München wird zur Solarstadt – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Nach Jahren halbherziger Solarpolitik hat der Stadtrat von München nun eine starke Offensive für den Ausbau der Solarenergie beschlossen.

Letzte Woche wurde der „Masterplan Solares München“ verabschiedet, der zu den ehrgeizigsten Plänen für den Ausbau der Solarenergie in deutschen und europäischen Metropolen gehört. Ziel ist es, bis 2050 etwa 25 Prozent des Strombedarfs der Stadt durch innerstädtische Photovoltaik-Anlagen zu decken. Dies berücksichtigt auch die Verdoppelung des Strombedarfs aufgrund der Umstellung von Wärme und Mobilität auf Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge, die auch in München stattfinden wird.

Um dieses Ziel mittel- und langfristig zu erreichen, soll der Zubau von Photovoltaik-Anlagen bis 2030 exponentiell mit einer jährlichen Wachstumsrate von 40 Prozent gesteigert werden, um jährlich 100 Megawattpeak (MWp) an neuen Installationen zu erreichen. Diese Zubauleistung soll langfristig beibehalten werden, bis eine Photovoltaik-Anlagenleistung von etwa 4 Gigawattpeak (GWp) mit einem jährlichen Ertrag von rund 3 Terawattstunden (TWh) pro Jahr erreicht wird.

Die Entscheidung, den Ausbau ab 2030 auf einem konstanten Niveau zu halten, anstatt weiterhin ein Wachstum zu verzeichnen, erscheint auf den ersten Blick nicht logisch. Dadurch würde der Ausbau nach 2030 erheblich verlangsamt, obwohl der Klimawandel immer schnellere Maßnahmen erfordert. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass in späteren Beschlüssen auch nach 2030 erneut ein exponentielles Wachstum beschlossen wird. Dennoch ist die entscheidende Anfangsdynamik mit 40 Prozent jährlichem Wachstum von großer Bedeutung. Dies legt in den kommenden Jahren die Grundlagen für eine mögliche Beschleunigung des solaren Wachstums, die über das Jahr 2030 hinaus zwingend erforderlich ist.

Für die Nutzung von Solaranlagen im dicht besiedelten Stadtgebiet von München werden etwa 20 Prozent der Grundstücksfläche für Module benötigt. Dies kann durch die konsequente Nutzung von Dach- und Fassadenflächen sowie Parkplatzüberdachungen realisiert werden. Dabei wurde berücksichtigt, dass etwa 40 Prozent der Siedlungsflächen aus verschiedenen Gründen keine PV-Anlagen installiert werden können, wie beispielsweise aufgrund von Verschattung, der Gebäudestruktur im Bestand, Denkmalschutz oder anderen Belangen wie der Erhaltung der Biodiversität.

Der Masterplan befasst sich nicht nur mit dem Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, sondern auch mit der notwendigen Umstellung des Energieversorgungssystems von einer „verbrauchsorientierten Erzeugung“ auf einen „erzeugungsorientierten Verbrauch“. Aspekte wie Verbrauchsmanagement, Speicherung von Strom, Wärme und sogar Wasserstoff sind im Masterplan vorgesehen und werden im Zuge der Fortschreibung und Weiterentwicklung entsprechend dem fortschreitenden Solarausbau konkretisiert.

Der Masterplan enthält sehr konkrete Kennzahlen und Zielgrößen, so dass ein leichtes und kontinuierliches Monitoring möglich ist. Er wird spürbare Auswirkungen auf die Stadtplanung und Architektur haben, um Flächen für die Solarnutzung verfügbar zu machen. Die konkrete Umsetzung des Masterplans wird letztendlich zum Wohlstand der Münchner Bürgerinnen und Bürger beitragen, da sie Zugang zu kostengünstiger Solarenergie erhalten und einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.

München geht damit einen großen Schritt in Richtung 100 Prozent Erneuerbare Energien. Die Stadtwerke arbeiten auch an der Nutzung des hohen Erdwärmepotenzials für die Heizungen in München.

Die Fortschritte bei der Umsetzung der Münchner Solarziele für den Klmaschutz zur Bekämpfung der dramatischen Erderwärmung sind noch zu langsam. Aber falls es gelingt, die Weichen im kommenden Jahr tatsächlich auf das 40-prozentige jährliche Wachstum einzustellen, wird die Erfüllung von 25 Prozent innerstädtisch erzeugtem Solarstrom auch viel schneller als bis 2050 erreicht werden können. Insbesondere dann, wenn die bundespolitischen Gesetze für den Solarausbau endlich signifikant verbessert werden.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) schlägt im Rahmen des Solarpakets I deutliche Verbesserungen für den Solarausbau vor

Die Ampelkoalition ist mit dem vorgelegten Referentenentwurf für das Solarpaket I auf dem Weg, wichtige Hürden für den Solarausbau auszuräumen. Es ist wichtig, dass diese Vorschläge nicht erneut wie im Streit um das Heizungsgesetz zerredet, sondern von allen Beteiligten unterstützt werden.

Gemäß dem Entwurf sollen die Anschlussbedingungen für Balkonmodule erleichtert und die Größe auf 800 Watt erhöht werden.

Eines der größten Ärgernisse im Zusammenhang mit Photovoltaik sind die langen Bearbeitungszeiten für Netzanschlüsse durch die Netzbetreiber. Dieses Problem soll nun konsequent angegangen werden. Nach geltendem Recht konnten sich Netzbetreiber unbegrenzt viel Zeit lassen, um Anschlussanfragen von PV-Anlagen zu bearbeiten. Gemäß dem Referentenentwurf des BMWK müssen die Netzbetreiber zukünftig innerhalb von 8 Wochen mitteilen, ob der Anschluss einer privilegierten Anlage bis 30 kWp am vorhandenen Netzverknüpfungspunkt möglich ist. Andernfalls darf die Anlage einfach angeschlossen werden. Sollte dies tatsächlich im Gesetzgebungsverfahren beschlossen werden, wird dies dem Solarausbau auf Dächern – nicht nur in München – einen wichtigen Schub geben.

Die vorgesehenen Maßnahmen im Solarpakt 1 werden zweifellos zu einer beschleunigten Entwicklung des Solarausbaus führen. Wenn andere Metropolen ähnliche Masterpläne wie München erstellen, könnte es richtig schnell gehen. Neben München hat auch Berlin bereits einen Masterplan namens „Solarcity“ im Senat verabschiedet. Dieser sieht ebenfalls vor, bis 2050 insgesamt 4,4 Gigawatt an Photovoltaik-Anlagen zu installieren, um 25 Prozent des Bedarfs mit Solarstrom zu decken.

Der jüngste Beschluss in München sollte daher nicht nur für deutsche Städte, sondern auch für europäische Städte von Lissabon bis Warschau und von Dublin bis Bukarest beispielhaft sein.

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Repowering Module für die Ukraine – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

In der Ukraine leiden viele Menschen und Institutionen unter Strommangel. Die russischen Angriffe zielen vielfach auf die Zerstörung der Energieversorgung. Der Wunsch vieler UkrainerInnen ist es nachts Licht zu haben, Kühlschränke zu betreiben, elektrisch zu kochen oder Handys für die notwendige Kommunikation aufzuladen. Solarpaneele können dies möglich machen auch wenn die Stromversorgung wieder mal unterbrochen wird.

In existenziellen Not sind neue Solarmodule für viele nicht erschwinglich. In Deutschland und auch in anderen Ländern werden inzwischen ältere aber noch intakte Solaranlagen abgebaut, u.a. weil neuere, effizientere Module repowert werden. Viele der abgebauten Module wären aber zu schade für Recycling oder gar Entsorgung.

Gerade diese können besonders kostengünstig helfen die Energienot in der Ukraine zu lindern.

Auf der Intersolar in München wurde vor Kurzem eine entsprechende Initiative von folgenden Personen gegründet:

Robert Busch (Geschäftsführer Bundesverband Neue Energiewirtschaft), Carsten Pfeifer (Leiter Strategie beim BNE, sowie mein früherer Mitarbeiter im Bundestagsbüro) gemeinsam mit Stella und Christian Schönwiesner.

Zusammen mit den Partnern GIZ und Deutsch-Ukrainisches Forum e.V. bitten sie darum, gebrauchte Solarmodule für die Ukraine zur Verfügung zu stellen.

Diese werden von der Initiative „Repowering Module für die Ukraine“ getestet und die für funktionsfähig befundenen Module in die Ukraine transportiert. Die GIZ identifiziert geeignete Projekte in Schulen, Krankenhäusern, Waisen- und Frauenhäusern, Flüchtlingsunterkünften und weiteren sozialen Einrichtungen. Sie sorgt vor Ort für den Bau von Solaranlagen. Die Module werden als humanitäre Hilfsaktion kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen und den Kontakt dazu gibt es hier:

www.repowering-module.org

Wer also gebrauchte Solarmodule übrig hat oder ausrangieren will, kann sich bestens humanitär betätigen und diese über die neue Initiative in die notleidende Ukraine liefern lassen.

 

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Ratgeber Photovoltaik – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Das EEG 2023 hat zahlreiche Verbesserungen für Hausbesitzer mit sich gebracht, die eine Photovoltaikanlage (PV) auf ihrem Haus installieren möchten. Dennoch ist der unübersichtliche Dschungel an Vorschriften aus der Zeit der Merkelregierungen noch vielfach vorhanden.

Den Überblick über alle Details zu behalten fällt selbst Handwerkern schwer.

Viele Hausbesitzer sind oft unsicher, wo sie umfassende und fachkundige Hilfe zu den aktuellen gesetzlichen Grundlagen sowie zu den wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten bekommen können. Zudem wird viel Desinformation aus Kreisen gestreut, die im Hintergrund die Interessen der fossilen Wirtschaft vertreten.

Eine umfassende Beratung ist also notwendig.

Nun hat die Verbraucherzentrale den „Ratgeber Photovoltaik – Solarstrom und Batteriespeicher für mein Haus“ herausgegeben.

Das Werk umfasst 238 Seiten. Es ist übersichtlich und leicht lesbar und mit vielen erklärenden Bildern und Grafiken versehen.

Die Autoren Thomas Seltmann und Jörg Sutter sind seit Jahrzehnten im Solarsektor aktiv und haben so mit ihrer umfassenden Erfahrung ein hervorragendes Werk geschaffen.

Viele Hausbesitzer möchten zunächst Antworten auf einfache, grundlegende Fragen erhalten. Aber anschließend wünschen sie sich auch eine Erläuterung der komplizierten gesetzlichen Zusammenhänge, um die steuerlichen, technischen und wirtschaftlichen Anforderungen besser zu verstehen. Dieser Ratgeber schafft genau das.

Folgende Fragen werden im Ratgeber beantwortet:

• Eignet sich mein Hausdach für eine PV-Anlage?

• Wie viel Strom kann ich mit einer PV-Anlage einsparen?

• Sollte ich einen Batteriespeicher gleichzeitig installieren lassen?

• Wie sieht die Wirtschaftlichkeit aus und welche Förderungen gibt es?

• Was muss ich beachten, wenn ich ein Stecksolargerät anschaffen und betreiben möchte?

Aber auch weiterführende Fragen, wie der Beitrag einer PV-Anlage zum Klimaschutz, die Möglichkeiten des Betriebs eines E-Mobiles oder einer Wärmepumpe mit eigenem Solarstrom, werden kurz erläutert.

Wer sich also von seinem Handwerker nicht gut beraten fühlt oder sich gleich selbst einen Überblick verschaffen möchte, sollte sich den neuen Ratgeber zulegen.

Er kann im Buchhandel und bei den Verbraucherzentralen erworben werden sowie im Onlineshop www.ratgeber-verbraucherzentrale.de oder einfach telefonisch unter 0211-3809-555.

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Die Waldbrände in Kanada lassen sich in diesem Sommer nicht mehr löschen – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Apokalypse, die biblische Beschreibung für den Weltuntergang, kommt den Verhältnissen in Kanada recht nahe. Große Teile Kanadas und der USA leiden unter massiver Luftverschmutzung, verursacht durch Waldbrände in Kanada, die ein nie dagewesenes Katastrophenausmaß erreicht haben. Selbst in Städten wie New York oder Washington kann man ohne Atemmasken faktisch nicht mehr vor die Tür gehen.

In Washington wurden in diesen Tagen Spiel- und Sportplätze aufgrund hoher Luftverschmutzung geschlossen und die Müllabfuhr wurde eingestellt. Der Zoo bleibt geschlossen. Dazu die immer wieder gleiche Warnung an die Bewohner: Nur wer unbedingt muss, soll vor die Tür. Und auch das nur kurz und mit Maske.

Lungenkrankheiten, zerstörte Häuser, zehntausende Flüchtlinge

Die Rauchgase aus den Waldbränden sind giftig und führen massenhaft zu Lungenkrankheiten wie Lungenkrebs. In den Waldbrandregionen in Kanada müssen Zehntausende Menschen vor den Flammen fliehen, Tausende verlieren ihre Häuser und Hab und Gut. Die kanadische Regierung sieht sich nicht mehr in der Lage, die Situation zu kontrollieren, und hat Katastrophenhilfe aus vielen anderen Ländern angefordert. Und wer da glaubt, dass dies nur vorübergehend sei, täuscht sich. Die Waldbrände werden noch viele Wochen andauern, da der Sommer mit seinen Hitzewellen in Kanada noch nicht einmal begonnen hat. Doch bereits jetzt im Frühjahr sind die Waldbrände so groß wie noch nie zuvor, wie sie selbst in den früheren Sommermonaten nicht waren.

Im Sommer 2021 sorgte das verbrannte Dorf Lytton bei Vancouver für Schlagzeilen. Damals brachen die Waldbrände mitten in einer Hitzewelle mit einer Rekordtemperatur von 49°C aus.

Die Brände heizen das Weltklima weiter auf

Die Waldbrände werden durch die Freisetzung von enormen Mengen Kohlendioxid das globale Klima weiter anheizen und weltweit zu zusätzlichen und verheerenderen Hitzewellen und Dürren führen.

Waldbrände werden somit überall, insbesondere in den borealen Wäldern der nördlichen Hemisphäre, von Kanada über Europa bis nach Sibirien, weiterhin angefacht. Auch in Deutschland brennen bereits viele Wälder in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg.

Kanada ist einer der schlimmsten Klimazerstörer

Die Hauptursache für die dramatische der Waldbrände ist die Aufheizung der Erdatmosphäre und damit insbesondere das Verbrennen von Erdöl, Erdgas und Kohle. Damit rückt das Katastrophenland Kanada selbst als Verursacher in den Fokus. Nicht nur, da Kanada mit ca. 15 Tonnen jährlicher Pro Kopf CO2-Emissionen zu den stärksten Emittenten in der Welt überhaupt gehört, sondern auch zusätzlich durch seine hohe Förderung von Erdgas und Erdöl, unter anderem für LNG Export-Pläne nach Deutschland. Damit ist Kanada selbst ein Opfer seiner eigenen klimaschädlichen Politik und Wirtschaftsweise. Doch ein Einsehen gibt es nicht, der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt weiter in der fossilen Wirtschaft.

 

Schon 2016 brannten die Wälder in der Erdölregion Alberta und verursachten massive Katastrophen

Vor allem in der Provinz Alberta liegt das Zentrum der kanadischen Erdöl- und Erdgasförderung, bei der oft besonders schädliche Fracking-Methoden angewandt werden. Gerade in Alberta mussten seit Mai diesen Jahres besonders viele Menschen vor den Feuern fliehen und die Regierung hat bereits den Notstand ausgerufen.

Dies ist nichts Neues in Alberta. Schon 2016 gab es schlimmste Waldbrände, vor denen über 100.000 Menschen flüchten mussten. Schon damals habe ich beschrieben, dass es nun eine Region trifft, die selbst Hauptverursacher dieser Katastrophe ist.

Damals mahnte ich, dass Alberta ein Lehrstück für die Weltgemeinschaft werden müsse. Alberta müsse selbst die Förderung von Erdöl und Erdgas einstellen, um nicht noch weiter zur Erdaufheizung beizutragen und so die nächsten Katastrophen anzufachen. Aber es hat sich nichts getan. Sobald die Waldbrände über die Förderregion hinweggezogen sind und verbrannte Wälder, Dörfer und Städte hinter sich gelassen haben, wurde und wird die Erdöl- und Erdgasförderung wieder hochgefahren. Kanada bekommt nun die Quittung in diesem Sommer mit noch viel schlimmeren Katastrophen als 2016.

In Alberta und Kanada lernt man nichts aus den selbst verursachten Katastrophen

Die Hauptsorge in der Provinz Alberta besteht jedoch lediglich darin, ob die Erdölförderung eingeschränkt werden muss und wirtschaftliche Einbußen zu verzeichnen sind. Die Gesundheit der Menschen und der Verlust von Häusern spielen dabei eine geringere Rolle.

Dass Alberta und ganz Kanada endlich den Ausstieg aus der fossilen Nutzung wegen den Waldbränden beschließt, ist weiter nicht abzusehen. Stattdessen gibt es sogar Begehrlichkeiten aus der EU und Deutschland, LNG aus Kanada und den USA zu importieren, was nicht nur das Klima weiter zerstört, sondern auch ganze Landstriche indigener Völker durch die Frackingförderung gefährdet. Somit müssen wir damit rechnen, dass Katastrophen wie Waldbrände in Kanada und weltweit weiterhin massiv ansteigen.

Es ist bitter zu sehen, dass die Erdöl-, Erdgas- und Kohlewirtschaft, die die Erdaufheizung beschleunigen, nicht einmal dann aufhören, ihre klimaschädlichen Geschäfte fortzuführen, wenn sie selbst immensen Schaden an Leib und Leben, Gesundheit, Häusern und der umgebenen Natur erleiden. Wie soll jemals Klimaschutz umgesetzt werden, wenn solche Unvernunft seitens der Menschen besteht?

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Canberra hat bereits 100 Prozent Ökostrom und läutet jetzt das Ende fossiler Heizungen ein – Hans-Josef Fell – Botschafter für 100% Erneuerbare Energien

Hauptstädte können eine große Signalwirkung für den Klimaschutz entfachen.
Der Australische Bundesstaat ACT, der im Wesentlichen gleichbedeutend mit der australischen Hauptstadt Canberra ist, gilt seit Jahren als Vorreiter für den Klimaschutz mit Erneuerbaren Energien.
Schon Mitte der Nullerjahre hatte ACT, anders als Australien selbst, auf die feste gesetzlich Einspeisevergütung für Ökostrom gesetzt. Ich selbst hatte damals als Experte in der Anhörung im Parlament die Grundprinzipien und Erfolge des EEG in Deutschland dargestellt. Damals wurde auch das Ziel von 100 Prozent Ökostrom politisch fixiert.
Der Erfolg ist beachtlich: schon seit 2020 wird Canberra zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt. Damit werden fast ein halbe Million Menschen und eine große Wirtschaftsregion mit sauberer Energie versorgt. Dennoch wird der Ausbau von Ökostrom in ACT weiter vorangetrieben, da auch Heizungen und Verkehr vollständig mit Ökostrom elektrifiziert werden sollen. Bereits heute liegt der Anteil der E-Mobile in Canberra mit 20 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt.

Die Stromkunden in Canberra profitieren von einer 100%igen Ökostromversorgung

Auch in Australien steigen die Inflation sowie die Erdgas- und Kohlepreise, was zu steigenden Strompreisen führt. Im kommenden Jahr werden in Australien daher Strompreiserhöhungen von 20 bis 27 Prozent erwartet.
Nicht so in Canberra. Dank der vollständigen Versorgung mit günstiger Solar- und Windenergie liegt die Strompreiserhöhung dort bei nur 4,2 Prozent und damit sogar unter der Inflationsrate. Dadurch spart ein durchschnittlicher Haushalt in Canberra 225 US-Dollar pro Jahr. Im angrenzenden Bundesstaat New South Wales, der weiterhin stark von Erdgas- und Kohleverstromung abhängig ist, muss ein Haushalt hingegen im kommenden Jahr mit einer durchschnittlichen Strompreiserhöhung von 747 US-Dollar rechnen.
Einen besseren Beleg für die kostendämpfende Wirkung von Ökostrom kann es nicht geben.

Canberra zeigt auch, wie schnell eine 100%ige Ökostromversorgung verwirklicht werden kann, wenn eben nicht wie in Deutschland das exponentielle Wachstum des Ökostromausbaus durch kontraproduktive Gesetzesänderungen, wie beispielsweise Umstellungen auf Ausschreibungen, gebremst wird.

Canberra beschließt Verbot neuer Erdgasanschlüsse

Um die Elektrifizierung mit Ökostrom auch im Heizungssektor voranzubringen, hat das Parlament in ACT vor wenigen Tagen ein Verbot für den Neuanschluss von Erdgas beschlossen.

Dieser Beschluss zeigt Parallelen zum Gesetzesentwurf von Minister Habeck zum Auslaufen von Erdöl- und Erdgasheizungen. Auch in Australien hat die der fossilen Wirtschaft sehr zugeneigte Murdoch Presse gegen diesen Beschluss opponiert, genauso wie die Springer-Presse in Deutschland gegen das Gebäudeenergiegesetz (GEG).). Mit Falschaussagen und vielen übernommenen Argumenten aus der Erdgaswirtschaft unterstützte die Murdochpresse die Interessen der fossilen Wirtschaft, genauso wie die Springerpresse in Deutschland.

Doch in ACT blieb die Parlamentsmehrheit aus Labour und Grünen standhaft und verabschiedete das Gesetz. Es ist ihnen klar, dass die absehbaren Preissteigerungen, vor allem beim Erdgas, die Heizungskunden stark strapazieren werden und daher der Umstieg auf Heizungen mit Erneuerbaren Energien aus sozialen Gründen geboten ist. Zudem leidet Australien immer mehr unter Wetterextremen wie katastrophalen Hitzeperioden und Dürren sowie Flutkatastrophen, weshalb der Klimaschutz mehr und mehr ernst genommen wird.

Und die deutsche Hauptstadt Berlin?

In Canberra bedurfte es keines Volksbegehrens um Klimaneutralität und 100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030 anzustreben. Im Parlament selbst wird der Klimaschutz aktiv vorangebracht. In der Bundeshauptstadt Berlin dagegen haben SPD, Union und FDP alles getan, um das Volksbegehren für 100 Prozent Erneuerbare Energien und Klimaneutralität bis 2030 abzuwehren. Leider ist es trotz mehrheitlicher Zustimmung der BerlinerInnen dann an der übergroßen Hürde des Quorums gescheitert.
In Berlin ist auch keine ähnliche Initiative wie in Canberra bekannt, Erdöl- und Erdgasheizungen durch Neubauverbote auslaufen zu lassen.
Damit schädigt die Berliner Hauptstadtpolitik nicht nur das Klima weiter, sondern belastet auch die Geldbeutel der BerlinerInnen mit immer höheren Kosten für Strom und Heizungen aus fossilen Energien wie Erdgas und Kohle, ähnlich wie es bei den Energiekunden in New South Wales der Fall ist. Verantwortungsvolle Berliner Politik hätte wie in der australischen Hauptstadt Canberra Vorreiter sein und 100 Prozent Erneuerbare Energien bis spätestens 2030 angehen müssen. Stattdessen setzt auch die Berliner Landespolitik weiter auf Erdgasheizungen und -kraftwerke, die dann LNG aus Erdgas benötigen, welches auch aus Australien geliefert wird. Die Erdgaspreissteigerungen in Australien werden auch Berlin erreichen. In Canberra setzt man auf den Ausstieg aus dem Erdgas, auch weil es immer teurer wird. In Berlin dagegen setzt man weiterhin auf immer teurer werdendes Erdgas, auch aus Australien. Was für eine verantwortungslose Politik in Berlin. Längst hätte die Hauptstadt Berlin von der Hauptstadt Canberra lernen können, wie man zu 100 Prozent auf Ökostrom umstellt und den Ausstieg aus fossilen Heizungen angeht.

Eine Hauptstadt kann Vorbildwirkung haben

Die Vorbildfunktion einer Hauptstadt hat offensichtlich motivierende Auswirkungen auf das ganze Land. Australien hat von 2019 bis 2022 mit etwa 230 Watt pro BürgerIn mehr in Windkraft und Solarenergie investiert als die Deutschen mit etwa 90 Watt. Andrew Blakers, Wissenschaftler an der National University of Australia in Canberra und Mitglied des Wissenschaftler Netzwerkes der Energy Watch Group, hat erst kürzlich in einem lesenswerten Artikel darauf hingewiesen.

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