperatur, sogar um bis zu 2 °C, thematisiert, obwohl offensichtlich ist, dass die Erde bereits überhitzt ist.

Auswirkungen einer Erdtemperaturerhöhung über 1,0 °C sind gravierend

Dabei sind die Auswirkungen der Erdaufheizung auf die menschliche Gesundheit schon heute gravierend und untragbar. So ist im The Lancet Beitrag nachzulesen:

Die globale Erwärmung bedroht die Stabilität des Erdsystems sowie das Leben und die Lebensgrundlagen heutiger und künftiger Generationen. Extreme Temperaturen verursachen jährlich Millionen von Todesfällen und die hitzebedingte Sterblichkeit steigt. Dürren und Überschwemmungen beeinträchtigen weltweit die Ernteerträge und das Trinkwasser und in Küstengemeinden sind durch die Erwärmung der Ozeane und den Verlust der Korallenriffe Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit verloren gegangen. Durch Vektoren und Wasser übertragene Krankheiten wie Denguefieber, Malaria und Cholera stellen insbesondere für arme und ausgegrenzte Menschen sowie für Menschen an Orten mit schwachen Gesundheitssystemen ein Risiko dar.

(Übersetzung mit Deepl)

Luftverschmutzung eine der größten Krankheitsursachen

Neben dem Klimawandel werden im Bericht von The Lancet auch eine Reihe weiterer Erdsystemgrenzen und deren Auswirkungen beschrieben, darunter die Luftverschmutzung, die durch Aerosole verursacht wird. Ihre Hauptursache liegt, neben anderen Faktoren, im Verbrennen von Erdöl, Erdgas und Kohle in Kraftwerken, Heizungen, Verkehr und Industrie. Somit hat die Luftverschmutzung die gleichen Ursachen wie die Erderwärmung und muss mit denselben Maßnahmen bekämpft werden – insbesondere durch eine vollständige Umstellung auf 100 % Erneuerbare Energien.

Laut dem Lancet-Bericht ist Luftverschmutzung weltweit die vierthäufigste Ursache für Krankheiten (nach Bluthochdruck, Ernährungsrisiken und Rauchen). Jährlich verursacht die Luftverschmutzung im Außenbereich 4,2 Millionen Todesfälle, während die Luftverschmutzung in Innenräumen weitere 3,8 Millionen Todesfälle verursacht. Eine langfristige Belastung des Menschen durch Luftverschmutzung erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.

Umweltzonen verbessern die Luft und schaffen mehr Gesundheit

Viele Städte haben aufgrund der hohen Luftverschmutzung bereits Umweltzonen eingerichtet, in denen Autos mit erhöhtem Schadstoffausstoß nicht fahren dürfen. Dies betrifft insbesondere Dieselautos, die vermehrt Feinstaub emittieren.

In den Umweltzonen in Deutschland gibt es dadurch immerhin etwa 5 Prozent weniger Feinstaubbelastung. Erste wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkung der Umweltzonen zeigen, dass Anwohner tatsächlich gesundheitlich davon profitieren.

Nach dieser Untersuchung haben Neugeborene und Kinder weniger Asthma.

Die Einrichtung von Umweltzonen ist wichtig, doch wesentlich stärkere Maßnahmen, wie die vollständige Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien, müssen ergriffen werden, um die weiterhin hohe Luftverschmutzung und die steigende Erdtemperatur wirksam zu senken.

Wie können die Erdsystemgrenzen für Klimaschutz (1,0° C) und saubere Luft wieder erreicht werden?

Da die Erde bereits viel zu heiß ist, was auf die hohe Konzentration von derzeit 425 ppm Kohlendioxid in der Atmosphäre zurückzuführen ist, müssen folgende zentrale Maßnahmen ergriffen werden: Die CO₂-Konzentration muss auf unter 350 ppm gesenkt werden. Dies ist nur möglich durch einen Stopp aller Klimagasemissionen und eine Kohlenstoffreinigung der Atmosphäre. Unverzichtbare Elemente dafür sind: eine Umstellung der gesamten Wirtschaft auf 100 % Erneuerbare Energien, eine emissionsfreie Kreislaufwirtschaft sowie eine regenerative, kohlenstoffsenkende Forst-, Land- und Meereswirtschaft.

Diese Maßnahmen würden gleichzeitig auch die Luftverschmutzung deutlich reduzieren. Alle Brückentechnologien wie wasserstofffähige Erdgaskraftwerke, CCS, LNG-Terminals und andere sind in diesem Zusammenhang kontraproduktiv, da sie weiterhin über Jahre Klimagasemissionen verursachen werden.

Die Gesundheitsminister versagen komplett, da sie die großen Krankheitsursachen Klimawandel und Luftverschmutzung nicht aktiv bekämpfen

Nach einem offenen längeren Gespräch mit Gesundheitsminister Lauterbach hatte ich auf seinen Wunsch hin ein umfassendes Papier Klima-Umwelt-Gesundheit erarbeitet.

Dort finden sich Empfehlungen, dass sich der Gesundheitsminister nicht nur um die Struktur des Gesundheitswesens, wie die aktuelle Krankenhausreform, kümmern sollte, sondern auch aktiv in die öffentliche Debatte eingreifen und Klimaschutz sowie saubere Luft einfordern muss. Ohne eine Umstellung auf E-Mobilität und 100 % Erneuerbare Energien wird es immer mehr Erkrankungen geben, wie der Lancet-Bericht eindrücklich belegt. Ohne die Bekämpfung der Krankheitsursachen werden die Kosten des Gesundheitswesens weiter steigen. Jede Krankenhausreform ist daher ohne die Bekämpfung der Krankheitsursachen zum Scheitern verurteilt.

Amerikanische Lungenärzte haben dies längst erkannt und in einem umfassenden Bericht dargelegt, dass in den USA 72 Milliarden US-Dollar im Gesundheitswesen eingespart werden könnten, wenn es einen vollständigen Umstieg auf E-Mobilität und Erneuerbare Energien gäbe.

Doch in der deutschen und europäischen Gesundheitspolitik ist kaum etwas davon zu hören und zu lesen.

Die zunehmende Ignoranz großer Teile der Gesellschaft und Politik gegenüber dem Klimaschutz schmälert nicht deren Schadenswirkungen

Die derzeitige Ignoranz vieler in der Öffentlichkeit zur Erdaufheizung wird die weitgehende Untätigkeit im Klimaschutz aufrechterhalten und so unweigerlich dazu führen, dass immer mehr Menschen krank werden.

Dies zeigt sich gerade in den Hochwassergebieten von Österreich, Rumänien, Ungarn, Tschechien, Polen und anderen Ländern: Neben den wirtschaftlichen Schäden für Hausbesitzer, Kommunen und Firmen in den betroffenen Regionen sind die Gesundheitsfolgen gravierend. Unterkühlungen durch die Wassermassen, Verletzungen und insbesondere psychische Schäden infolge von Stress, Depressionen, Schlafmangel und existenziellen Sorgen werden viele Menschen krank machen.

Das war bereits bekannt. Das Elbehochwasser von 2002, bei dem ein Jahrhunderthochwasser enorme Schäden verursachte, hatte damals viele Wähler wachgerüttelt und das Wahlergebnis beeinflusst, was dem Klimaschutz neue Chancen eröffnete. Nun, nur 22 Jahre später, gibt es erneut ein Jahrhunderthochwasser in der gleichen Region, teils noch schlimmer als 2002. Doch ich habe nichts davon gehört, dass die Union unter ihrem Kanzlerkandidaten Merz das Thema Klimaschutz wieder in den Vordergrund stellt und eine Abkühlung der Erde anstrebt. Ebenso wenig gibt es bei den Klimawandelleugnern der AfD Anzeichen dafür, dass sie sich für Klimaschutz engagieren. Und Kanzler Scholz reist während dieser europäischen Katastrophe nach Kasachstan, um neue Erdöl- und Erdgaslieferungen zu werben, die das Weltklima weiter aufheizen, die Luftverschmutzung aufrechterhalten und somit auch die Gesundheit der Menschen weiter belasten werden.

Wie viele Katastrophen müssen noch Millionen Menschen peinigen, bis es endlich einen breiten Konsens gibt, dass die Erde wieder abgekühlt werden muss und alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden?

Quelle: Read More

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